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Leichenraub

Leichenraub

Titel: Leichenraub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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den Achseln. »Kannst du nicht sehen, dass du mich bei meiner Trauer störst?«
    »Geh jetzt zu ihr, solange du noch kannst. Solange sie noch am Leben ist.«
    »Von wem redet die denn, Schätzchen?«, fragte die Frau und zupfte Eben am Ärmel. Der widerliche Gestank ihrer faulen Zähne wehte Rose ins Gesicht, und ihr wurde fast übel.
    »Von meiner Frau«, knurrte Eben.
    »Du hast mir nicht gesagt, dass du’ne Frau hast.«
    »Dann sag ich’s dir eben jetzt.« Er trank einen Schluck Rum.
    »Wie kannst du nur so herzlos sein?«, rief Rose. »Es ist sieben Tage her, dass du sie zuletzt besucht hast. Du bist nicht einmal gekommen, um deine eigene Tochter zu sehen!«
    »Ich hab ja schon schriftlich auf meine Rechte als Vater verzichtet. Die Damen vom Säuglingsheim können sie gerne haben.«
    Sie starrte ihn entsetzt an. »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
    »Wie soll ich denn für das Balg sorgen? Es ist der einzige Grund, weshalb ich deine Schwester geheiratet habe. Das Weib war schwanger, da hab ich eben getan, was sich gehört. Aber ein unbeschriebenes Blatt war die nicht mehr.« Wieder zuckte er mit den Achseln. »Die werden schon ein gutes Zuhause für sie finden.«

    »Sie muss bei ihrer Familie sein. Ich werde sie selbst großziehen, wenn es sein muss.«
    »Du?« Er lachte. »Du bist doch erst vor ein paar Monaten über den Teich gekommen und weißt gerade mal, wie man mit Nadel und Faden umgeht.«
    »Ich weiß genug, um für mein eigen Fleisch und Blut zu sorgen.« Rose packte ihn am Arm. »Steh auf. Du wirst mit mir kommen.«
    Er schüttelte sie ab. »Lass mich in Ruhe.«
    »Steh auf, du Bastard.« Mit beiden Händen zerrte sie an seinem Arm, bis er schwerfällig aufstand. »Sie hat nur noch ein paar Stunden zu leben. Auch wenn du sie anlügen musst, auch wenn sie dich gar nicht hören kann, du wirst ihr sagen, dass du sie liebst!«
    Er stieß sie weg und stand einen Moment lang schwankend da, mit benebeltem Hirn und wackligen Knien. Alle Gespräche in der Schenke waren verstummt, und nur das Knistern des Kaminfeuers war zu hören. Eben blickte sich um und sah all die missbilligenden Blicke, die auf ihn gerichtet waren. Alle hatten sie den Wortwechsel mit angehört, und es war klar, dass hier niemand Verständnis für ihn hatte.
    Er nahm Haltung an und bemühte sich um einen höflichen Ton. »Ist doch kein Grund, mich gleich so anzukeifen. Ich komme ja mit.« Er zog seine Jacke gerade und rückte den Kragen zurecht. »Ich wollte nur noch mein Glas austrinken.«
    Mit hoch erhobenem Kopf ging er zur Tür, stolperte über die Schwelle und trat hinaus auf die Straße. Rose folgte ihm. Draußen war der Nebel so dicht, dass die Feuchtigkeit durch Mark und Bein zu dringen schien. Sie waren erst ein paar Schritte gegangen, als Eben unvermittelt zu ihr herumfuhr.
    Der Schlag ließ sie taumelnd zurückweichen. Schwankend fiel sie gegen eine Hausmauer; ihre Wange pochte, und der Schmerz war so heftig, dass ihr schwarz vor Augen wurde. Den zweiten Schlag sah sie nicht einmal kommen. Seine Wucht schleuderte sie zur Seite, sie fiel auf die Knie und spürte, wie das eiskalte Wasser ihren Rock durchtränkte.

    »Das ist für die Frechheiten, die du mir vor allen Leuten an den Kopf geworfen hast«, knurrte er. Er packte sie am Arm und schleifte sie über das Kopfsteinpflaster in einen engen Durchgang.
    Ein weiterer krachender Schlag traf ihren Mund, und sie schmeckte Blut.
    »Und das ist für die vier Monate, die ich dich ertragen musste. Immer hast du ihre Partei ergriffen, immer habt ihr beide euch gegen mich verbündet. Meine Zukunft ist ruiniert, nur weil sie sich hat schwängern lassen. Meinst du, sie hätte nicht drum gebettelt? Meinst du, ich hätte sie verführen müssen? O nein, deine ach so tugendsame Schwester hat es selber gewollt. Hatte keine Scheu, mir zu zeigen, was sie zu bieten hatte. Aber die Ware war verdorben.«
    Er hievte sie hoch und stieß sie gegen eine Mauer.
    »Also spiel mir hier nicht die Unschuld vom Lande vor. Ich weiß, was für eine verkommene Sippe ihr seid. Ich weiß, was du willst. Dasselbe, was deine Schwester gewollt hat.«
    Er warf sich auf sie und drückte sie so fest an die Mauer, dass sie sich nicht mehr rühren konnte. Von den Schlägen war sie derart benommen, dass sie nicht die Kraft aufbrachte, ihn von sich zu stoßen. Sie spürte, wie er hart wurde, als er sein Becken an ihres presste, spürte seine Hand, die ihre Brüste begrapschten. Dann riss er mit einem Ruck ihr Kleid

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