Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
Sie wird sich melden, hatte sie gesagt. Wenn sich etwas tut, wenn sie etwas erfährt, das Max interessieren könnte. Sie sagte, sie würde das machen, weil sie Max wollte, sie hätte mit ihm geschlafen, wenn er es zugelassen hätte, sie hätte ihn verschlungen. Wie wild sie gewesen war. Wie fordernd, bestimmend, sie hatte ihm das Ruder aus der Hand genommen, sie war am Steuer gesessen vergangene Nacht. Max war zum Beifahrer geworden, aber es hatte ihm gefallen. Es war alles neu und ungewohnt gewesen, doch es hatte gutgetan, am Rücken zu liegen, einfach begehrt zu werden. So lange nicht. So weit weg Hannis Hände, ihre Haut, die Lippen. Lefteras waren noch frisch auf seinem Mund. Max trank und erinnerte sich an sie. Sein Herz schlug zwischen den Bieren, die in ihm verschwanden.
Lautlos war sie in ihm, er fühlte wieder, nach so langer Zeit, nach so vielen Tränen. Der Alkohol ließ es zu, brachte Max dazu, Hanni für einen Moment zu vergessen. Und es fühlte sich gut an. Sehr gut.
Sie tranken. Lange. Bis sie kaum noch stehen konnten, so lange, bis die Kellnerin Max den Schlüssel abnahm.
Ihr werdet es mir danken, sagte sie.
Baroni fluchte. Er schimpfte, er weigerte sich, teures Geld für ein mieses Zimmer mit quietschenden Betten auszugeben, er wollte in den Wagen steigen und losfahren, aber die Kellnerin stoppte ihn. Er ruderte mit den Armen, seine Zunge überschlug sich, während Max heimlich im hinteren Teil des Restaurants die Vorhänge abnahm und sie einfach aus einem Fenster warf.
Max zog Baroni mit sich. Er zerrte ihn und Vadim aus der Raststation und legte sie auf die Ladefläche des Pritschenwagens, mit karierten Sechzigerjahrevorhängen deckten sie sich zu.
Drei Männer, betrunken. Nebeneinander, mitten in der Nacht neben der Autobahn. Vadim schlief als erster. Baroni wälzte sich noch einige Male auf dem harten Eisenboden hin und her. Das Murren verging.
Schau, da oben sind Sterne, sagte Baroni.
Unglaublich, sagte Max, dann machte auch er die Augen zu.
Zwölf
– Aufwachen, Max.
–
– Du sollst aufwachen, wir müssen zurück ins Dorf.
– Leck mich, Baroni.
– Komm schon, trink das, der Kaffee bringt dich wieder zurück in die Welt, mein Lieber.
– Können wir nicht einfach einen Tag blaumachen, Baroni?
– Können wir nicht, Max.
– Ich möchte so gerne ein normales Leben, einen langweiligen Alltag, ich habe es so satt, Baroni, dass ständig etwas passiert, dass uns ständig Scheiße zufliegt, ich will nicht mehr, verstehst du? Es reicht.
– Wir müssen Sarah in Sicherheit bringen, wer weiß, wer da noch mit drinhängt.
– Warum muss ich neben der Autobahn auf der Ladefläche eines Pritschenwagens aufwachen?
– Weil du ein Saufkopf bist.
– Und warum müssen wir uns ständig betrinken?
– Weil ständig etwas passiert.
– Und warum passiert ständig etwas?
– Komm jetzt.
– Ich hab wirklich die Schnauze voll.
– Ich weiß.
– Ich habe einer Leiche den Brustkorb zugenäht.
– Was hast du?
– Leftera hat mir gezeigt, wie das geht.
– Und?
– Hast du nicht verstanden, ich habe einen Toten zusammengeflickt, einfach so. Mit einer Nadel und einer Schnur. Das ist krank, Baroni.
– Stimmt, das ist krank.
– Vielleicht sollte ich Buchhalter werden, dann passiert mir so eine Scheiße nicht mehr.
– Vielleicht solltest du das, Max, aber jetzt müssen wir los.
– Wohin denn?
– Wir bringen die Dinge wieder in Ordnung.
– Willst du die Uhr zurückdrehen, oder was?
– Wir müssen rausfinden, wer für das alles verantwortlich ist.
– Müssen wir nicht.
– Doch, Max, die buchten uns ein.
– Und wie stellst du dir das jetzt vor?
– Wir quartieren uns im Rosenhof ein.
– Was tun wir?
– Wir packen den Stier bei den Eiern.
– Bitte was?
– Wer auch immer das war, wir finden ihn bei der Fickinger. Du hast völlig recht, Max, das ist alles kein Zufall. Dass Anton dort arbeitet, dass unser schlafender Moldawier hier illegal ins Land gekommen ist. Du hast Vadim doch gehört gestern, Anton hat ihm eine Stelle als Hausmeister dort versprochen.
– Und?
– Jetzt denk doch mal nach Max, der Rosenhof ist eine Schönheitsklinik, dort wird operiert. Das ist alles kein Zufall.
– Sag ich ja die ganze Zeit.
– Die machen wir fertig, Max.
– Indem wir uns dort einmieten, oder was?
– Ja.
– Und womit willst du das bezahlen? Wir haben heute im Freien übernachtet, weil du kein Geld für ein beschissenes Zimmer in einer Raststation hattest.
– Wir
Weitere Kostenlose Bücher