Leichenfund - Killer Heat
ihre große Klappe! Mit manchen dieser Männer hat sie... nun ja, über mich und ihre Beziehungen gesprochen. Sie wurde immer unberechenbarer.«
»Sie hat es nicht gut verkraftet, dass Sie mit ihr Schluss gemacht haben, stimmt’s?«
Dylan antwortete nicht.
»Sie müssen einen Riesenschreck bekommen haben, als Amber so plötzlich von der Bildfläche verschwand.«
»Ich habe es nicht einmal gemerkt. Das war doch genau das, was ich wollte. Dass sie nach Idaho zurückgeht.«
»Warum haben Sie sich dann die Mühe gemacht, ihre Wohnung leer zu räumen?«
»Ihre Wohnung leer zu räumen? Reden Sie mit diesem Neandertaler von Hausmeister, der so scharf auf sie war. Das können Sie mir nicht anhängen.«
»Wie das? Sie haben Kiernan die Arbeit doch nicht etwa allein machen lassen?«
Dylan riss die Augen weit auf und begann wieder zu schreien. »Lassen Sie verdammt noch mal den Jungen aus dem Spiel! Er war nie in ihrer Wohnung. Er weiß doch nicht einmal, wo sie gewohnt hat.«
Mike steckte den Zeigefinger ins Ohr und bewegte ihn auf und ab. »Anscheinend stimmt mit meinen Ohren etwas nicht. Coop, hat uns Kiernan da nicht etwas anderes erzählt?«
»Was hat er Ihnen erzählt? Ich tue alles, damit dem Jungen Tür und Tor offenstehen, und dann reitet er sich in die Scheiße? Was hat er gesagt?«
»Entschuldigen Sie, Mr D., aber ich glaube, jetzt haben Sie sich soeben in Ihre geritten.«
»Wo ist er? Lassen Sie mich mit ihm reden.«
»Dazu ist es ein bisschen zu spät. Kiernan hat uns schon wichtige Informationen gegeben, also sollten Sie uns vielleicht einfach sagen, was Sie wissen. Damit wir die Sache richtig einordnen können. Wenn es Ihrem Jungen hilft, umso besser.«
Jimmy Dylan hörte, wie im Flur eine Tür geschlossen wurde und Frankie Sheas Schritte näher kamen.
»Können wir zu ihm?«, fragte Mike den Anwalt.
»Hören Sie, Detective Chapman. Natürlich möchte Kiernan alles tun, um mit Ihren Ermittlungen zu kooperieren. Wie lautet die Anklage gegen ihn?«
»Wir warten noch auf Rückmeldung vom örtlichen Revier, das die Ermittlungen vor Ort übernommen hat. In wie vielen Fällen Verstöße gegen das Jugendschutzgesetz vorliegen und so weiter.«
»Also ist die Aufschrift an der Tür nur Angeberei?« Frankie zeigte auf die goldenen MORDDEZERNAT-Lettern.
»Wir haben drei tote Frauen, und Kiernan Dylan kannte zwei von ihnen.«
Jimmy Dylan holte tief Luft. »Zwei? Wen noch?«
Frankie Shea beachtete Dylan nicht. »Ich befürchte, die lange Fahrt von Downtown hierher und Ihre Einschüchterungsversuche meinem Klienten gegenüber haben uns allen unseren Schlaf geraubt, Ihren Fall aber nicht viel weitergebracht. Er hat Ihnen nichts mehr zu sagen. Von jetzt an rufen Sie zuerst mich an, wenn Sie mit Kiernan Dylan reden wollen.«
»Er kommt also mit mir nach Hause?« Jimmy Dylan lächelte zum ersten Mal, seit er die Wache betreten hatte.
»Nein, Sir. Man wird ihn erst dem Untersuchungsrichter vorführen, aber bis heute Abend ist er wieder auf freiem Fuß«, sagte Shea. »Die Polizei hat nichts gegen ihn in der Hand.«
»Kann ich ihn sehen, bevor Sie ihn mitnehmen?«
Mike stand auf, um den Gefangenen zu holen. Ich wollte ihm meinen ›Ich hab’s dir gleich gesagt‹-Blick ersparen und unterdrückte meinen Ärger über die vertane Chance auf eine gründlichere Vernehmung.
Kiernan kam, gefolgt von Mike, in den Mannschaftsraum.
»Kopf hoch, mein Junge«, sagte Jimmy Dylan. »Du brauchst dich für nichts zu schämen. Du hast nichts falsch gemacht. Du hast eine Bar, in der Alkohol ausgeschenkt wird, und da gehört so was nun mal mit dazu. Cops machen sich gerne wichtig, wenn sie eigentlich etwas Besseres tun sollten.«
Die Augen des jungen Mannes waren feuerrot. Offenbar hatte er während seiner Unterredung mit Frankie Shea geweint. Vielleicht war ihm die ganze Angelegenheit noch peinlicher gewesen, als er von Shea erfahren hatte, dass sich sein Vater in die Ermittlungen eingemischt hatte.
Kiernan ging schnurstracks auf seinen Vater zu. Ich erwartete, dass der aufgewühlte ältere Mann seinen Sohn umarmen und ihm erst später, zu Hause, die Leviten lesen würde.
»Es tut mir wirklich leid, Dad. Ich wollte dich da nicht mit reinziehen.«
»Tu, was Frankie sagt, Kid. Wir -«
»Sag mir, dass es okay ist, was ich gesagt habe, Dad.« Kiernan flehte seinen Vater unter Tränen an.
Ich wandte mich peinlich berührt ab und sammelte meine Notizen ein, während Frankie Shea seinen Mandanten bat, still zu sein und
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