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Leichenschänder

Titel: Leichenschänder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jürgen Benvenuti
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Kettenraucher, wegen Betrugs angezeigt wurde und noch am selben Tag aus der Stadt verschwand.
    „Aber Sie sind nicht gekommen, um mit mir über meine Befindlichkeiten zu plaudern, habe ich recht?“, sagte Franziska Rosauer, warf mir einen neckischen Blick zu und setzte die Tasse mit einstudierter Grazie an ihren gelifteten Mund.
    „Ich bin hier, um ein aktuelles Foto von Ihnen aufzunehmen. Für die Reportage über christliche Werte.“ Ich drückte meine Zigarette aus und wagte mich an den Kaffee. Er schmeckte hervorragend.
    „Ach, diese unsägliche Reportage“, sagte sie mit einem Seufzer und schüttelte den Kopf. „Wissen Sie, ich persönlich halte nichts von dieser neuen konservativen Strömung, die sich anscheinend gerade zu einer Art Trend entwickelt. Aber ich spreche bald für eine Rolle in einer Rosamunde-Pilcher-Schmonzette vor, und da kann es nicht schaden, ein konservatives Image zu haben.“
    Ich trank den Kaffee aus und ließ meinen Blick über das Bücherregal gleiten, das eine gesamte Wandbreite einnahm. Fast alles, was von Leuten, die nie lasen, als Klassiker der Moderne bezeichnet wurde, war vorhanden. Dazu kamen zahlreiche zeitgenössische Romane und diverse Sachbücher. Ein nicht unbeträchtlicher Regalbereich war mit englischen und französischen Büchern gefüllt.
    „Haben Sie die alle gelesen?“, fragte ich.
    „Natürlich“, sagte Franziska Rosauer und lächelte mich entwaffnend an. „Geben Sie’s zu, Sie dachten, die stehen nur zu Dekorationszwecken hier.“
    „Na ja …“
    „Ist schon in Ordnung. Die meisten Menschen sehen in mir nur das blonde Dummchen, das sich mit zweitklassigen Filmen und Serien über Wasser hält. Dabei spielte ich früher Hauptrollen in anspruchsvollen Produktionen.“
    „Was ist passiert?“
    „Ich wurde vierzig.“ Sie lachte humorlos. „Von da an ging’s bergab.“
    Da ich ausnahmsweise nicht wusste, was ich sagen sollte, hielt ich die Klappe.
    Franziska Rosauer räusperte sich und sagte: „Ich denke, wir sollten anfangen.“
    „Gut“, sagte ich und holte meine Kamera aus der Tasche.
    „Ich mache mich noch rasch ein bisschen zurecht“, sagte Franziska Rosauer. „Dauert nicht lange. Versprochen.“ Sie verschwand im Bad und kam nach wenigen Minuten zurück. Sie trug ein glänzendes schwarzes Nichts, das zugleich streng und aufreizend wirkte. Ihr helles Haar war straff nach hinten gekämmt und in ihrem Gesicht konnte ich nur einen Hauch von Puder ausmachen. Ansonsten war sie ungeschminkt.
    Sie sah atemberaubend aus.
    „Passabel?“, fragte sie und drehte eine schwungvolle Pirouette.
    „
Mucho
passabel“, sagte ich, was ihr ein Lächeln entlockte.
    „Sagen Sie mir einfach, was ich tun soll.“
    Ich umkreiste sie ein paar Mal, ließ meinen Blick durch die luftige Wohnung schweifen und sagte: „Stellen Sie sich vor das Bücherregal und schauen Sie ganz entspannt in die Kamera.“
    Sie platzierte sich vor dem Regal und ich verschoss einen Vierundzwanziger-Film mit ihrem hübschen Gesicht.
    „Das war’s“, sagte ich, als ich fertig war.
    „Was glauben Sie, wie sind die Fotos geworden? Ganz ehrlich.“
    „Eins A.“
    „Wirklich?“ Sie strahlte mich an.
    Ich nickte. Im Gegensatz zu dem Schrott, den ich sonst fabrizierte, waren diese Bilder richtig gut geworden, das wusste ich.
    Franziska Rosauer meinte, sie müsse sich kurz frischmachen, und verschwand im Bad. Ich packte meine Kamera ein, setzte mich aufs Ledersofa und rauchte eine Zigarette. Dann fiel mir ein, dass ich noch einen Anruf machen wollte.
    Ich ging zum Badezimmer, klopfte an die Tür und sagte: „Kann ich kurz Ihr Telefon benutzen?“
    Die Tür öffnete sich und Franziska Rosauer stand vor mir, nur mit einem Lächeln bekleidet. „Natürlich“, sagte sie. „Tun Sie sich keinen Zwang an.“
    Ich betrachtete ihren kurvigen Körper und sagte: „Ich werde mich kurz fassen.“
    „Lassen Sie sich so viel Zeit, wie Sie möchten.“
    Ich schloss die Badezimmertür, ging zurück ins Wohnzimmer und rief Chefinspektor Wachtelgruber an.
    „Hallo?“, brummte es aus dem Hörer.
    „Ich bin’s, Breitmaier von
Voll Dran!
.“
    „Ah, der Journalist mit dem empfindlichen Magen. Was gibt’s?“
    „Das wollte ich Sie fragen. Irgendwas Neues im Fall Andergast?“
    „Nur ein paar anonyme Hinweise und Verdächtigungen, aber nichts Konkretes.“
    „Was ist mit der Flüssigkeit, die auf dem Boden gefunden wurde?“
    „Unser Labor arbeitet daran. Kann aber noch ein Weilchen

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