Leichenfund - Killer Heat
ihm zu verkuppeln, machte das ohnehin romantische Wochenende noch gefühlsbeladener.
Ich hatte Luc seitdem drei Mal getroffen. Er lebte zwar eigentlich in Mougins, einem kleinen Bergdorf an der Côte d’Azur, kam aber häufig nach New York, wo er das berühmte Restaurant seines Vaters, eines bekannten französischen Gastronomen, wiedereröffnen wollte.
In meiner Wohnung angekommen, schaltete ich die Klimaanlage an und ließ mir sofort ein Duftschaumbad ein. Ich musste eine künstliche Wand aufbauen zwischen den Ereignissen der letzten Woche und meinem Privatleben, das von meiner Arbeit allzu oft in den Hintergrund gedrängt wurde.
Während ich mich auszog, hörte ich meinen Anrufbeantworter ab - alle drei Nachrichten waren von Luc.
Der erste Anruf, von der Ankunftshalle des JFK-Flughafens kurz vor zwölf Uhr mittags, war aufgrund des Handyrauschens nicht zu verstehen. In der zweiten Nachricht, die er mir während der Taxifahrt in die Stadt hinterlassen hatte, wunderte er sich, dass ich, wie er von Laura erfahren hatte, heute den ganzen Tag nicht im Büro sein würde.
»Alexandra, hier ist Luc. Ich mache mir langsam Sorgen, dass einer deiner Fälle unsere Pläne durchkreuzt«, sagte er beim dritten Versuch. Wie immer fand ich seinen französischen Akzent äußerst sexy. »Es ist Freitagnachmittag, und ich muss morgen früh nach Washington. Ich bin den ganzen Nachmittag in diversen Meetings. Bitte ruf mich an. Ich hoffe, den Schlüssel zu einigen deiner Geheimnisse gefunden zu haben, ma chère .«
Auf meinem Schreibtisch auf Martha’s Vineyard hatte ich eine Sammlung alter Schlüssel - von Flohmärkten und Antikläden -, die ich als Briefbeschwerer benutzte. Luc musste sie an dem Wochenende von Joan und Jims Hochzeit gesehen haben.
Ich hinterließ ihm eine Nachricht im Hotel und legte mich dann in die Wanne. Nach einem langen, entspannenden Bad fühlte ich mich besser. Aber ich war viel zu aufgedreht, um schlafen zu können, aufgewühlt von meinen Gefühlen für Luc - Gefühle, die ich seit langem nicht mehr verspürt hatte.
Meine Freundinnen Joan und Nina wollten mir unbedingt dabei helfen, eine Balance zwischen meinem Privatleben und meinem aufreibenden Arbeitsalltag zu finden. Ich liebte meinen Beruf gerade auch deshalb, weil er mich emotional so forderte; aber jemand, der selbst nichts mit Sexual- und Morddelikten zu tun hatte, konnte kaum nachvollziehen, wie überaus befriedigend die Arbeit sein konnte.
Es war zugegebenermaßen eine seltsame Kombination. Wenn ich die Augen schloss und mir vorstellte, Luc zu küssen, musste ich zuerst die Bilder von den beiden Frauenleichen verdrängen. Ich erinnerte mich an jedes Wort, das Luc mir in jener ersten Nacht auf Martha’s Vineyard zugeflüstert hatte, aber selbst in meinen eigenen, ruhigen vier Wänden hatte ich immer noch das Stakkato der Schüsse im Ohr.
Es war viel einfacher und bequemer, seine Zeit nur mit Kollegen und Detectives zu verbringen. Wir brauchten uns nicht erst gegenseitig darüber aufzuklären, wie wir die Traumata, denen wir fast täglich ausgesetzt waren, verarbeiteten. Wir brauchten uns nicht gegenseitig Beifall zu zollen, wenn es uns gelungen war, einem Opfer wieder zu einem halbwegs normalen Leben zu verhelfen, und niemand von uns brauchte sich für seine oft vergeblichen Anstrengungen, die Schuldigen vor Gericht zu bringen, zu rechtfertigen.
Bevor ich mich mit Luc traf, musste ich wenigstens einen Teil dieses Ballasts zu Hause lassen.
Ich schlüpfte in ein trägerloses Sommerkleid aus wasserblauer Seide, das mich jedes Mal, wenn ich es trug, in bessere Laune versetzte. Da ich meine braun gebrannten Beine unter dem knielangen weiten Rock nicht zu verstecken brauchte und es ohnehin zu heiß war für eine Strumpfhose, wählte ich dazu hochhackige, schwarze Lackschuhe mit dünnen Riemchen. Für den unwahrscheinlichen Fall, dass es im Laufe des Abends abkühlte, warf ich mir ein paillettenbesticktes Schultertuch über.
Ich besah mich ein letztes Mal im Spiegel, strich meine Haare zurück und steckte sie mit einer perlenbesetzten Haarspange zu einem lockeren Knoten hoch.
»Eine Limousine wartet auf Sie, Ms Cooper«, sagte der Portier, als ich nach unten kam.
»Danke, Vinny.«
Er hielt mir die Haustür auf und pfiff den Fahrer herbei. »Schön, dass Sie sich den Abend freinehmen. Sie haben in letzter Zeit zu viel gearbeitet.«
Selbst die Portiers wussten, wie es um mein Privatleben bestellt war.
Die Fahrt zu dem eleganten Hotel an
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