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Leichensache

Leichensache

Titel: Leichensache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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sehen.
    »Konni«, weicher Tonfall, er sieht wieder aus dem Fenster, dreht den Kopf, »danke fürs Zurückkommen.«
    »Alles klar.« Tür zu.
    Der Kopf, der Kopf. Das ist ein Tag.
    9 Uhr 40
    Brokamp kommt rein, legt einige Seiten ins Eingangskörbchen, sieht in seinem Fach nach, geht wieder. Helmut sieht durch die Tür, wartet ab.
    »Konni, hast du gleich ’n paar Minuten Zeit. Der Präsident hat mich angerufen, ich brauch nur ein paar Fakten«, er nickt zustimmend, »ja ja, ich weiß, der kann einem auf den Sack gehen. Aber damit ich ihm irgendwas erzählen kann, okay?«
    Meinetwegen, gleich.
    Ulla gegenüber locht Spurenblätter, ordnet. Vor sich mindestens zehn zerfledderte Stapel.
    »Die Telefonumleitung war genau die richtige Maßnahme. Hier hat schon bestimmt ’ne halbe Stunde keiner mehr angerufen, man kommt richtig zu was.« Sie will einen Stapel lochen, hat Schwierigkeiten, den Hebel der Lochmaschine runterzudrücken, flucht leise.
    Erst lesen oder erst zu Helmut? Lesen!
     
    Bericht
    Die Überprüfung der Gäste im Squash-Center »Quick« am Tatabend ist vorerst abgeschlossen. Es konnten namentlich 52 Gäste ermittelt werden. Davon hatten 42 für die Tatzeit abgesicherte Alibis. Weitere fünf Personen (Spuren 117 bis 121) hatten für die Tatzeit kein Alibi. Die dort durchgeführten Ermittlungen konnten jedoch einen Tatverdacht zum jetzigen Zeitpunkt ausschließen. Bei den restlichen Personen handelt es sich um Gäste, die zz. nicht greifbar sind. Zum einen befinden sie sich nach Auskunft von Angehörigen nachweislich auf Urlaubsreisen (Spuren 99, 105, 110), oder aber sie sind beruflich unterwegs (Spuren 88 und 124).
    Alle noch nicht Überprüften sind sowohl schriftlich als auch über angehörige Personen mündlich umgehend nach ihrer Rückkehr zur Vernehmung vorgela den.
    Stroter, KHK
     
    Die hat den Täter da nicht getroffen, ne ne. Der ist mit Sicherheit durch die offene Verandatür gekommen. Die Wierwich hat doch gesagt, er ist einfach abgehauen, obwohl der die Tür nach dem Eindringen bestimmt geschlossen hat. Wahrscheinlich wollte Kerstin bei dem Regen frische Luft reinlassen nach der Hitze. Und von der Straße ist auch gut zu erkennen, dass da ’ne Terrassentür ist, kann man zwar nicht reingucken, braucht aber nur kurz übern Zaun zu steigen. Eigentlich ideal. Aber was macht man zu der Zeit in so einer Siedlung, wenn man da nicht wohnt? Leute besuchen? Einbrechen? Frauen beim Ausziehen beobachten? Zufällig vorbeikommen, so als Abkürzung mit dem Rad?
    Helmut wartet.
    »Bin bei Helmut.« Ulla nickt.
    Der Kaffee treibt. Auf der Toilette riecht es nach Zigarettenrauch. Eine Tür ist abgeschlossen, dahinter steigen dünne Rauchfäden auf. Die Spülung geht nicht, schon wieder. Der Seifenspender ist leer.
    Heute Abend rasieren, sonst wird das wieder so mühsam, wenn die so lang werden. Blöder Pickel da an der Nase. Müde Ringe unter den Augen. Einmal kurz die nassen Hände ins Gesicht, schön kühl. Kein Handtuch im Spender.
    Helmuts Tür steht auf, er telefoniert. Warten. Bei dem sieht’s auf dem Schreibtisch auch immer aus, als wenn er die Sachen mit dem Winkelmesser ausrichtet, alles 90 Grad. Und blitzblank.
    Helmut nickt in kurzen Abständen, zustimmendes Räuspern ins Telefon, spielt mit der Rechten an der Gummifalz der Schreibtischunterlage, wischt irgendwas mit dem Handrücken vom Tisch.
    »Genauso, ja.« Pause. »Ja, Wiederhören.« Er legt auf.
    »Das war schon der Präsident. Ich hab ihm einfach irgendwas erzählt nach meinem Kenntnisstand. Er war zufrieden.«
    »Alles klar.«
    »Wie sieht’s sonst aus? Ich hab gestern die ›Aktuelle Stunde‹ gesehen.«
    Ehrlich sein?
    »Na ja. Heute ist der siebte Tag. Zwei Gute mussten wir schon aussortieren, den Letzten gestern. Ich hoffe, bei der Fernsehfahndung ist noch was dabei, da ist heute nämlich ’ne ziemliche Lawine reingekommen. Das müssen wir aber erst mal sichten. Altenkamp nimmt im Augenblick noch auf. Im Visier haben wir ihn aber noch nicht.«
    Helmut lehnt sich zurück, schiebt die Unterlippe vor, atmet tief ein.
    »Das klappt schon noch, immer positiv denken. Manchmal sind es die blödesten Zufälle, aber das muss ich dir ja nicht erzählen.« Er rutscht wieder nach vorne, nimmt sich eine Akte. Das war’s dann wohl. Mann, der Kopf.
    Auf der Bank vor dem Vernehmungszimmer ein Mann und eine Frau. Um die fünfzig, elegant und teuer gekleidet. Die Frau mit traurigen Augen, der Mann mit arrogant leerem Gesicht. Ulla allein im Zimmer,

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