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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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gespielt hat, weiß auch nichts?«
    »Nichts Genaues«, Gerster schnippt die Asche ab, obwohl keine dran ist, »sie hat uns die Namen von einigen genannt, die auch mit ihr gesprochen haben, aber alles nur Smalltalk. Und die, die wir bisher überprüft haben, sind alle mehr oder weniger abgesichert anderweitig nach Hause gefahren …«
    »… bis auf den einen Luffi, da …«, Röhrig dazwischen.
    »… ja, gut. Einer von ihren Mitstudenten, der hat kein astreines Alibi und ist auch ’n komischer Typ. Den vernehmen wir morgen noch mal ’n bisschen eingehender. Müssen wir mal sehen.« Er lehnt sich zurück, nimmt einen Schluck Cola. Scheint ja von der Spur nicht gerade überzeugt zu sein. Aber Gerster kann man das zutrauen.
    Sonst ist nichts mehr. Ulla fragt noch die Überstunden von gestern ab, trägt in die Liste ein.
    »Hast du noch was?«
    »Ne, eigentlich nicht. Warten wir morgen mal das Presseecho ab, und vielleicht haben die vom LKA ja schon ein paar Informationen.«
    »Die meisten haben wahrscheinlich noch zu tun. Bis morgen.« Sie schließt ihre Mappe.
    Stühlerücken. Stroter leert noch die Aschenbecher.
    19 Uhr 50
    Am Fenster in der sechsten Etage ist man auf gleicher Höhe mit den Tauben auf den Simsen der Kirche zwei Straßen weiter. Die Hinterhöfe liegen schon im Schatten. Auf einem kleinen Balkon grillt ein Dicker in Bermudas und Schiesser-Feinripp große Fleischlappen.
    Überm Horizont schiebt sich langsam ein Flugzeug in den Abendhimmel, die Sonne wird rötlich vom Rumpf des Jets reflektiert.
    Wenn das ’n Ibiza-Bomber ist, haben die Prolos jetzt schon den dritten Whisky intus, wenn lau, dann jau. Das war noch was, früher am Flughafen. Zu zweit einen Tri-Star abfertigen. Zweihundert Kniebeugen, zweihundert mal locker in den Schritt gefasst, vierhundert nasse Achseln. Wenn die von Mallorca zurückkamen, warn die schon immer so stramm, dass die auf dem Förderband für die Koffer Karussell fuhren. Lange her.
    In einem der Hinterhöfe hängt eine Frau Wäsche auf.
    Der Fahrstuhl ist da.
     
    Im Bereitschaftsraum der Wache läuft der Fernseher. Wie immer. MTV. Ein Obermeister sitzt in der Ecke, isst eine Pizza, liest Neue Revue.
    »Kann ich mal kurz die Lokalnachrichtem im Dritten sehen?«
    Er blickt auf, kaut, nickt.
    Haben schon angefangen.
    Erst ein Bericht über Schweinepest im Bezirk, dann Salmonellen im Kindergarten.
    Beckmann kommt reingeplatzt.
    »Nachrichten schon angefangen? Oh, Konstantin.«
    Der Arsch. Passt ihm wohl nicht, dass ich hier bin.
    »War der Bericht schon?«
    »Bis jetzt noch nicht. Vielleicht kommt ja auch gar nichts.«
    »Ooch, bestimmt. Bis jetzt haben die doch immer was gebracht, bei jeder MK.«
    Wenn du was damit zu tun hast, ist was los.
    »Ich habe heute Morgen den Bericht in der Zeitung gelesen, du sicherlich auch. Darüber müssen wir uns noch unterhalten. Am besten gleich nach den Nachrichten im Zimmer vom Chef. Da is jetzt keiner mehr.«
    Er tut unwissend.
     
    Die Schwarzhaarige am Bildschirm sagt den Bericht über den Mord an. Aber nur das Übliche, nichts Besonderes. Tatort von außen, Pressekonferenz, Interviews mit Nachbarn. Noch ein Schwenk in der Totalen und dann Aufnahmen aus dem TO-Zimmer. Die Nummerntafeln sind noch aufgestellt.
    »Was ist das denn. Hast du die da reingelassen?«
    »Du, die standen plötzlich in der Tür. Die Schutzis aufm Flur waren schon weg, da müssen die reingekommen sein und schnell den Schwenk gemacht haben.«
    Die Kamera fährt in Großaufnahme auf die blutige Wolldecke.
    »Beckmann, verarsch mich nicht. Ist das vielleicht ’n flüchtiger Schwenk?«
    »Kann auch ’n bisschen länger gedauert haben. Als ich’s gemerkt habe, dass sie drin warn, habe ich sie jedenfalls gleich achtkantig rausgeschmissen.«
    Der Kollege packt seinen Pizzakarton zusammen, wirft ihn in Richtung Abfalleimer neben der Tür, verfehlt und geht raus.
    »In der Zeitung heute Morgen bist du auch zitiert worden, jetzt dieser Bericht, und morgen seh ich dich vielleicht live in den Tagesthemen.«
    »Sei nicht so laut …«
    »Bei der MK Brosig damals hast du die Fotografen auch reingelassen. Ich weiß nicht, was dich dazu bewegt, ich kann es nur vermuten, und du weißt, dass ich nicht wegen jedem Schiss zum Leiter ZKB laufe, aber wenn das in einer meiner MKs noch einmal passiert, leite ich ein DO ein, glaub’s mir. Und trete dir in den Arsch.«
    Er bleibt sitzen.
    Die Tür knallt nicht, weil der Pizzakarton dazwischen gerät. Schade.
    Das hat bestimmt die ganze

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