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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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sie den Mist immer noch machen.
    »Eine versuchte sexuelle Nötigung. Gestern in den frühen Abendstunden wollte die Geschädigte, eine zwanzigjährige Studentin, per Anhalter die Kanalstraße Richtung Autobahn fahren. Sie wurde von dem siebenunddreißigjährigen Beschuldigten in dessen Mercedes 190 mitgenommen. Schon kurze Zeit später wurde der Beschuldigte handgreiflich, wogegen sich die Geschädigte wehrte. Der Täter zog dann ein Messer unter dem Sitz hervor, was sie ihm entreißen und aus dem Fenster werfen konnte. Als der Beschuldigte kurze Zeit später in einen Waldweg einbog, ließ sie sich in einer Kurve aus dem Auto fallen. Nachdem der Fahrer kurz anhielt, fuhr er mit hoher Geschwindigkeit Richtung Naherholungsgebiet davon. Die Geschädigte, die nur einige Schürfwunden erlitten hatte, trampte daraufhin zur Polizei und erstattete Anzeige, das Kennzeichen hatte sie abgelesen. Bei der anschließenden Fahndung wurde der Täter in seiner Wohnung festgenommen. Er ging in U-Haft. Bei einer Nachsuche konnte das Messer ebenfalls gefunden werden.«
    Allgemeines Gemurmel.
    »Wer weiß, vielleicht hat sie ja was Schönes verpasst?«
    Der dicke Jahn von hinten, feistes Grinsen. Britta dreht sich um, sagt nichts, schüttelt den Kopf. Vier Wohnungseinbrüche, zwölf aufgebrochene Pkw.
    »Zum Schluss habe ich noch eine Vermisste. Seit vorgestern von zu Hause abgängig ist die siebzehnjährige Gülnor Tepe. Sie hat das Haus nach einem Familienstreit verlassen und trägt Blue Jeans, ein weißes T-Shirt, eine schwarze Lederjacke und Turnschuhe. Gülnor ist einsachtundsechzig groß und schlank.«
    »Noch.« Wieder der dicke Jahn, wieder einige leise Lacher.
    Britta dreht sich um.
    »Warst du eigentlich irgendwann mal schlank, oder bist du schon als Wildschwein auf die Welt gekommen?«
    Jahn kann nicht wechseln, winkt ab.
    »Emanze.« Mit Verspätung.
     
    Der Leiter ZKB kommt, Udo stockt kurz. Er setzt sich in die erste Reihe, macht eine Handbewegung, weitermachen.
     
    »Aus den Kommissariaten hat man mir zwei Berichte angekündigt. Paul in einem Betrugsverfahren und Konstantin, du wolltest etwas zu der MK Baum sagen.«
     
    Paul von den WIKRI-Leuten steht auf.
    »Ja, wir hatten Dienstag eine größere Durchsuchungsaktion gemeinsam mit der Steuerfahndung bei der Fa. EUROPAN. Eigentlich die übliche Vorgehensweise. Die hatten inseriert und eine lukrative Kapitalanlage angepriesen, bis zu sechsunddreißig Prozent Rendite per anno. Professionell aufgemacht das Ganze mit plausiblem Modell, schickem Hochglanzprospekt und gewandtem Auftreten der Mitarbeiter. Die Anlagen wurden entweder auf einmal eingezahlt oder aber per Ratensparvertrag auf zwei Jahre ausgelegt. Gelder sind bisher nicht zurückgeflossen. Nach jetzigem Kenntnisstand können wir von mindestens tausend Geschädigten ausgehen, die genaue Schadenssumme ist noch nicht bekannt, dürfte sich aber im zweistelligen Millionenbereich bewegen.«
    Er setzt sich. Gemurmel.
     
    »Danke, Paul. Konstantin.«
     
    »Ja, kurz ’n paar Sätze zu der MK Baum. In der Nacht zu Mittwoch ist die MK alarmiert worden. In der Schillerstraße war die dreiundzwanzigjährige Gudrun Wierwich, Studentin, gegen 00.30 Uhr von einem ca. zweistündigen Spaziergang mit ihrem Hund in ihre Wohnung zurückgekehrt. Als sie das Zimmer ihrer Mitbewohnerin, der siebenundzwanzigjährigen Kerstin Baum, betreten will, steht sie einem jungen Mann gegenüber, der – vermutlich wegen des großen Hundes – wieder in das Zimmer zurückläuft und durch die offene Terrassentür flieht. Die Zeugin findet dann das Opfer tot auf dem Bett, an die Pfosten gefesselt, halb bekleidet und mit zahlreichen Messerstichen in Brust und Rücken, wobei zumindest einige der Rückenstiche nach Aussage des Obduzenten postmortal gesetzt worden sein können.
    Der Täter ist vermutlich durch die geöffnete Terrassentür in das Zimmer gelangt, wo das Opfer wahrscheinlich schon im Bett lag. Soweit wir wissen, war Kerstin Baum am Tatabend von ca. 20.00 Uhr bis 23.30 Uhr im Squash-Center ›Quick‹ und hat dort gespielt. Davor war sie den Nachmittag über an der Uni gewesen. Die Zeugin war von 18.15 Uhr bis gegen halb elf zu Hause und hat dann mit dem Hund einen Spaziergang gemacht, bis sie eben gegen halb eins nach Hause kam.
    Der genaue Tathergang ist noch unklar, todesursächlich war aber ein Stich, der den Herzbeutel verletzt hat. Das Opfer ist jedoch auch gewürgt worden, außerdem hat es Schnittverletzungen an der Scheide.

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