Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
dem Herrschaftsbereich unseres hilfreichen Gastgebers Draculea heraus sind. Das Gefühl ...“ Sie stockte und warf einen Blick in die Richtung, in der das Zelt stand, in dem Vlad und Michel ruhten. „Es wird immer stärker. Ich fühle, dass eine Gefahr von ihm ausgeht, auch wenn ich diese nicht benennen kann!“ Sie drehte sich um und wandte mir den Rücken zu. Ich nickte nur, auch wenn sie dies nicht sehen konnte und zog meine Decke über die Schulter. Ich musste Rebekka vertrauen, auch wenn ich nicht ihrer Meinung war. Vlad Draculea war in meinen Augen ein integrer Mann und ich verstand ihre Zweifel nicht. Aber wir hatten schon so viel Unglaubliches gesehen, dass ich mich einer Verteidigung des Woiwoden enthielt. Das schwache Licht des Lagerfeuers vor dem Zelt ließ mich nur wenig erkennen, aber ich konnte Rebekkas Atem hören. Ich wusste, dass sie nicht schlief. Sie brauchte kaum Schlaf und würde über uns wachen, wenn wir anderen unseren Träumen nachhingen, aber ich fand trotzdem keine Ruhe. Zu viel ging mir durch den Kopf. Erst gegen Morgen schlief ich für ein paar Stunden ein.
4. Kapitel
Grothe hatte sich mit Fackeln und Werkzeug ausgerüstet und in der folgenden Nacht stieg er wieder hinunter in den Raum, den er tief unter der Schmiede gefunden hatte. In den ro stigen Resten der Truhe fand er noch eine Handvoll der goldenen Münzen, die er sorgfältig in einem ledernen Beutel verstaute. Es war weniger, als er gehofft hatte, aber mehr, als er mit ehrlicher Arbeit in fünf Jahren hätte verdienen können. Grothe wusste nicht, ob er sich freuen oder enttäuscht sein sollte. Aber vielleicht hielt dieses Gewölbe noch andere Reichtümer für ihn bereit.
Er fasste sich ein Herz und suchte die Stelle wieder auf, an der er über die Knochen gestolpert war. Im Licht der mitgebrachten Fackeln konnte er nun erkennen, was der große Schatten war, der ihn in der vorigen Nacht erschreckt hatte. In der Mitte des Raums stand eine steinerne Statue. Sie zeigte einen riesigen Drachen mit Flügeln wie die einer Fledermaus. Die Skulptur war außerordentlich fein gearbeitet. Grothe konnte die einzelnen Schuppen an den Beinen des Ungeheuers erkennen und sogar die Adern auf den Schwingen hatte der Bildhauer genauestens abgebildet. Im flackernden Licht der Fackeln hatte er mehr als einmal den Eindruck, als bewege sich das Ungeheuer, obwohl er doch wusste, dass es aus Stein war. Er hatte es berührt und es war kalter Stein, den er unter seiner Hand gefühlt hatte.
Um den steinernen Drachen herum lagen Hunderte von Knochen. Nicht nur dort, wo Grothe gestolpert war, sondern rings um die Statue herum waren sie verstreut. An manchen waren die Spuren von grausamen Hieben zu erkennen, andere schienen zerbrochen wie dürres Reisig. An manchen haftete noch ein Rest der Kleidung, die sie einst getragen hatten und manche Waffe fand sich unter den geborstenen Gebeinen. Grothe sammelte ein, was von Wert schien und sich zu Geld machen ließ. Noch immer wurde für ein brauchbares Schwert ein guter Preis gezahlt, auch wenn der Gebrauch von Schusswaffen immer mehr in Mode kam.
Hinter dem Drachen erstreckte sich das Gewölbe noch über weit mehr als hundert Fuß, aber Grothe konnte nirgends eine Tür finden oder einen Hinweis darauf, dass es irgendwo weiterging. Der Raum schien am Ende des Gangs zu liegen, der in der Schmiede seinen Anfang nahm. Auch fanden sich nirgends noch andere Schätze, wie er gehofft hatte. Es sah so aus, als seien die Münzen, die er gefunden hatte, das Einzige von Wert in diesem riesigen Gewölbe.
Grothe sammelte die Waffen ein, die noch wertvoll zu sein schienen und schaffte alles in die Schmiede hinauf. Noch ein letztes Mal ging er dann den Weg zurück. Er hatte sich unten in dem Gewölbe einen recht ansehnlichen Haufen von Fackeln zurechtgelegt und nun wollte er, bevor er sich verabschiedete, den Raum so hell wie nur möglich erleuchten. Die Neugier trieb ihn und er wollte wenigstens einmal den ganzen Raum sehen. Er stapelte einen Haufen Holz in der Mitte des Gewölbes auf, ganz in der Nähe der Drachenskulptur, und übergoss ihn mit einigen Eimern Öl, die er mühevoll heruntergetragen hatte. Als der Haufen lichterloh brannte, erkannte Grothe erst die gewaltigen Ausmaße des Gewölbes. Die Decke war wohl fünfzig Fuß über seinem Kopf. Dutzende von verzierten Säulen ragten zu ihr auf, stützten sie und alles, aber auch wirklich alles war mit sich windenden Drachen verziert.
Und dann sah er die Nische mit der
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