Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mennigen
Vom Netzwerk:
vom Strand mit denen der verschwundenen Frauen aus Massachusetts vergleichen lassen«, griff Cotton den Vorschlag auf. »So erfahren wir mit Sicherheit etwas über deren Identität.«
    »Lassen Sie mich bei der Ergreifung des Mörders mithelfen«, bat Carnahan. »Ich möchte dabei sein, wenn diese Bestie endlich hinter Schloss und Riegel wandert.«
    »Was macht Sie so sicher, dass ausgerechnet wir den Mörder zur Strecke bringen könnten?«, wunderte sich Decker.
    »Weil Sie ihm nähergekommen sind als vermutlich irgendein Ermittler vor Ihnen. Außerdem wurde das Versteck seiner Opfer gefunden. Ich denke, es ist kein Zufall, dass die Frauen auf dieser Insel beerdigt wurden. Ihr Mörder plante oder plant möglicherweise noch etwas mit ihnen.«
    Nach dem Mittagessen verbrachten sie den Nachmittag vor dem Feuer am offenen Kamin. Cotton erkundigte sich: »Kennen Sie vielleicht eine gewisse Amy, eine junge Kellnerin, die im Coffeeshop arbeitet?«
    »Nur vom Hören«, antwortete Carnahan. »Ich komme relativ selten in die Stadt. Aber diese Amy muss ein nettes Mädchen sein.«
    »Ja, das ist sie«, bestätigte Cotton.

9
    Der nächste Morgen begann so bitterkalt wie die vergangenen beiden Tage. Allerdings hatte es aufgehört zu schneien. Zwar jagte der Sturm immer noch graue Wolken über die Insel, doch der Blizzard hatte sich ausgetobt.
    Das Röhren eines Motors riss Cotton vor Sonnenaufgang aus dem Schlaf. Er trat an das mit Raureif überzogene Fenster und taute mit dem Handballen ein Guckloch in die Eisblumen.
    Unten vor dem Haus durchschnitten die Scheinwerfer eines Schneepflugs die Dunkelheit. Scheinbar mühelos fräste das Gefährt eine Fahrbahn durch die sich auftürmenden Schneeverwehungen. Ein paar Meter vor der Treppe stoppte das Fahrzeug. Der bärtige Fahrer schaltete das Licht aus, ließ den Motor aber weiter im Leerlauf tuckern. Er kletterte schwerfällig vom Sitz und stapfte mit seinen dicken Stiefeln durch die Schneewehen, die sich am Fuß der Treppe gesammelt hatten. Auf dem Weg die Stufen hinauf gab der Mann einen Schwall von Flüchen von sich, weil er beinahe ausgerutscht wäre.
    Vor der Haustür angekommen, hämmerte er mit der Faust dagegen und rief mit tiefer Reibeisenstimme: »He, Spencer. Komm raus. Ich verlange Genugtuung.«
    Es dauerte einige Minuten, ehe der verschlafene Hausbesitzer öffnete.
    »Was soll der Lärm, Bob?«, gähnte er müde im Morgenmantel. »Und was verlangst du?«
    »Genugtuung«, wiederholte der Gefragte. »Dafür, dass ich dir den Weg von der Straße bis zur Garage freigeräumt habe. Eine Tasse Kaffee wäre dafür das Mindeste, oder?«
    Carnahan ließ den Mann ein und schloss die Tür hinter ihm.
    Ein Stockwerk darüber stellte Cotton fest, dass die Stromversorgung und somit die Heizung immer noch nicht funktionierte. Er hätte sich zu gerne eine Dusche gegönnt, ohne dass man ihn danach aus einem Eisblock herausmeißeln musste.
    Decker war bereits wach. Sie kniete unten im Wohnraum vor dem offenen Kamin und versuchte, Holzscheite ans Brennen zu bringen. Hinter ihr betrat der Fahrer des Schneepflugs das Zimmer.
    »Hübsche Aussicht hast du hier, das muss man dir lassen, Spencer«, meinte er mit Blick auf Deckers Kehrseite.
    Decker erhob sich und sah einen rundlichen Mann Ende vierzig mit dickem Bart und breitem Grinsen. Er hatte sich in eine wattierte Winterjacke, eine gefütterte Mütze und warme Fäustlinge gepackt.
    »Guten Morgen«, grüßte sie. »Mister …?«
    »Meine Freunde nennen mich Bob.« Aus einem unerfindlichen Grund brach er dabei in Gelächter aus. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, setzte er eine Unschuldsmiene auf. »Wenn Sie mir jetzt noch Ihren Vornamen nennen, Lady, hätten wir einen guten Grund, Brüderschaft mit einem Glas Champagner zu trinken.«
    »Äh … Bob, das ist Special Agent Decker vom FBI«, versuchte Carnahan die für die Agentin etwas peinliche Situation zu entschärfen.
    »Oh, Sie sind das? Ja, ich hab von Ihnen und Ihrem Kollegen gehört. Der ganze Ort spricht davon, wie Sie unseren Sheriff bei der Arbeit behindern.«
    Decker verkniff sich eine Antwort, rollte nur genervt mit den Augen.
    »Was führt dich her, Bob?«, fragte Carnahan.
    »Neuigkeiten. Der Bürgermeister lädt alle Gemeindemitglieder für heute Abend zwanzig Uhr zu einer Krisensitzung in die Kirche ein. Damit du es mit deiner Klapperkiste überhaupt bis zur Landstraße schaffst, habe ich ein bisschen Schnee von den Fahrbahnen geräumt. Und das hier hab ich dir auch noch

Weitere Kostenlose Bücher