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Leichenraub

Leichenraub

Titel: Leichenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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Schinken da drüben.«
    »Wie wär’s, wenn wir hingehen und seine Bekanntschaft machen?«
    Bei den Austern trafen sie Charles und Edward. »Es gibt wieder etwas Neues über Dr. Berry«, sagte Edward. »Gestern Abend ist er in Lexington gesehen worden. Die Nachtwache sucht jetzt dort nach ihm.«
    »Vor drei Tagen war er in Philadelphia«, steuerte Charles bei. »Und vorgestern in Portland.«
    »Und jetzt ist er in Lexington?« Wendell schnaubte verächtlich. »Der Mann hat tatsächlich Flügel.«

    »So wurde er jedenfalls von gewissen Zeugen beschrieben«, meinte Edward mit einem Seitenblick auf Norris.
    »Ich habe nie behauptet, er hätte Flügel«, protestierte Norris.
    »Aber dieses Mädchen. Dieses törichte Irenweib.« Edward drückte seinen Teller mit leeren Austernschalen einem Dienstmädchen in die Hand und begutachtete die reichhaltige Auswahl anderer Köstlichkeiten. Es gab Pudding in der Form eines Fächers und frischen Kabeljau, mit Salat angemacht.
    »Du musst die leckeren Honigkuchen von unserer Köchin probieren«, riet ihm Charles. »Die habe ich schon immer am liebsten gemocht.«
    »Isst du denn nichts?«
    Charles zog ein Taschentuch heraus und tupfte sich die Stirn. Sein Gesicht war stark gerötet, als hätte er getanzt, dabei hatte die Kapelle noch gar nicht angefangen zu spielen. »Ich fürchte, ich habe heute Abend keinen Appetit. Es war bis vor Kurzem noch eiskalt hier drin. Mutter hat ordentlich Holz nachlegen lassen, und jetzt denke ich allmählich, dass sie es etwas übertrieben haben.«
    »Ich finde es gerade angenehm.« Edward wandte sich ab und schenkte einer schlanken Brünetten, die gerade vorüberschwebte, ein strahlendes Lächeln. »Entschuldigt mich bitte. Ich glaube, mein Appetit hat sich auf andere Genüsse verlagert. Wendell, du kennst doch dieses Mädchen? Möchtest du mich ihr nicht vorstellen?«
    Während Edward und Wendell der brünetten Schönheit nacheilten, musterte Norris Charles kritisch. »Bist du krank? Du siehst aus, als hättest du Fieber.«
    »Ich fühle mich auch eigentlich nicht gut genug, um heute Abend hier zu sein. Aber Mutter hat darauf bestanden.«
    »Ich bin ziemlich beeindruckt von deiner Mutter.«
    Charles seufzte. »Ja, diese Wirkung hat sie auf jeden. Ich hoffe, du hast nicht auch noch ihre Rede über Frauen als Ärztinnen über dich ergehen lassen müssen.«

    »Doch, zumindest teilweise.«
    »Die müssen wir uns alle ständig anhören, am meisten mein armer Onkel. Er sagt, es würde einen Aufstand geben, wenn er es je wagte, eine Frau am College aufzunehmen.«
    Die Musiker stimmten jetzt ihre Instrumente, und es fanden sich bereits die ersten Paare, während andere Gäste noch auf der Suche nach einem Partner waren.
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass ich mich auf mein Zimmer zurückziehe«, sagte Charles und trocknete sich erneut die Stirn. »Mir geht es wirklich gar nicht gut.«
    »Was ist denn mit deiner Hand passiert?«
    Charles sah auf den Verband hinunter. »Ach, das ist dieser Schnitt von der Autopsie neulich. Die Hand ist ein bisschen angeschwollen.«
    »Hat dein Onkel sie sich schon angesehen?«
    »Wenn es noch schlimmer wird, zeige ich sie ihm.« Charles wandte sich zum Gehen, doch zwei lächelnde junge Damen versperrten ihm den Weg. Die Größere der beiden, mit dunklen Haaren und einem Kleid aus hellgrüner Seide, sagte: »Wir sind ganz böse auf dich, Charles. Wann besuchst du uns denn endlich mal wieder? Oder hat es einen bestimmten Grund, dass du uns die kalte Schulter zeigst?«
    Charles stand nur da und glotzte die beiden an. »Es tut mir leid, aber ich weiß beim besten Willen nicht...«
    »Ach, nun schlägt’s aber dreizehn«, rief die kleinere der jungen Damen. »Du hast doch versprochen, im März zu kommen, oder hast du das schon vergessen? Wir waren ja so enttäuscht, als dein Onkel ohne dich in Providence ankam.«
    »Ich musste für die Prüfungen lernen.«
    »Du hättest trotzdem kommen können. Es war doch nur für zwei Wochen. Wir hatten eigens für dich einen geselligen Abend geplant, und dann bist du nicht gekommen.«
    »Das nächste Mal, ich verspreche es!«, sagte Charles, der es eilig hatte, sich zu verabschieden. »Wenn die Damen mich jetzt bitte entschuldigen würden. Ich fürchte, ich habe ein wenig Fieber.«

    »Wirst du denn nicht tanzen?«
    »Ich fühle mich heute Abend ein bisschen schwerfällig.« Er blickte sich verzweifelt zu Norris um. »Aber ich darf euch mit einem meiner begabtesten Kommilitonen bekanntmachen,

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