Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
niederzuschreiben. So prägte er sich ein, was er sich nur merken konnte. Vielleicht ergab sich später die Möglichkeit, hierher zurückzukommen und dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Wenn die Schriften recht hatten, dann gab es hier einen Drachen. Einen Drachen, der schlief und darauf wartete, erweckt zu werden! In der Dunkelheit machte sich Halef wieder auf. Seine Sachen waren getrocknet und der Regen hatte aufgehört. Sogar die Wolkendecke war aufgerissen und gaben den Blick auf die Sterne frei. Halef konnte den großen Bären erkennen und das war genug, um ihm den Weg zu weisen.
6. Kapitel
Rebekka zitterte. Sie fühlte eine seltsame Art von Übelkeit, nur leicht und noch gut zu ignorieren, aber es war ein Gefühl, das ihr signalisierte, dass ihre Verwandlung sich dem Ende näherte. Das Zittern kam vom aufkeimenden Blutdurst. Sie spürte keine Kälte, keine Hitze und keinen Schmerz, seit sie den Fluch von George übernommen hatte. Zumindest nicht so, wie sie es als Sterbliche gespürt hatte. Sie fürchtete sich vor dem Moment, wenn der Durst stärker wurde. Wie würde sie damit umgehen? George, der Vampir, hatte seine Opfer unter den schlechten Menschen gesucht. Er hatte Verbrecher, Mörder und Betrüger ausgewählt.
Er hatte das Böse in den Menschen erkennen können. Rebekka hatte schon einen Anflug dieser Fähigkeit. Sie spürte, ob ein Mensch das Böse in sich trug. So wie sie es bei Vlad gefühlt hatte, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Aber bei dem Woiwoden war es anders als bei den anderen. Schon auf ihrer Reise war sie schlechten, bösen Menschen begegnet. Mit Grauen dachte sie an die Aura des Wirtes in einer Herberge in Ingolstadt, in der sie auf ihrer Reise haltgemacht hatten. Der Mann war innerlich so verdorben gewesen, dass sie seine Schlechtigkeit fast hatte greifen können. Ein skrupelloser, gnadenloser Mann, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht und zu jeder Schandtat fähig.
Trotzdem hatte Rebekka ihn nicht als Opfer ausgewählt. Sie wollte das Unvermeidliche so lange hinauszögern wie nur irgend möglich. Vlad Draculea war nicht schlecht. Er hatte Mitleid, kannte Gnade. Aber er trug das Böse in sich. Es lag tief in seiner Seele versteckt, schlief, wie der Drache in ihr schlief, aber es war da und wartete darauf, aus dem Mann hervorzubrechen. Gab ihr das das Recht, über ihn zu urteilen? Rebekka rief sich zur Ordnung. Reiß dich zusammen, Mädel, schalt sie sich selbst. Du hast eine Aufgabe zu erfüllen! Sie war auf der Suche nach den Waffen, die den Drachen vernichten konnten. Vernichten? Nun, nicht töten, aber im Zaum halten mochten sie ihn.
Sie war auf der Suche nach einem Ausweg, das wusste sie, auch wenn George an dieser Aufgabe gescheitert war. Er hatte ein Mittel gesucht, den Drachen in ihm zu zerstören, selbst wenn das seinen eigenen Tod bedeutet hätte. Letztendlich war diese Aufgabe nun auf Rebekka übergegangen. Aus diesem Grund war sie hier in der Walachei. Sie suchte nach den Waffen des Drachenordens. Der Begriff hatte sie anfangs irritiert. Eine Waffe war für sie ein Messer, ein Dolch, ein Schwert oder eine Pistole, eine Axt, ein Beil oder ein Morgenstern. Aber die Waffen, die sie suchte, war ganz anderer Natur. So, wie auch ein Eimer zur Waffe werden kann, wenn man ihn einem Gegner über den Schädel schlägt.
Rebekka wusste, dass eine der gesuchten Waffen ein Medaillon war, in dem das Gift einer Gorgo aufbewahrt wurde. Die alten Griechen wussten noch um die Gorgonen und ihr Gift, das Jedes und Jeden in Stein verwandeln konnte. Eine andere Waffe war eine Metallkugel, in der sich ein Stück Drachenherz befinden sollte und es hieß, es sei giftig für Drachen und schwäche sie. Aber sie wusste nicht, wo diese Waffen aufbewahrt wurden. Sie wusste nur, dass der Drachenorden zur Zeit von Vlad dem Ersten, dem Großvater von Vlad dem Dritten, die Waffen zusammengetragen und an einem sicheren Ort versteckt hatte. George hatte damals geholfen, die Waffen zu suchen, aber er hatte sich anderer Aufgaben annehmen müssen und die Ordensritter hatten sie ohne ihn verbergen müssen.
Vlad der Erste wäre derjenige gewesen, der George das Geheimnis des Verstecks hätte mitteilen sollen, aber der Ordensritter hatte sein Ende gefunden, bevor er seine Botschaft an den Vampir hatte überbringen können. Rebekka schüttelte sich. Es würde nicht mehr lange dauern, bis ihre Verwandlung abgeschlossen war und dann würde sie trinken müssen.
Entweder das, oder der Drache in ihr würde
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