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Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition)

Titel: Leichenspiele: Ein Max-Broll-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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darauf, dass Leftera den nächsten Schritt machte. Alles schien so, als hätten sie ihr Schicksal angenommen. Keine Überredungsversuche mehr, kein Betteln um Gnade, kein Winseln, kein Wimmern, nichts. Nur Schaufeln, Erde und Schweiß. So als könnten sie entkommen, wenn sie nur tief genug gruben. Durch einen Tunnel zurück an den Strand. Zurück in Baronis Wohnung, als sie noch möbliert war. Zurück, weg von ihr. Von Leftera, von ihrer Stimme, die ihnen befahl aufzuhören.
    Das war’s dann wohl, sagte sie.
    Max schwieg. Auch Baroni schwieg. Als hätten sie alles abgesprochen, taten sie es einfach. Schnell und ohne Zögern griff Baroni zu.
    Leftera wollte die Schaufeln. Sie stand einen halben Meter über ihnen, ihre Beine, ihr Fuß. Baroni sprang und griff nach ihm, packte ihn, zog ihn mit sich nach unten. Plötzlich, ohne Vorzeichen, ihr Fuß in seiner Hand, ihr Körper, wie er fiel, wie sie aufschrie, wie die Hunde bellten, auf- und niedersprangen. Wie sie sich nicht halten konnte und nach unten stürzte. Ihre Hände, die Halt suchten an den Erdwänden, ihr Mund, der schrie, und die Schaufel von Max, die in ihr Gesicht kam.
    Max war nicht überrascht, dass Baroni gesprungen war. So lange war Baroni ganz ruhig geblieben, hatte sich nichts anmerken lassen, so lange hatte er sich beherrscht. Obwohl er gebrannt hatte neben ihm, obwohl er sich bei jedem Stich in die Erde danach gesehnt hatte, Leftera weh zu tun. Max wusste es. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis er sich nicht mehr halten konnte, bis sie so tief waren, dass die Hunde ihnen nichts mehr tun konnten.
    Max sah sie fallen. Er wich zurück und holte aus. Ohne sie noch einmal zu Wort kommen zu lassen, machte er sie sprachlos.
    Die Hunde rotierten.
    Wild bellend standen sie am Grubenrand, zähnefletschend wollten sie springen, aber sie konnten nicht. Nicht den Boden unter den Füßen verlieren, sie wollten ihr helfen, sie wollten sie beschützen, die beiden zerbeißen, die ihr das angetan hatten. Aber es ging nicht. Sie wollten nicht in dieses Loch springen. Sie konnten nicht. Egal, wie laut sie bellten.
    Zwei Hunde außer sich, Leftera am Boden. Max und Baroni, gefangen in zweieinhalb Metern Tiefe. Die Hunde, Leftera ohnmächtig, das Bellen. Ihre Blicke rasten zwischen den Hunden und ihr hin und her, in jeder Sekunde rechneten sie damit, dass die Bestien springen würden, dass Leftera aufstehen würde, dass noch etwas passieren würde, dass die Situation sich wieder verändern würde, dass ein erneuter Stromschlag sie treffen würde, dass Leftera explodieren würde, dass es Hundezähne hageln würde.
    Kurz brauchten sie, um zu begreifen, dann kam das Lachen. Laut und befreit, ohne es zu erklären, sie lachten einfach und setzten sich auf sie. So als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, ließen sie sich auf Leftera nieder und lachten. Nach einer langen Wanderung war da endlich eine Bank. Max und Baroni auf ihr, ihre Hintern. Die Hunde hörten sie nicht mehr. Da war nur dieses wunderbare Gefühl, da war nur das stumme Fleisch, auf dem sie saßen, und die Erleichterung, noch zu leben, noch da zu sein, noch zu atmen, keine Erde zu spüren im Gesicht. Da war nur dieses Lachen, für einen Moment. Kein Bellen. Keine wilden Hunde. Nur Mundwinkel, die nach oben zeigten.
    Sonst nichts.

Neunundzwanzig
    – Das war ein Volltreffer, Max.
    – Du warst aber auch nicht schlecht.
    – Dass uns diese Irre hier einfach vergräbt, das war keine Option.
    – Und was jetzt?
    – Wir müssen hier raus, Max.
    – Und die beiden Kläffer da oben?
    – Keine Ahnung.
    – Und Leftera?
    – Wenn sie aufwacht, darfst du ihr noch eine mit der Schaufel überziehen.
    – Wie lange ist sie wohl bewusstlos?
    – Keine Ahnung. Ein paar Minuten vielleicht, wir sollten uns auf alle Fälle schnell etwas einfallen lassen.
    – Aber was, Baroni, was? Die Jungs da oben sind sauer, weil wir auf ihrer Mami herumsitzen.
    – Wir klettern hinauf.
    – Tolle Idee, Baroni, wir lassen uns einfach zerfleischen, und dann gehen wir auf ein Bier.
    – Die machen wir fertig.
    – Wie denn? Sobald wir mit den Köpfen nach oben kommen, beißen die zu.
    – Nicht, wenn wir auf dieser Seite hinaufsteigen.
    – Da ist überall Erde.
    – Eben, da kommen die kleinen Arschlöcher nicht hin, außer sie springen über die Grube, und das trauen sie sich nicht.
    – Glaubst du?
    – Ich bin davon überzeugt.
    – Und wenn sie doch springen?
    – Haben wir Pech gehabt.
    – Bravo, Baroni.
    – Willst

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