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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Tour gehört. Haben se wieder die richtige Meinung von der Kripo. Aber egal, dem ist jetzt wenigstens einiges klar geworden.
    Der Wachhabende kommt aus dem Schreibraum und lächelt gekünstelt.
    »Cool bleiben, Konni.«
    »Das war mal nötig, Egon.«
     
    Auf der Toilette ist es drückend warm. Jemand hat ’ne alte Praline liegen lassen.
    Der Superorgasmus der schwarzen Liebesgöttin.
    Ob’s Leute gibt, die so was ernsthaft lesen?
    Deutschland-Report: In Dresden sind die Hausfrauen am schärfsten.
    Mein Gott, was für ein Schrott.
    Die Blonde geht so einigermaßen.
    Aber der Rest.
    Na ja, die beiden hier auch.
    Oh Mann, Wet T-Shirt. Diese beknackte Playboy-Erotik. Was für Silikongebirge, und Nippel wie Fußballstollen. Wer kauft sich bloß so was? Die Potenz-Diät. Echt was für Geistlose.
    Auch nicht schlecht, die Schwarze. Ganz schöne Muschi.
     
    Warte mal. Wenn Egon Nachtdienst hat, ist heute doch die Dora-Tour dran. Dann müsste Herbert doch auch da sein. Das Toilettenpapier ist hart und kratzt.
     
    Am Wachtisch vergibt Egon einen Einsatz.
    »Ist Herbert Braun heute Nacht auch im Dienst?«
    »Der müsste im DGL-Raum sein.« Egon zeigt mit dem Daumen nach hinten.
    Die Tür zum DGL-Raum ist offen, Herbert schreibt etwas.
    »Hallo Herbert, alles ruhig an der Front?«
    Blöder Begriff.
    »Konstantin, lange nicht gesehen«, er lächelt, »alles ruhig. Was macht die MK, habt ihr schon was?«
    »Ne, wir sind ja mal gerade zwei Tage dran, und wie es aussieht, isses keine Beziehungstat. Kann länger dauern.«
    »Ich habe gestern kurz mit den Leuten von der Berta-Tour gesprochen, aber bei der Fahndung war wohl nicht mehr drin in der Nacht?«
    »Ne, außerdem fing es ja auch furchtbar an zu regnen, das hat dem Täter auch geholfen.«
    Er verschränkt die Hände hinter dem Kopf.
    »Wird schon noch klappen. Komm doch mal wieder vorbei, Elisabeth würde sich sicher auch freuen.«
    »Die nächsten Tage bestimmt nicht, aber danach denk ich mal dran. Ruhigen Dienst noch.«
    »Dir auch, und viel Erfolg.«
     
    Der Flur in der sechsten Etage ist dämmrig. Helmuts Zimmer ist leer.
    Der könnte seine Schreibtischunterlage auch mal wieder wechseln. 345675.
    »Braun.«
    »Kirchenberg, Guten Abend.«
    »Konni, du lebst noch? Lange nichts von dir gehört.«
    »So lange nun auch wieder nicht. Zwei Wochen isses her. So was vergisst du?«
    »Gib nicht so an. Wo bist du, im Dienst?«
    »Ja, wir haben ’ne MK.«
    »Ich hab’s gelesen. Die Studentin, ne? Dann biste ja richtig im Stress, oder?«
    »Schon, aber für ’nen Schluck Sekt heute Abend könnte ich ein Stündchen abzweigen.«
    »Schlimmer Finger. Du hast auf den Dienstplan geschaut, was?«
    »Hm, hm.«
    »Irgendwann fliegen wir auf, mein Lieber.«
    »Aber nicht heute Abend.«
    »Ich muss morgen aber früh raus.«
    »Ja, ich auch. Aber ’n kleiner Schluck ist doch drin, oder?«
    »Dann komm aber nicht so spät.«
    »Jetzt isses halb neun. So gegen zehn.«
    »Okay. Da fällt mir ein – du musst Sekt mitbringen, wenn du welchen willst. Ich habe meinen letzten gestern ausgetrunken.«
    »Mach ich. Bis dann.«
    Jetzt fehlt nur noch die Ausrede für Ulla. Irgendwas mit der Verwandtschaft, das ist immer so schön dringend.
    Der könnte echt mal seine Schreibtischunterlage wechseln.
    21 Uhr 05
    Die Stadt ist noch ziemlich voll. Die meisten Fußgänger schleppen Einkaufstüten.
    Sener hat sein Neonschild schon eingeschaltet. Drinnen sitzt ein Gast am Ecktisch, isst, liest Zeitung. Ayse steht hinterm Tresen. Weißes T-Shirt, der Latz der blauen Schürze spannt sich über den Brüsten. Die Haare sind zum Pferdeschwanz gebunden, roter Haarreif. Sie blickt freundlich.
    »Hallo, was darf‘s sein?«
    »Ich wollte eigentlich nur ’ne Flasche Sekt kaufen.«
    Ob sie mich wiedererkennt? Bestimmt nicht.
    »Da haben wir nur zwei Sorten. Asti Cinzano und MM.«
    Sie dreht sich zum Regal und reckt sich nach den Flaschen auf dem oberen Brett. Der dicke Pferdeschwanz schwingt schwer hin und her, das rote Gummi umfasst die Haare fest am Ansatz, gibt nur ein paar dünnen Strähnchen Freiheit, einige Haare kleben am schweißfeuchten Nacken. Der weite Ärmel des T-Shirts fällt beim Hochgreifen zurück, zarter dunkler Flaum auf den braunen Armen.
    »Ich nehme MM, der andere ist mir zu süß.«
    »Mir auch.«
    Sie zieht die Nase kraus, stellt die Flaschen auf den Tresen.
    Sieht die gut aus.
    »Fünf Euro neunzig.« Lächeln. »Mein Onkel ist übrigens nicht da. Er musste mal dringend für zwei Stunden

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