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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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Wänden. Keine Diele knarrt, nichts. Kein Fernseher, kein Radio, kein Laut, nur Max ist wach. Auch hinter Wilma Roses Türe hört man nichts. Max drückt die Türklinke hinunter, leise, niemand hört ihn, niemand sieht ihn, er ist allein. Seine Finger auf der Klinke, sein Herz pocht, er kann es nicht glauben, die Tür ist offen, nicht versperrt. Er hat keine Zeit zu überlegen, lautlos macht er sie auf und hört hin, ob da ein Geräusch ist, das ihm sagt, er soll rennen, davonlaufen, oder in jedes Zimmer stürmen, um nach Vadim zu suchen, aber da ist kein Geräusch. Nur eine Wohnung im Dunkel, ein Gang, mehrere Zimmertüren.
    Egal, was passiert, denkt Max, er hat nur eine Tür aufgemacht, er wird sagen, dass er sich in der Tür geirrt hat, er wird sagen, dass er geglaubt hat, Schreie zu hören, dass er helfen wollte. Er geht weiter. Langsam. So leise er kann, öffnet er Tür für Tür, schnell suchen seine Augen die Räume ab, er sucht Wilma Rose in ihrem Bett, er will sich sicher sein, dass sie schläft, er will wissen, von wo sie kommt, wenn sie aufwacht.
    Max schleicht weiter. In keinem der Räume, die er betritt, die er mit schnellen Blicken absucht, ist Vadim oder Wilma Rose. Nur leere Zimmer, das Bad, die Toilette, die Küche und das Schlafzimmer. Auch wenn das Licht nur spärlich durch die Fenster kommt, sieht Max, dass Wilma Roses Bett leer ist, dass sie nicht dort liegt, wo sie liegen sollte. Max geht ganz nah an das Bett heran, aber sie ist nicht da, das Bett ist unberührt. Noch vorsichtiger, noch leiser geht er weiter und öffnet die vorletzte Tür. Als seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt haben, begreift er, dass da jemand vor ihm auf dem Boden liegt. Ein Körper ohne Regung, mitten im Raum.
    Über eine Minute lang steht Max wie versteinert da. Er hört hin, ob sich etwas bewegt, ein Arm, ein Bein, ein schlafender Körper, der sich hin und her wälzt. Aber da ist nichts, kein Geräusch, kein Atmen, außer seinem. Er weiß, dass es Vadim ist, der schwarze Körper vor ihm, er weiß es. Entschlossen drückt er den Lichtschalter. Mit einem Schlag wird es hell.
    Max braucht einige Sekunden, bis er begreift, was er sieht. Das Kuhfell, das viele Blut. Wie es sich über das ganze Fell verteilt hat. Ein weißes Fell, jetzt rot, überall ist Blut, auch auf ihrer Schürze.
    Nicht Vadim liegt da am Boden, sondern Wilma Rose. Mit aufgeschnittenen Pulsadern auf einer Pinzgauer Kuh. Tot, ihr Gesicht ist blass, ihre Augen schauen ins Nichts.
    Es ist wie ein Gemälde. Max steht davor und atmet tief ein und aus. Damit hat er nicht gerechnet, nicht damit, dass er so schnell wieder die nächste Leiche sehen würde, und schon gar nicht damit, dass es Wilma Rose wäre. Die Fickinger tot, verblutet in ihrem Arbeitszimmer. Während das Haus schläft und sich erholt, nimmt die nächste Katastrophe ihren Lauf. Dass Max schon wieder mitten in sie hineingesprungen ist, wundert ihn nicht. Ihn wundert gar nichts mehr. Ein Unglück zieht das andere an, hat sein Vater immer gesagt. Und genau so ist es. Anstatt dass alles besser würde, wird es immer schlimmer.
    Benommen und ohne den Blick von ihr abzuwenden, geht er zum Schreibtisch, nimmt das Telefon und ruft Tilda an. Es dauert lange, bis sie abhebt, bis Max sie dazu bringt zuzuhören, bis sie ihm glaubt, was er sagt. Zuerst will sie auflegen, dann beginnt sie ihn zu beschimpfen, sie will nicht hören, was ihr Stiefsohn schon wieder zu sagen hat, sie will ihn bestrafen, sie will ihn einsperren, sie will ihn beschützen vor sich selbst. Erst als Max sagt, dass Wilma Rose tot vor ihm am Boden liegt, hört sie zu.
    Selbstmord, sagt er. Das Skalpell liegt noch neben ihr am Boden, auf dem Schreibtisch ein Glas und eine leere Flasche Wein, der Kuhteppich ist voller Blut.
    Max hält den Hörer fest in seiner Hand. Er schüttelt seinen Kopf, er setzt sich in den großen ledernen Chefsessel.
    Es tut mir alles sehr leid, sagt er.
    Das hättest du dir früher überlegen sollen, sagt Tilda.
    – Ich sagte doch, dass es mir leidtut.
    – Wie soll ich auf dich aufpassen, Max, wenn du ständig deine Nase in Dinge steckst, die dich nichts angehen?
    – Ich habe es für Baroni getan, ich war es ihm schuldig.
    – Du hättest zu mir kommen sollen.
    – Du bist bei der Kripo, Tilda, ich hätte dich in eine sehr unangenehme Situation gebracht.
    – Und das hast du jetzt nicht, oder?
    – So weit hätte es nicht kommen sollen, es ist einfach alles passiert, ich weiß auch nicht warum.
    – Es ist

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