Leichensache
Schuhspur tatsächlich sehr vielversprechend, außerdem haben wir einige auswertbare Fingerspuren, die müssen natürlich noch abgeglichen werden.
Aufgrund der Presse sind auch schon ein paar Hinweise aus der Bevölkerung gekommen. So auf den ersten Blick ist keine hundertprozentige Spur dabei. Ein paar sind, glaub ich, auch schon abgeklärt. Hören wir gleich noch was dazu.«
Einige nicken.
»Tja, das war’s von mir. Hat einer was ganz Besonderes?« Gegenseitiges Anschauen, Schulterzucken, zaghaftes Kopfschütteln.
»Komm, Ernst, vorn links fängt an.«
Stroter gibt Zeichen zu seiner Durchläuferin, die schüttelt die blonden Locken.
»Okay. Wir waren heute fast den ganzen Tag mit ’ner Hundertschaft Bereitschaftspolizei unterwegs. Die haben den gesamten Weg bis zum Flussufer abgesucht und dann noch von da aus jeweils einen Kilometer in beide Richtungen, aber absolut Fehlanzeige. Durch den Guss am Dienstagabend ist da nichts mehr zu holen. Im Kleingartengelände waren wir auch noch, aber da musst du ja echt vorsichtig sein, dass du nicht auf die Beete trittst, sonst kriegst du ruck, zuck ’ne Forke ins Kreuz. Da gibt es Leute, das glaubt man nicht.«
Gelächter.
»Jedenfalls war auch da nichts. Wir haben noch – soweit es ging – Befragungen durchgeführt, aber alles negativ. Die meisten von denen sind allerdings auch am Wochenende im Garten. Müssten wir dann vielleicht noch mal nachfragen. Sonst noch was?«
Er blickt zur Durchläuferin, die schüttelt den Kopf.
»Peter und Werner.«
Brokamp schlägt seine grüne Gewerkschaftsmappe auf und blättert.
»Heute Morgen haben wir erst mal die beiden Opas aus der Siedlung vernommen. Die wohnen Hölderlinweg, also zwei Straßen weiter, und wollen so gegen Mitternacht ein Motorengeräusch gehört haben, was von ’nem Moped stammen könnte, das mit heulendem Motor Richtung Hauptstraße wegfuhr. Beide können sich allerdings zeitlich nicht genau festlegen. Ist wahrscheinlich auch nicht so prickelnd, die Spur. Heut Nachmittag haben wir dann im Wohngebiet gegenüber noch mal Klinken geputzt und Handzettel und Phantombilder verteilt. Müssen wir morgen mal abwarten, was da kommt.«
»Irgendwas kommt morgen bestimmt, wir haben nämlich auch das erste Mal ’ne Pressemitteilung rausgegeben mit einigen detaillierten Abfragen. Da kommt mit Sicherheit was.«
Ulla fragt weiter ab. »Klaus.«
Glowatzki zieht eine Grimasse.
»Tja, wir haben ja nun die absolute Superspur, nämlich alle Knastologen ausfindig machen, die einschlägig in Erscheinung getreten sind und zur Tatzeit Urlaub hatten. Das wusste ich bisher auch nicht, aber es ist unglaublich schwierig, das herauszufinden. Anne kann das bestätigen.«
Anne nickt und schiebt die Lippen nach vorne. Sieht aus wie der Mund der ganz jungen Brigitte Bardot. Glowatzki erzählt weiter.
Die hat auch so ’ne Kindausstrahlung, aber das passt zu Glowatzki. Der ist ’n richtiger Papatyp. Die Durchläufer mögen den. Typisch, dass der in dieser Behörde kein Bein an die Erde kriegt. Der hat sich aber auch nie auf Ränkespiele eingelassen, letzt ist der Zug abgefahrn.
»… war der Vater vom Opfer zu ’ner richtigen Gefühlsäußerung gar nicht in der Lage, ganz anders als die Mutter, die war echt fertig. Wenn ihr mich fragt, der Alte ist ein richtig arroganter Sack.« Anne nickt, zieht die Stirn in Falten. »Von der Seite ist jedenfalls nach diesem ersten Eindruck nicht viel Brauchbares zu erwarten.« Glowatzki ist fertig.
»Ist eigentlich genau klar, dass die an dem Abend alleine nach Hause gefahren ist? Ich meine wegen der Spuren im Fahrzeug und an der Sporttasche.« Beckmann hängt wie ein Sack auf dem Stuhl, die Hände überm Bauch gefaltet.
Gerster schüttelt den Kopf. »Ne, hundertprozentig klar ist das noch nicht. Sie hat mit ’ner Kommilitonin bis zehn Squash gespielt. Die ist dann nach Hause gefahren, weil sie noch lernen wollte, und Kerstin ist dann noch da geblieben, weil wohl noch einige da waren, die sie kannte. Aber da sind wir noch dran. An dem Abend waren circa fünfzig Gäste da, wovon die Squashspieler noch am leichtesten über die Reservierungsliste nachzuvollziehen sind. Die anderen müssen wir uns so nach und nach zusammenfragen, das kann noch zwei Tage dauern.« Er steckt sich eine Stuyvesant an. »Der Wirt und der Kellner meinen jedenfalls übereinstimmend, sie hätten sie vermutlich zwischen halb zwölf und zwölf alleine rausgehen sehen.« Er hebt die Hände.
»Und die, mit der sie
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