Leichenfund - Killer Heat
der kurzen Zeit, seit wir uns vor dem Plaza Athénée verabschiedet hatten, so dramatisch entwickeln würde. Er wiederholte seine Einladung, ihn nach Abschluss der Ermittlungen besuchen zu kommen, und als ich zusagte, spürte ich, wie die Anspannung der letzten Tage etwas nachließ.
Nachdem ich geduscht und mich angekleidet hatte, verbrachte ich die restlichen Nachmittagsstunden mit allerlei alltäglichen Erledigungen, die mich wieder erdeten. Ich wusch Unterwäsche im Waschbecken, kümmerte mich um den Stapel Rechnungen auf meinem Schreibtisch, toastete mir einen English Muffin und rief meine Eltern an, um ihnen zu sagen, dass es mir gut ging.
Um sechs Uhr rief Mercer an. Er hatte seinen Einsatz auf Governors Island beendet, wo er bei den Proben für das Reenactment der Bürgerkriegsschlachten zugesehen hatte. »Alles ruhig an der Militärfanfront.«
»Waren viele Leute da?«
»Über siebenhundert.«
»Ich hatte keine Ahnung, dass diese Veranstaltungen so gut besucht sind. Konntet ihr da überhaupt alle überprüfen?«
»Jeder, der mit der Fähre übersetzen wollte, musste sich in ein Besucherregister eintragen und einen Ausweis vorzeigen. Bei der Rückfahrt zwischen vier und fünf Uhr herrschte ein ziemliches Gedränge, aber so wie’s aussieht, haben sich alle Schaulustigen ausgetragen.«
»Hast du was von Mike gehört?«
»Ich bin gerade auf dem Weg ins Dezernat, bevor ich nach Hause fahre. Peterson hat ein tägliches Briefing angeordnet. Das Erste findet heute Abend um sieben Uhr statt. Wenn du willst, hol ich dich ab.«
»Gern.« Ich musste die Gelegenheit wahrnehmen, solange sie sich mir noch bot. Die Zusammenarbeit mit dem Lieutenant und seinem Team klappte gut, aber wenn die anderen Bezirkskommandanten und die Chefs der Staatspolizei erst einmal eine größere Rolle bei den Ermittlungen spielten, würde man mich wahrscheinlich nicht mehr an den täglichen Einsatzbesprechungen teilnehmen lassen. In anderen Staatsanwaltschaften war es normal, dass die Anwälte hinter den polizeilichen Ermittlern hinterherhinkten, aber Battaglia vertraute darauf, dass seine leitenden Mitarbeiter so eng wie möglich mit dem NYPD zusammenarbeiteten.
Während der Fahrt nach Uptown erzählte mir Mercer von seinem Tag. Er schilderte, wie Dutzende von Männern jeden Alters, mit historischen Militärkostümen bekleidet und mit Waffen aus der Bürgerkriegszeit bewaffnet, auf der geschichtsträchtigen Insel die Schlachten nachstellten.
»Spielt sich das Ganze in einem bestimmten Rahmen ab?«, fragte ich.
»Der Veranstalter ist eine Kulturstiftung, die weiß, wer die Darsteller sind und was sie im Schilde führen. Aber es geht sehr chaotisch zu, und was die Zuschauer angeht, hat niemand einen Überblick. Die meisten kommen einfach aufgrund der Ankündigung in der Zeitung oder im Internet.«
»Und die Kostüme?«
»Die gehören jedem selbst. Mein Ding wäre das nicht, aber die Darsteller sind mit Leib und Seele bei der Sache. Sie haben sich überall Gefechte geliefert, und es gab sogar Trupps mit Bläsern und Trommlern.«
»Was ist mit Frauen?«
»Haufenweise. Ich bin mir nicht sicher, ob auch Armeeprostituierte darunter waren, aber ich habe einige Frauen in Uniform gesehen. Andere hielten Nähkränzchen ab oder verteilten Essensrationen.« Mercer schüttelte bei dem Gedanken an die Veranstaltung den Kopf. »Ich bin nur froh, dass sich niemand unerlaubt von der Truppe entfernt hat.«
Im Morddezernat ging es jetzt deutlich geschäftiger zu als am Morgen. Letzte Nacht waren im nördlichen Manhattan zwei Morde geschehen. Ein Mann, der seiner Frau mit einer Machete die Kehle durchgeschnitten hatte, weil sie, wie er den Cops erzählte, seine Chicken Wings hatte anbrennen lassen, schlummerte friedlich wie ein Baby auf der schmalen Holzbank in der U-Haft-Zelle. Ein anderer, der einen rivalisierenden Drogenhändler erschossen hatte, war mit Handschellen an den Schreibtisch beim Fenster gekettet und zappelte nervös herum, als würde noch die letzte Dosis Kokain durch seine Venen strömen.
Peterson winkte Mercer und mich in sein Büro. Dort saßen außer Mike noch zwei der besten Detectives von der Sonderkommission für Sexualverbrechen, Ned Tacchi und Alan Vandomir, die man aufgrund ihrer Expertise in Bezug auf Serienvergewaltiger in die Taskforce geholt hatte.
Mercer reichte Peterson einen Stapel Blätter. »Vielleicht können Sie davon ein paar Kopien machen lassen. Das ist die Liste der Leute, die heute Vormittag mit
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