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Leichenschrei

Titel: Leichenschrei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicki Stiefel
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gebeten, sie nach Hause zu bringen, um nicht ihren Jeep nehmen zu müssen, stimmt’s?«
    Joy nickte. »Sie hatte ein bisschen zu viel getrunken, und in dem Zustand fuhr sie nie.«
    »Dann hat sie angefangen zu malen«, sage ich. »Das hat sie immer gemacht, wenn sie frustriert war. Sie selber haben mir das mal gesagt. Sie hat an dem Ölgemälde mit den zwei Mädchen gemalt. Ich dachte, dass darauf Laura und Annie zu sehen sind. Dabei sind Sie das andere Mädchen. Da hat sie Ihnen auch von der Schwangerschaft erzählt, richtig?«
    Joy lehnte den Kopf an die Hauswand. Mit einer Hand rieb sie über die Schnalle des Jugendstilgürtels, genau wie Annie. War das erst gestern gewesen?
    »Haben Sie und Drew auf dem schwarzen Stein miteinander geschlafen, Joy?«
    »Ja. Es war Sommer und sehr heiß, und für mich war das die wunderbarste Nacht meines Lebens.« Ihre Lippen zitterten. »Tolles Wunder, was?«
    »Sie waren so vorsichtig, Joy. Haben Lauras Festplatte gelöscht, die satanische Medaille benutzt, die Briefe geschrieben. Sie sind echt gut, wenn es um Details geht.«
    Sie richtete sich auf. »Das bin ich in der Tat«, sagte sie stolz.
    »Nur konnten Sie leider nicht widerstehen, den vertrockneten Pinsel zurück in das Terpentinglas zu stellen. Warum haben Sie die Babys auf die Bäuche gemalt?«
    »Sie hat es nicht fertig gemalt, verstehen Sie das nicht? Es sollte aber fertig sein, damit wir wieder wie Zwillinge waren.«
    Herrgott. »Sie müssen großen Schmerz empfinden.«
    »Schmerzen?« Sie lachte. »Was wissen Sie schon über Schmerz. Sie haben doch kein Kind. Sie können sich nicht vorstellen, wie das ist, sie groß und stark und klug werden zu sehen, nur damit sie dann dahinwelken, so wie Drew. Mein Sohn wird vor mir sterben. Stellen Sie sich das mal vor.«
    Das konnte ich, und es machte mich traurig, aber die Angst überwog. Wieder deutete sie mit der Pistole auf den Garten hinter dem Haus und befahl mir, mich zu bewegen. In der Ferne kläffte ein Hund. Ich erschauderte. Hank war zu krank, um nach mir zu sehen. Noah? Ich hoffte, dass er nicht tot war.
    »Sie sind über den Wagen draufgekommen, stimmt’s?«, fragte Joy.
    »Die Reifen an Ihrem LeBaron waren nicht mehr platt. Sie planen alles. Und Sie sind wirklich clever, Joy. Aber sie haben vergessen, die Luft wieder aus den Reifen zu lassen. Warum sind Sie nicht einfach zu Fuß zu Drew gegangen?«
    »Ich musste doch Scooter mitnehmen. Wissen Sie, Drew hat nämlich nie kapiert, dass Scooter von ihm ist. Als er am Wegdriften war, habe ich es ihm gesagt. Den Ausdruck auf seinem Gesicht hätten Sie sehen sollen. Diese blöden Reifen.«
    »Es war nicht nur der Wagen. Wenn er lacht, sieht Scooter genauso aus wie Drew als Kind.«
    »Ich habe befürchtet, dass es Ihnen irgendwann auffällt.
    Sie haben so viel rumgeschnüffelt und mit allen möglichen Leuten geredet. Sogar mit Drew. Deshalb hab ich auch ihr Büro verwüstet. Und ich habe Ihnen den Finger geschickt, um Sie an den Killer in Boston zu erinnern, von dem ich gelesen habe. Ich dachte, dass Sie dann die Finger von der Sache lassen.«
    »Das hat nicht gereicht.«
    »Ich hoffte, die Katze reicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Hat irgendwie Spaß gemacht, sie da zwischen den Steinen einzuklemmen. Sie war so hilflos, genau wie Drew und Laura und Gary. Sie haben mich alle unterschätzt. Ich habe Will prophezeit, dass Sie heute hier rauskommen würden. Und dann haben Sie angerufen. Wenn Sie es nicht getan hätten, hätte ich es gemacht. Die Auseinandersetzung mit Noah hatte ich nämlich auch genau geplant. Ich hatte gehofft, das würde Sie ablenken. Dass Sie den Zusammenhang nicht durchschauen.« Sie schürzte die Lippen. »Schade, dass es nicht geklappt hat.«
    Wirklich schade, ja. »Warum haben Sie Drew nicht sofort umgebracht?«
    »Das wäre nicht fair gewesen, da ja Lauras Schwangerschaft allein ihre Schuld war. Ich war so … wütend auf sie. In jener Nacht sollte sie mir eigentlich versprechen abzutreiben und sich bei mir entschuldigen. Das war alles. Aber jedes Mal, wenn ich die Abtreibung erwähnte, hat sie Nein gesagt.«
    Ich fragte mich, ob Joy das Messer davor oder danach in Lauras Bauch gerammt hatte. »Haben Sie deshalb zugesehen?«
    »Sie verstehen mich wirklich «, sagte Joy mit Nachdruck. »Wenn Sie gesagt hätte, dass sie abtreibt, und wenn sie sich entschuldigt hätte, wäre alles gut gewesen. Aber Laura war ja schon immer ein Dickkopf. Also habe ich selber für die Abtreibung gesorgt.«
    Bei der

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