Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)
dass ich den Tatort nicht verlassen darf.
– Hören Sie auf damit.
– Komm schon, wir sind unter uns, du kannst es mir ruhig sagen. Du weißt über alles Bescheid, ist doch so, oder?
– Es ist respektlos, wie Sie über sie sprechen.
– Es ist respektlos, jemandem bei lebendigem Leib das Herz zu entnehmen.
– Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen.
– Eigentlich spielt es keine Rolle, ob du Bescheid weißt oder nicht, deine Karriere ist so oder so zu Ende, wenn ich zur Zeitung gehe. Du weißt ja, wie das ist, ein Verdacht, der einmal gesät ist, den wird man so einfach nicht mehr los. Beweise hin oder her, ich weiß, was hier passiert ist, und ich werde es den Journalisten haarklein erzählen, jedem, der es wissen will.
– Sie reden von den drei Leichen, die man gefunden hat?
– Bravo, Herr Minister, genau die meine ich.
– Das hat doch mit dem Rosenhof nichts zu tun, um Himmels willen, was Sie da andeuten ist grotesk, geradezu lächerlich. Wilma hätte so etwas nie getan, sie war eine der erfolgreichsten plastischen Chirurginnen, die dieses Land je hervorgebracht hat, warum hätte sie so etwas tun sollen? Sie war eine Ehrenfrau.
– Das war sie nicht.
– Sie müssen mir jetzt gut zuhören, junger Mann. Was immer Sie da auch vermuten, ich habe nichts damit zu tun.
– Politiker. Ihr putzt euch immer irgendwo ab, aber das wird in diesem Fall nicht funktionieren, die Schmierblätter werden über meinen Verdacht schreiben, versprochen. Meine Geschichte ist besser als deine.
– Das werden sie nicht tun.
– Menschen sind gestorben.
– Ja, aber um Himmels willen, da kann doch ich nichts dafür.
– Das sagst du.
– Was Sie vorhaben ist Rufmord.
– Besser ein kleiner Rufmord, als dass du mit der ganzen Sache einfach davonkommst.
– Wie oft denn noch? Was Sie da reden ist Schwachsinn, ich bin finanziell am Rosenhof beteiligt, das ist aber auch das Einzige, womit Sie mich in Verbindung bringen können.
– Du wirst untergehen, das verspreche ich dir.
– Aber warum denn?
– Einer muss dafür bezahlen. Und außerdem ist Vadim verschwunden.
– Ich habe keine Ahnung, wer dieser Vadim ist.
– Das sagte ich dir doch bereits, er ist einer deiner Organspender.
– Ich verstehe das alles nicht, aber ich flehe Sie an, behalten Sie Ihre absurden Thesen und Vermutungen für sich, das bringt doch niemandem etwas. Wilma ist tot, wieso sollten Sie jetzt noch ihr Ansehen beschmutzen? Das ist moralisch verwerflich. Sie haben doch ein Herz, denken Sie doch nach. Lassen Sie uns darüber reden, wir werden eine Lösung finden.
– Rede du mir nicht von Moral. Und das Ansehen von Wilma Fickinger ist mir scheißegal. Deines übrigens auch.
– Ich bitte Sie, lassen Sie das.
– Reizend. Der mächtige Minister bettelt.
– Es geht um meine Karriere.
– Ist mir klar.
– Das können Sie nicht tun.
– Doch, kann ich.
– Man wird Ihnen nicht glauben.
– Der eine oder andere wird es schon tun, du weißt ja, wie die Medien heutzutage sind, Hauptsache, es ist eine Sensation, egal, ob es wahr ist oder nicht. Ich bin mir sicher, ich bringe dich auf fünf verschiedene Titelseiten.
– Bitte nicht, ich flehe Sie an.
– Das gefällt mir. Der Minister fleht. Der Totengräber isst Gummibärchen und genießt.
– Ich meine es ernst, bitte, tun Sie das nicht.
– Es gäbe da etwas, das Sie für mich tun könnten.
– Was? Reden Sie schon, ich sagte doch schon, wir können eine Lösung finden.
– Tilda Broll, die leitende Ermittlerin hier. Sie ist meine Mutter.
– Ach, daher weht der Wind.
– Du bist jetzt besser still. Tilda will von dem ganzen Dreck nichts mehr wissen, sie will in Pension, aber ihr Antrag wurde abgelehnt. Dass ihr der frühzeitige Ruhestand verwehrt wird, ist ein Skandal. Und um diesen Skandal wirst du dich kümmern.
– Auch dafür bin ich nicht verantwortlich.
– Du bist der verschissene Innenminister in diesem Land, und genau aus diesem Grund bist du dafür verantwortlich.
– Aber ...
– Du hörst mir jetzt gut zu. Wenn Tilda Broll jetzt gleich in den Raum kommt, wirst du ihr vor allen Leuten sagen, dass ihr Pensionsantrag angenommen wurde. Du wirst dich herzlich bei ihr für die jahrelange Arbeit bedanken und das Ganze offiziell machen, sobald die Sonne aufgeht. Tilda Broll geht in den Ruhestand, mit sofortiger Wirkung, verstehst du das?
– Das ist alles?
– Nein.
– Was noch?
– Vadim.
– Wie oft denn noch, ich kenne keinen Vadim.
– Er
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