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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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geachtet habe. Da er von den Seminarteilnehmern namentlich nur
    Jessica Bohlmann und
    Julia Achenbach
    nennen konnte, wurde mit ihm vereinbart, dass beim nächsten Seminartermin durch den Unterzeichner und PMin/KKBin Lühsi die Seminarteilnehmer persönlich angesprochen und befragt werden. Dieser Termin ist der 17.09.02.
    Stroter, KHK
     
    Das ist morgen. Na ja, warten wir mal ab, aber da werden bestimmt auch keine anderen dabei sein als die, die wir schon kennen oder vernommen haben.
    Ullas rote Haare gegenüber ragen genau an den unteren Rand der drei Bilder von Kerstin an der Wand dahinter, das Phantombild hängt höher, verdeckt einen Teil der roten Linie, Kerstins letzte Fahrtstrecke auf der Stadtkarte. Ein dicker, roter Punkt, viele Linien.
    Der Kopf. Leichtes Hämmern in der Gegend über dem Ohr. Stroter und Heike schleichen herein, dahinter Altenkamp, liest im Gehen, sortiert Blätter.
    »Manche Leute haben Ideen. Ich glaub, die wollen nur mal ein bisschen mit der Polizei quatschen, hab ich den Eindruck. Das wird sich nie ändern. Einer will seinen Nachbarn anzeigen, der ist zwar schon dreiundfünfzig, hat aber immer ’ne gefleckte Soldatenhose an, außerdem hat er mal seinem Hund – dem vom Anrufer – einen Eiszapfen in den Arsch gesteckt …«
    »… macht man doch nicht …«
    »… ne, macht auch Hämorrhoiden hä, hä. Aber hier«, er wedelt mit einem Blatt, »die Münsteraner schicken ein Fax. Da hat in einem Vorortkaff in der Nähe ein Rentner in einem Müllcontainer Gummistiefel gefunden«, er stockt, macht ein Gesicht, als ob er noch nicht fertig wäre.
    »Komm, Heinz, mach’s nicht so spannend«, Ulla beißt von der Seite, eine Kippe im Mundwinkel, die Asche fällt ab.
    »Also, Opa Pommerenke bessert sich seine Rente damit auf, dass er in einem und um so einen Mietsblock nach dem Rechten sieht, Wege fegen und so. Der Container steht da wohl auf dem Gelände.« Er wirft sich in Siegerpose. So wie der grient, hat der doch bestimmt noch was.
    »Gummistiefel gibt’s viele, Heinz, das heißt noch gar nichts, und das weißt du auch. Müssen ja nicht die aus dem Schuppen sein.«
    »Müssen nicht, aber können. Die von Opa Pommerenke sind ziemlich neu und Größe 44, das passt schon mal. Dann haben sie noch an der Innenseite nachträglich eingestanzte Lochnieten.«
    Alle schauen sich an, Ulla kramt sofort in der Spurenakte, blättert eilig, dann langsamer, nimmt eine Spur, liest.
    »Von Nieten steht da nichts, aber müssen wir Herrn Meinert noch mal fragen.« Sie nimmt den Hörer, wählt. Alle Blicke auf Ulla.
    »Ja, Wiesing, Mordkommission, Morgen, Frau Meinert. Ist Ihr Mann zu Hause? Im Garten? Ja, bitte.« Warten. Ulla wiegt ungeduldig den Kopf, zieht den Hörer wieder heran.
    »Ja, guten Morgen, Herr Meinert. Wiesing von der Mordkommission. Herr Meinert, ich hätte da noch eine Frage bezüglich der bei Ihnen gestohlenen Gummistiefel, äh«, sie unterbricht, hört zu, »ja, hm, könnte auch sein, aber wir gehen trotzdem davon aus, erst mal, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte. Dass die Stiefel neu waren, hatten Sie gesagt, aber gab es da sonst noch eine Besonderheit, irgendwas Ungewöhnliches?« Pause. Nicken, einige Ähs. »… kann Ihr Bruder mehr dazu sagen, ja, wohnt in der Wohnung oben, aha. Kann ich den dann noch mal sprechen?« Pause. Sie nimmt die Zigarette, zwei tiefe, schnelle Züge, sie zieht den Hörer wieder heran, schnell. »Herr Meinert, ja? Ist gerade beim Nachbarn! Gut. Kann er mich sobald wie möglich zurückrufen?« Pause, tiefer Lungenzug. »Ja, genau, das ist die Nummer, und 1173 ist meine Durchwahl. Ja, wenn’s geht, so schnell wie möglich. Wiederhören.« Sie seufzt tief, drückt die Kippe aus, verbrennt sich den Daumen.
    »Rentner-WG. Er ist beim Nachbarn, ruft gleich zurück.«
    Altenkamp steht wie auf dem Sprung, wird langsam entspannter.
    »Ich hol mir erst mal ’nen Kaffee.« Er geht zügig, nimmt das Fax mit. Ulla zieht die Augenbrauen hoch, macht die Augen weit auf.
    »Wenn die von Meinert auch gelocht sind, klingt es nicht schlecht.«
    »Warten wir erst mal ab. Keine geistige Kraft unnötig verschleudern. Aber gehen wir mal davon aus, die sind tatsächlich gelocht, welche anderen Möglichkeiten gäbe es dann noch, außer der, dass es die vom Täter benutzten Stiefel sind?«
    Ullas Augen wandern von links nach rechts, dann nach oben, sie schüttelt den Kopf, lässt sich zurück in die Lehne fallen. »Alle machen das so, zum Aufhängen oder was weiß ich,

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