Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
haben noch die vierzigtausend.
– Du spinnst ja.
– Wir geben sie praktisch indirekt wieder zurück. Dass sie von dort kommen, ist mittlerweile ja wohl klar.
– Und wir sind dann dort Gäste, oder was?
– Ja.
– Sozusagen undercover?
– Genau das, Max.
– Sozusagen Urlaub?
– Wenn du es so haben willst.
– Das ist doch Schwachsinn, Baroni.
– Du hast doch gesagt, dass es nicht anders sein kann, dass das alles zusammenhängt.
– Das war gestern.
– Komm schon, Max. Es soll sehr schön sein dort.
– Du spinnst ja.
– Wenn dir etwas Besseres einfällt, dann bitte.
– Aber du sagst hinterher nicht, dass es meine Idee war.
– Wenn du willst, kannst du dir auch ein bisschen Fett absaugen lassen.
– Echt?
– Logisch, mein lieber Max, mit den vierzigtausend gehen sich sogar neue Titten aus für uns beide.
– Und Vadim?
– Den nehmen wir mit.
– Wie jetzt?
– Er reitet dort allein ein und stellt sich bei der Fickinger als Hausmeister vor.
– Die wird aber wissen wollen, wo unser türkischer Anton geblieben ist.
– Dann wird ihr unser Freund hier erzählen, dass er nicht weiß, wo unser Anton ist, aber dass er sich freut, endlich in Österreich zu sein.
– So einfach geht das nicht, Baroni.
– Doch, Max. Wenn die Fickinger ihn behält, wissen wir, dass sie Dreck am Stecken hat.
– Und wenn sie ihn rauswirft, weil sie keine Ahnung hat, was er von ihr will?
– Dann haben wir ein Problem.
– Und dann?
– Sehen wir weiter.
– Und jetzt?
– Holen wir unseren Vadim von der Ladefläche, setzen ihn ins Auto und fahren los.
Eigentlich ist es Max egal, was jetzt passieren wird. Schlimmer kann es nicht mehr werden, denkt er. Müde und verkatert sitzt er neben dem schlafenden Vadim, Baroni fährt.
Max wird bei ihm bleiben, er wird ihm helfen, Sarah zu beschützen, er wird mit Baroni im Rosenhof wohnen, so lange es notwendig ist. Vielleicht wird er Leftera anrufen, vielleicht wird er sie wiedersehen, sich wieder küssen lassen, vielleicht wird er Tilda treffen, sie fragen, was es Neues gibt, er wird auf Vadim aufpassen, er wird sich massieren lassen, und schlafen. Alles wird gut werden, der böse Anton ist tot, der arme Vadim gerettet, es wird keine weiteren Leichen geben. Keine in seiner Nähe.
Keine Nähte mehr, keine Wettrennen mit Einkaufswagen. Max und Baroni, sie werden einfach Urlaub machen, Vadim wird als Hausmeister im Rosenhof arbeiten, niemand wird nach dem Geld fragen, niemand nach der Leiche am Friedhof. Genau so wird es sein. Genau so wünscht er sich die Wirklichkeit, mit einem Lidschlag soll sie alles Bedrohliche verlieren. Doch das tut sie nicht. Der Albtraum geht weiter.
Je mehr sie von Vadim erfahren, desto tiefer versinken sie im Dreck. Vadim ist aufgewacht, er hat erzählt, dass er bestens geeignet ist für den Job, dass er sich medizinisch untersuchen hat lassen in Chișinău. Körperliche Fitness sei eine Voraussetzung für den Job gewesen, Bluttests, Belastungs- EKG , alles, was notwendig war, alles, was sie wissen mussten über ihn, über seinen Körper, seine Organe. Alle Informationen, um ihn auszunehmen, alles, um eine neue Heimat für seine Organe zu finden. Sie haben den perfekten Spender gesucht, sie haben die Katze nicht im Sack gekauft.
Max schüttelt den Kopf. Er kann Vadim nicht sagen, warum er wirklich in Österreich ist. Er kann nicht. Vadim würde weglaufen, man würde ihn aufgreifen, und er würde reden. Sie würden seine Geschichte überprüfen, und in kürzester Zeit würden Max und Baroni viele unangenehme Fragen beantworten müssen. Alles würde ans Licht kommen. Deshalb schweigen sie, schauen sich nur an und lassen Vadim reden.
Auf ein Inserat hat er sich gemeldet, sagt er, die Aussicht, in Österreich zu arbeiten, war wie ein Wunder, ein Lottogewinn, er wird alles dafür tun, sagt er, dass es wahr wird, alles dafür, dass er bleiben kann.
Dann hör jetzt gut zu, sagt Max.
Er sagt ihm, dass sie ihn ins Dorf bringen, dass er von dort alleine zum Rosenhof muss, dass er niemandem von ihnen erzählen soll. Dass er so tun soll, als hätte er sie noch nie gesehen, wenn er sie im Rosenhof als Gäste wiedertrifft.
Wir kümmern uns um dich, sagt Max.
Vadim soll auf seiner Stelle bestehen, er soll erzählen, Anton hätte ihn einfach vor dem Rosenhof abgesetzt, er soll seine Augen offen halten und ihnen Bescheid geben, wenn etwas Ungewöhnliches passiert.
Wir sind immer in deiner Nähe, sagt Max.
Vadim nickt. Er will nicht wissen,
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