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Leichensee

Leichensee

Titel: Leichensee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Mennigen
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Zeichen setze und das Ruder aus der Hand gebe, tanzt uns dieser Provinz-Ordnungshüter die ganze Zeit auf der Nase herum.«
    Cotton warf im Vorbeigehen einen Blick in eines der Löcher, das frisch ausgehoben worden war. Tief unten ragte ein merkwürdig gebogenes Ding aus dem Sand, das sich bei näherer Betrachtung als Teil eines menschlichen Rückgrats entpuppte.

3
    Cotton fuhr mit Decker über die Brücke zurück nach Martha’s Vineyard. Ihr Hotel befand sich im Herzen von Edgartown, einer malerischen Stadt mit viktorianischen Häusern und gusseisernen Straßenlampen. Sie parkten den Wagen in einer nahen Tiefgarage. Anschließend checkten sie am Empfang des Hotels ein und ließen das Gepäck auf ihre Zimmer bringen.
    Eine Stunde später traf Cotton sich mit Decker in einem kleinen Bistro neben der Rezeption. Sie waren die einzigen Gäste. Aus einem Lautsprecher rieselte Loungemusik. Die Agents nahmen an einem Tisch Platz und bestellten jeder einen Espresso.
    »In den Nachrichten kam vorhin, dass für die nächsten Tage ein Schneesturm in dieser Gegend erwartet wird«, wusste Decker zu berichten. »Das setzt uns bei der Ermittlung etwas unter Zeitdruck.«
    »Wie gehen wir weiter vor?«
    »Ich habe gerade mit Mr High telefoniert und ihn über den Stand unserer Ermittlungen informiert. Im Moment ist es ihm leider unmöglich, ein Team Forsensiker herzuschicken. Das wird frühestens in drei Tagen geschehen. Er lässt aber umgehend die FBI-Datenbanken checken, ob in den vergangenen vierzig Jahren Urlauberinnen auf Chappaquiddick oder Martha’s Vineyard verschwunden sind. Das wird bei länger zurückliegenden Fällen ein schwieriges Unterfangen sein. Viele Spuren sind bestimmt längst vom Zahn der Zeit zerstört. Aber einen anderen Ansatzpunkt haben wir nicht. Wir beide sehen uns morgen mal Chappaquiddick an und befragen diskret die Einwohner, ohne dabei etwas von den Leichenfunden durchblicken zu lassen.«
    »Ich frage mich, wieso in all den Jahren niemand misstrauisch geworden ist, wenn so viele Frauen nicht von ihrer Reise nach Hause zurückgekehrt sind.«
    »Vergessen Sie nicht, dass es bis jetzt keine Hinweise auf ein Verbrechen gab«, sagte Decker. »Für das plötzliche Verschwinden von Leuten kann es viele Gründe geben. Es muss nicht immer Mord oder Entführung im Spiel sein. Manche brechen alle Brücken hinter sich ab, um als Aussteiger irgendwo ein neues Leben zu beginnen.«
    Cottons Blick verriet Skepsis. »Sollte Ihre Theorie von den ermordeten Urlauberinnen richtig sein, würde der Täter seine Opfer auf Chappaquiddick aussuchen, töten und dann verscharren. Ist Ihnen noch nicht der Gedanke gekommen, dass die Frauen nicht zwangsläufig auf den Inseln ermordet worden sein müssen?«
    »Meinen Sie, irgendwer karrt die Leichen mit einem Auto oder einem Boot bei Nacht und Nebel vom Festland her an?«
    »Warum nicht?«
    »Wäre ziemlich kompliziert.«
    »Ja, aber auch effektiv. Wäre uns der Zufall nicht zu Hilfe gekommen, wer weiß, wie viele Jahre die Ermordeten noch unentdeckt an dem Strand geblieben wären.«
    Nachdem sie den Fall zur Genüge durchgekaut hatten, ohne zu einem Ergebnis zu kommen, verließen sie das Hotel und machten sich auf die Suche nach einem Restaurant. Auf der Straße blies ihnen ein eisiger Wind salzige Meerluft entgegen. Es war bereits später Nachmittag, und die Dunkelheit brach über die Insel herein. Neben einem Buchladen und einer kleinen Einkaufspassage fanden sie ein ansprechendes Restaurant.
    Die Agents hatten Glück, ein Tisch am Fenster war noch frei. Sie bestellten einen Fischteller, der hauptsächlich aus Shrimps und Austern bestand, dazu einen passenden Wein. Als der Kellner ihre leeren Teller abräumte, ertönte der Klingelton von »Mission Impossible« aus Deckers Handtasche. Mit leichtem Stirnrunzeln zog sie ihr Smartphone heraus und reichte es Cotton. »Wenn das dieser Sheriff Pearce ist, zu einem Gespräch mit dem habe ich jetzt keinen Nerv. Sagen Sie ihm, ich wäre tot. Der provinzielle Hohlkopf sieht uns nicht als Hilfe, sondern als Störfaktor.«
    Cotton warf einen Blick auf das Display. »Das ist nicht unser Freund von der hiesigen Polizei, sondern jemand mit New Yorker Vorwahl. Und es ist nicht das FBI.«
    »Was?« Decker riss ihm das Smartphone aus der Hand und drehte es so um, dass sie die Anrufnummer erkennen konnte. Sie ignorierte Cottons erwartungsvollen Blick, schaltete das Smartphone aus und steckte es in ihre Tasche zurück. »Sehen wir zu, dass wir

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