Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
nicht.
– Deshalb wollen wir ja auch Urlaub machen.
– Ich verstehe.
– Ist eigentlich alles ganz einfach, oder?
– Genau, Max, und deshalb solltest du sie bumsen.
– Bitte was?
– Du solltest diese Leftera bumsen.
– Und du solltest jetzt deine Klappe halten.
– Spricht doch nichts dagegen, oder?
– Bitte, Baroni.
– Ich würde mich für dich freuen, Max.
– Nur weil ich dir helfe, musst du dich nicht um mein Sexleben kümmern.
– Leftera ist ein schöner Name.
– Ja, schön für sie.
– Aber sie gefällt dir doch, oder?
– Sie ist Obduktionsassistentin.
– Und du bist Totengräber, das passt doch wie die Faust aufs Auge.
– Depp.
– Selber Depp.
– Achtung.
– Was?
– Siehst du die Kuh nicht?
Braun mit weißen Flecken. Wie sie einfach nur dasteht und sich keinen Zentimeter bewegt. Max bremst, er hupt, er flucht, er kurbelt das Fenster nach unten, er schreit, doch die Kuh rührt sich nicht, lustlos versperrt sie den Weg, wie angewurzelt steht sie vor ihnen.
Was für ein Arschloch, sagt Max.
Um Gottes willen, das ist doch nur eine Kuh, sagt Baroni und steigt aus.
Liebevoll versucht er sie dazu zu bewegen, die Böschung hinunterzusteigen, er redet mit ihr, tätschelt sie, doch es nützt nichts, die Kuh bleibt, wo sie ist. Auch festere Schläge mit der Handfläche nützen nichts, auch keine Schreie. Stocksteif bleibt sie stehen, teilnahmslos starrt sie Baroni an, seine wütenden Handflächen auf ihrem Fell ignoriert sie, es gibt kein Weiterkommen.
Arschloch, schreit Baroni.
Ich dachte, das ist nur eine Kuh, sagt Max, lacht und steigt ebenfalls aus.
Gemeinsam versuchen sie die Kuh von der Straße zu schieben, mit aller Kraft drücken sie, sie stemmen sich gegen das mächtige Tier, sie klatschen in die Hände, erschrecken es mit grässlichen Lauten, aber nichts rührt sich, sie sind chancenlos. Zwei Männer gegen eine Kuh. Wie ratlos sie sind. Wie die Kuh schaut, ihren Kopf hin und her dreht und dann ihren Stuhlgang verrichtet.
Mit einem zufriedenen Stöhnen entleert sie sich, laut und flüssig kommt es aus ihr heraus. Unmengen an Kot fallen zu Boden, spritzen durch die Luft und treffen sie. Kuhscheiße auf Leinenhosen und Polohemden, Kuhscheiße am Boden, Kuhscheiße überall. Max und Baroni springen zurück, doch sie sind zu langsam, die Kuh hat sie überrascht.
Baroni brüllt. Er versucht, den Kot von sich abzuschütteln, während die Kuh weitere sieben Sekunden lang ihr Geschäft verrichtet. Max und Baroni versuchen zu begreifen, was gerade passiert, sie ekeln sich, sie hüpfen auf und ab, sie reißen sich Hosen und Hemden vom Leib. Ein tiefes, zufriedenes Muh beendet die Vorstellung, der Schwanz der Kuh fällt erschöpft nach unten. Seelenruhig macht sich das Tier auf und steigt gelassen die Böschung nach unten.
Dich mache ich fertig, schreit Baroni.
Er ist außer sich, er wirft mit Steinen nach der Kuh, in rosaroten Unterhosen hüpft er über die Straße, ein Stein nach dem anderen fliegt der Kuh hinterher. Halbnackt stehen sie auf dem Fahrweg, die Vögel zwitschern und Max lacht, laut und ausgelassen.
– Das ist nicht witzig, Max.
– Doch, ist es.
– Schau uns doch an.
– Geile Unterhose, Baroni.
– Das waren meine letzten sauberen Klamotten.
– Weißt du, was lustig ist?
– Gar nichts ist lustig hier. Ich muss meine Tochter im Wald verstecken, irgendwelche Arschlöcher wollen mir meine Hoden abschneiden, und dann werden wir noch von einer Kuh angeschissen.
– Lustig ist, dass wir nüchtern sind, Baroni.
– Und?
– Solche Dinge passieren uns gewöhnlich nur, wenn wir nicht nüchtern sind.
– Und das findest du lustig?
– Ja, das beruhigt mich, Baroni, ich dachte schon, wir trinken zu viel.
– Max?
– Was?
– Bitte hör jetzt auf zu lachen.
– Warum denn? Das ist doch unglaublich, das passiert wahrscheinlich einmal in hundert Jahren, ich sag dir, Baroni, eigentlich hatten wir Glück.
– Du hast sie ja nicht mehr alle.
– In Indien sind Kühe heilig, da wäre das wahrscheinlich so etwas wie bei uns eine Marienerscheinung.
– Ich sagte dir, dass ich nichts mehr zum Anziehen habe, Max.
– Ist doch egal, Baroni, wir sind jetzt quasi gesegnet.
– Wir stinken, Max, wir müssen uns waschen und wir brauchen etwas zum Anziehen, sonst kannst du deinen Urlaub vergessen.
– Komm schon, Baroni, so schlimm ist das jetzt wirklich nicht.
– Doch, es ist schlimm, keiner scheißt mich einfach so an.
– Das passiert dir aber in
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