Leichenfund - Killer Heat
der Ecke 64. Straße und Madison Avenue dauerte nicht lang. Hellrote Fenstermarkisen und kunstvoll geschnittene Buchsbäume säumten den Eingang, und ich blieb kurz stehen, um meinen Lippenstift aufzufrischen, bevor ich die Empfangshalle betrat.
Die Bar Seine war eine der reizvollsten Örtlichkeiten der Stadt. Die dunkle Holztäfelung verlieh dem Raum einen gediegenen Charme, der durch die gedämpfte Beleuchtung und die leise Musik noch verstärkt wurde. Ich hatte die Bar kaum betreten, als Luc auf mich zukam, um mich zu begrüßen.
» Bon soir , Alexandra.« Er umarmte mich und küsste mich mehrmals auf beide Wangen. »Ich habe mich seit Wochen auf diesen Abend gefreut. Ich wäre gewesen - wie sagt man? désolé . Dafür gibt es kein gutes Wort im Englischen. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du mich versetzt hättest.«
Luc führte mich zu einer Sitzbank in einer Ecke des Raums. Bevor wir uns setzten, hob er meinen Arm in die Luft und drehte mich einmal um meine Achse. »Du siehst hinreißend aus. Ich habe den Fahrer gebeten zu warten, falls wir nach dem Essen vielleicht noch tanzen gehen wollen.«
»Eine gute Idee.«
» Une coupe? «
» Oui, monsieur .«
Auf dem Tisch stand bereits eine Flasche Champagner in einem Kühler. Als der Kellner sah, dass wir uns setzten, kam er herbei, um sie zu öffnen.
»Das ist das Letzte, was ich heute auf Französisch sagen werde.«
Luc hatte sich bei unserer zweiten Verabredung über meinen Akzent lustig gemacht, obwohl ich die Sprache mehrere Jahre lang in der Schule und auf dem College gelernt hatte.
Er hob seine Champagnerflöte und stieß mit mir an. »Wenn du ab jetzt auf alle meine Fragen mit oui antwortest, ist alles in Ordnung. Auf einen wunderschönen Abend!«
Luc hatte eine herrlich verführerische Art. Obwohl Nina ihn auf der Hochzeit für GAI - geografisch absolut inakzeptabel - befunden hatte, nachdem sie erfahren hatte, dass er nur zu Besuch aus Frankreich gekommen war, schwärmte auch sie von seinem Charme und seinem Charisma.
»Hast du Hunger? Hast du zu Mittag gegessen?«, fragte er.
Nach dem Vorfall am Schießstand war ich zu aufgeregt gewesen, um etwas zu essen. »Eine Kleinigkeit wäre nett.«
» Huîtres? «
»Perfekt.«
»Vielleicht nicht so frisch wie die Austern von Larsen’s Fish Market in Chilmark oder die frittierten Muscheln vom Bite, aber besser als nichts.« Luc bestellte zwei Dutzend. »Jetzt erzähl mir von deinem Tag. Warum warst du nicht im Büro?«
»Erzähl du zuerst von deinem. Du hast wahrscheinlich aufregendere Neuigkeiten.«
Luc war achtundvierzig Jahre alt, geschieden und hatte zwei Kinder, die in seiner Nähe wohnten. Er entsprach nicht dem klassischen Schönheitsideal, aber er hatte markante Gesichtszüge - blaugraue Augen, die seine Begeisterungsfähigkeit selbst hinter seiner Nickelbrille zum Ausdruck brachten, und eine lange, schmale römische Nase. Er war groß und schlank, hatte dunkles Haar - um einige Schattierungen dunkler als meins -, und sowohl seine Kleidung als auch sein Auftreten ließen großes Stilbewusstsein erkennen.
»Bisher läuft alles sehr gut«, sagte er. »Momentan ist in meinem Restaurant in Mougins Hochbetrieb. Es ist nicht leicht für mich, im August zu verreisen, aber die Gelegenheit, das Werk meines Vaters fortzuführen, kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen.«
Luc liebte alles, was mit Essen und Kochen zu tun hatte, und sein Lächeln und seine Energie waren ansteckend. Ich selbst konnte mir kaum vorstellen, einen Beruf auszuüben, bei dem sich alles um den Genuss drehte und bei dem es nicht täglich um Leben und Tod ging - so wie in meiner Arbeit oder der Medizin, mit der ich durch meine Eltern von Kindheit an vertraut war.
André Rouget, Lucs Vater, war in den 1960er Jahren nach New York gekommen, wo er in einer notorisch unberechenbaren Branche eine steile Karriere gemacht hatte. Als einer der ersten Starköche eröffnete er in der 50. Straße Ost ein französisches Restaurant, das sich bald den Ruf als eine der besten gastronomischen Adressen des Landes erwarb. Auch unter dem talentierten André Soltner, der das Lutèce übernahm, behielt es seinen Spitzenrang bei, bis es dann fast vierzig Jahre nach seiner Gründung geschlossen wurde.
»Hast du schon eine Immobilie gefunden?«, fragte ich.
»Ich hoffe, alles genauso machen zu können wie mein Vater«, sagte Luc und erklärte, dass sein Geschäftspartner ein Gebäude suchte, das dem ursprünglichen Restaurant sehr
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