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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Ulla.
    »Wie lange wird das dauern?«
    »Oh, das kann ich Ihnen nicht sagen, möglicherweise ein, zwei Stunden.«
    »Ach Herr Kirchenberg, dann seien Sie doch so nett und kommen gleich für ein paar Minuten herunter. Es wird ja nicht lange dauern, ja.«
    Er legt auf.
    »Gib mal ’ne Zigarette. Ob der glaubt, dass man am zweiten Tag einer MK nichts anderes zu tun hat, als sich nach dem Zeitplan eines überflüssigen Präsidenten zu richten?«
    »Was ist denn das für’n Termin mit den Obduzenten, weiß ich ja gar nichts von.«
    Sie wirft erst die Zigarette, dann das Feuerzeug.
    »Ich habe auch keinen Termin mit denen. Konstantin hat gelogen. Der soll mal merken, dass nicht alles nach seiner Mütze geht.«
    »Und das hat er geschluckt?« Brokamp mampft seine Currywurst/Pommes.
    »Ne, hat er nicht. Ich soll jetzt sofort kommen, tue ich aber nicht. Welche Nummer hat der Präses?«
    Ulla blättert im Verzeichnis.
    »Viermal die eins!« Sie lächelt genüsslich.
    »Ist doch wohl ’n Witz, die Nummer.«
    »Vorzimmer des Präsidenten, Schrader, guten Tag.«
    »Kirchenberg, Mordkommission. Frau Schräder, der Präsident hat mich gebeten, ihm jetzt kurz zur Verfügung zu stehen. Mir ist urplötzlich eine nicht aufschiebbare Sache dazwischengekommen, ich muss dringend raus. Richten Sie ihm das bitte aus. Ich melde mich morgen wieder.«
    »Ich werd’s ihm ausrichten, Herr Kirchenberg.«
    »Auf Wiedersehen.«
    »Auf Wiederhören.«
    »Vom Lügen kriegt man so ’ne Nase«, Ulla zeigt mit den Händen die Länge.
    »Vielleicht verlängert sich ja bei dir was anderes. Solltest du vielleicht noch ’n bisschen öfter lügen, hä hä.« Schmidt aus dem Hintergrund. Ach, Schmidt.
    17 Uhr 30
    Auf dem Weg zum Besprechungsraum kommt Grete aus dem Fahrstuhl, zieht ihren zweirädrigen kleinen Karren hinter sich her. Grauer Mantel, roter Hut, Aidsschleife.
    »Mensch, Grete, auch mal wieder im Lande?«
    »Ach Herr Kirchenberg, Sie sind wieder da.« Sie zieht die Brauen hoch, macht ein ängstlich wichtiges Gesicht.
    »Schon wieder, Grete? Aber wir haben sie doch grade vor zwei Monaten abgelenkt.«
    Sie zieht die Stirn in Falten, reißt die Augen groß auf.
    »Ja, aber dieses Mal sind es andere. Sonst waren es grüne, diese jetzt sind mehr rötlich.«
    Aus der Tasche an ihrem Karren holt sie einen alten Joghurtbecher mit Deckel.
    »Ich habe wieder ein paar eingefangen, zur Analyse.« Die junge Durchläuferin sieht die Alte zweifelnd an.
    »Weißt du was, Grete, du fährst jetzt wieder runter, gehst zu den Kollegen in Uniform und lässt dich zur Kriminalwache bringen. Die sind heute zuständig für rötliche Strahlen.«
    »Und die haben auch das Gerät zum Ablenken?«
    »Haben die auch.«
    Sie nickt mit ernstem Gesicht, steckt den Becher ein und steigt in den Fahrstuhl. Die Durchläuferin bewegt die linke Hand vor der Stirn hin und her.
    »Das war Grete. Einmal im Monat muss sie entstrahlt werden. Die Kunst dabei ist, nicht zuständig zu sein. Aber irgendwer findet sich eigentlich immer.« Sie lacht. Schöne Zähne.
     
    Der Kreis um den großen Tisch im Besprechungsraum ist geschlossen. Verqualmte Luft. Ein lauter Lacher, Glowatzki. Ulla setzt sich mit ans Kopfende, ordert einen Aschenbecher. Sie raucht, bietet eine an. Muss morgen auch mal eine Schachtel kaufen, ewige Schnorrerei.
    »Tja, seid gegrüßt. Es fehlt, glaub ich, nur ein Team, aber die haben ’ne längere Vernehmung im Krankenhaus. Außerdem wollte Altenkamp anschließend nach Hause, der hatte irgendwas Wichtiges vor, ne?« Ulla nickt.
    »So viel Neues gibt es von mir aus nicht. Die Untersuchungen beim LKA sind erfahrungsgemäß erst in einigen Tagen so weit, vielleicht kann ich morgen bei Dr. Kürfel telefonisch vorab ein bisschen was erfahren.
    Die Aussage der Zeugin Wierwich, der Mitbewohnerin, hat nichts gravierend Neues ergeben. Die ist ziemlich umfangreich, sollte sich jeder bei Gelegenheit mal durchlesen, vielleicht ergibt sich aus eurem Hintergrund ’n Ansatzpunkt. Vom Opfer wissen wir noch nicht viel mehr. Sportlicher Typ, kein auffallend großer Bekanntenkreis, für ’ne Studentin ziemlich normal. Nach Aussage der Wierwich auch kein besonders ausschweifendes Sexualleben. Die Leute aus dem Umfeld sind z. T. schon überprüft, das wird morgen aber noch fortgesetzt. Ihr habt doch heute die Eltern vernommen, nicht?«
    Glowatzki nickt.
    »Sag ich gleich noch was dazu.«
    »Gut. Ich habe mir den Tatortbefundbericht noch mal eingehend vorgenommen, danach ist die

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