Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
sie drehen sich nicht um, sie versuchen die Blicke in ihren Rücken zu ignorieren, sie lassen die Schönen und Reichen alleine im Garten zurück und verschwinden im Inneren des Rosenhofes. Max atmet laut ein und aus. Baroni kann sich nicht mehr halten.
– Ich habe es dir ja gesagt, wir sehen aus wie Clowns. Hast du gesehen, wie die uns angestarrt haben?
– Und?
– Wie oft denn noch, Max, wir können hier nicht so rumlaufen.
– Warum denn nicht?
– Das ist unpassend.
– Das kann uns doch egal sein, Baroni.
– Das kann nicht gutgehen, Max.
– Doch, es wird gutgehen.
Langsam nähern sie sich der Rezeption. Eine schöne Frau in Weiß begrüßt sie freundlich, ihre Verwunderung über das Aussehen der drei Männer verbirgt sie. Mit einem souveränen Lächeln fragt sie, wie sie weiterhelfen kann, mit einem Lächeln sucht sie die Reservierung und nimmt den Check-in vor, nachdem Baroni seinen Reisepass und einen Stapel Fünfzig-Euro-Scheine auf die Empfangstheke gelegt hat.
Wir brauchen noch ein Zimmer für unseren Freund hier, und wir zahlen im Voraus.
Die Dame in Weiß reagiert professionell. Selbstverständlich, sagt sie und lässt das Geld von der Theke verschwinden.
Freundlich erklärt sie die Spielregeln des Hauses und zeigt ihnen auf einem Plan die verschiedenen Bereiche des Hotels. Sie verteilt Termine für die Erstgespräche mit der Wellnessdirektion und dem ärztlichen Leiter, sie präsentiert den drei Herren verschiedene Behandlungen, und sie fragt, ob der Page das Gepäck aus dem Auto und auf die Zimmer bringen soll.
Max winkt ab. Er nimmt der Dame die drei Zimmerschlüssel aus der Hand und sagt ihr, dass sie es vorziehen, erst mal an der Hotelbar etwas zu trinken, bevor sie die Zimmer beziehen.
Sie nickt. Wir können Ihnen siebenundvierzig verschiedene Tees anbieten, sagt sie.
Wir trinken Weißwein, sagt Max, lässt die Rezeptionistin mit ihrem Lächeln und dem Geld zurück und zieht Baroni und Vadim mit sich zur Bar.
– Max?
– Was?
– Ich dachte, dass das gestern eine Ausnahme war.
– War es ja auch.
– Und das jetzt ist auch eine Ausnahme?
– Willst du lieber Tee trinken?
– Nein.
– Na dann frag nicht so blöd.
Sie setzen sich nebeneinander auf drei Barhocker, Vadim tut, was die anderen tun. Mit gesenktem Kopf sitzt er da und wartet ab, was als nächstes passiert. Auch Baroni wartet, nur Max scheint zu wissen, was er tut.
Seit er aus dem Auto gestiegen ist, seit er den Rosenhof betreten hat, kämpft er dagegen an, er bemüht sich zu verbergen, was er fühlt, zu zeigen, dass er es hasst, was er hier sieht. Max fühlt sich unwohl, der offen zur Schau gestellte Reichtum lässt seine Finger unruhig auf der Bartheke tanzen, das Protzige, das Dekadente, es widert ihn an.
Mit ausladenden Handbewegungen winkt er einer Dame, die am anderen Ende der Halle mit Menschen in Bademänteln spricht. Zu Baronis Entsetzen pfeift er dazu, ein kurzer, gellender Pfiff durchdringt das gesamte Erdgeschoss, Vadim und Baroni zucken zusammen. Mit strengen Blicken will er Max stoppen, er zischt und flüstert, er tritt gegen Max’ Schienbein, aber Max winkt weiter, und ein zweites Mal pfeift er. Die Rezeptionistin will einschreiten, doch die Dame ist schneller. Wie ein Feuerball rollt sie durch die perfekt designte Halle, ein rotes Dirndl fliegt auf die Bar zu, ihr Gesicht begreift nicht, was passiert, ihre Augen sagen, dass sie mit allem, was ihr zur Verfügung steht, verhindern will, dass der Mann im blauen Anzug ein weiteres Mal pfeift und die teuer bezahlte Ruhe stört. Wütend, aber beherrscht, kommt sie bei der Bar an, mit aller Gewalt zwingt sie sich zu einem Lächeln, professionell beginnt sie den Schaden zu begrenzen.
Max beugt sich zu Baroni und flüstert in sein Ohr.
Ich rede, sagt er.
Baroni rollt nur die Augen, Vadim schaut auf den Boden.
– Meine Herren, ich darf sie im Rosenhof herzlich willkommen heißen, mein Name ist Wilma Rose, und mein Team und ich, wir werden uns bemühen, Ihnen alle Ihre Wünsche von den Augen abzulesen.
– Sie meinen also, ich muss nicht mehr pfeifen?
– Ich hätte es nicht treffender ausdrücken können.
– Es tut mir sehr leid, es kam über mich, ich weiß auch nicht, wie das passieren konnte.
– Aber das macht doch nichts, im Gegenteil, ich freue mich, dass ich die Herren gleich persönlich begrüßen darf, dass Sie sich für einen Aufenthalt in unserem bescheidenen Haus entschieden haben.
– Ein wunderschönes Haus.
– Die Herren sind
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