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Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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erwachen und der Tod würde über die Erde schreiten. Der Drang in ihr war in den letzten Tagen stärker geworden. Aber noch hielt sie ihren Durst im Zaum. Dazu kam, dass sie mit von Steinborn und ihren Begleitern durch eine gottverlassene und menschenleere Gegend ritt. Wessen Blut hätte sie nehmen sollen? Sie würde in eine Stadt reiten, wenn es so weit war. In Städten gab es immer und überall schlechte Menschen, die ihr zum Opfer fallen konnten, ohne dass sie dabei ein schlechtes Gewissen haben musste. Sie hatte schon getötet und das Töten an sich war ihr somit nicht unbekannt.
    Etwas ganz anderes würde es sein, einen Menschen zu beißen und sein Blut zu trinken. Aber alles Zögern würde ihr nicht helfen. Es würde geschehen … Sie tastete unter ihrem Wams nach dem Buch, das sie in der Ruine von Draculeas ehemaligem Heim gefunden hatte. Georges Erinnerungen hatten sie geleitet und ihr den Weg gewiesen. Es war noch immer ein befremdliches Gefühl, wenn sie sich an Geschehnisse erinnerte, die sie selbst nie erlebt hatte, als sei sie dabei gewesen. Bisher hatte sie nur von Steinborn von ihrem Fund erzählt. Sie konnte sich bedingungslos auf den Freiherrn verlassen, das hatte er zur Genüge bewiesen, als sie in England zusammen gegen den Drachen gekämpft hatten. Nostradamus würde sie das Buch zeigen müssen, aber das wollte sie erst tun, wenn sie aus Vlads Herrschaftsbereich heraus waren.
    Sie konnte die Worte lesen, die in dem Buch aufgeschrieben waren, aber sie konnte deren Bedeutung nicht erkennen. Sie kannte die Mysterien nicht, auf die das Buch verwies. George mochte sie gekannt haben, aber wenn, dann hatte sie auf diese Erinnerungen keinen Zugriff. Vielleicht würde sich das noch ändern, aber zurzeit würde sie die Hilfe von einem benötigen, der in die Mysterien eingeweiht war. Einem wie Nostradamus. Der Franzose kannte die christlichen Mysterien und die hebräischen, denn er war ein konvertierter Jude. Und er hatte auch die arabischen Geheimnisse gelernt. Nostradamus war der Gelehrte, sie die Suchende. Es war ihr Glück, dass von Steinborn den Hellseher und Propheten in Avignon kennengelernt hatte und ihn einen Freund nannte.
    Rebekka lenkte ihren Braunen neben das Pferd des Freiherrn. „Wie lange noch, bis wir die Zitadelle erreichen?“ Von Steinborn blickte sie nicht an, als er antwortete. Warum vermied er, ihr ins Gesicht zu sehen? Seit ein paar Wochen schien der Freiherr sich ihr gegenüber zurückzuziehen. Lag es daran, dass sie zu einem Blutsauger werden würde? Hatte er Angst vor ihr? Wohl kaum, denn selbst dem Vampir Sankt Georg war er furchtlos gegenübergetreten. „Bestimmt noch bis zum Anbruch der Nacht, vielleicht müssen wir noch ein Nachtlager aufschlagen, bevor wir Poenari erreichen.“
    Rebekka wäre lieber gestern als morgen auf Vlads Festung eingetroffen. Je eher sie dort waren, desto eher konnten sie auch weiterreiten. Sie hätte es gekonnt, aber die Gefährten nicht. Keiner der Männer konnte mit ihr mithalten. Sie war stärker, brauchte keinen Schlaf, keine Nahrung, kein Wasser. Sie aß und trank zwar mit den anderen, wenn diese aßen oder tranken, aber es war reines Schauspiel. Sie brauchte keine Nahrung und was sie zu sich nahm, schied sie aus, ohne es verdaut zu haben. Ihr Körper hatte sich grundlegend verändert.
    Sie hatte auch angenehme Nebenwirkungen bemerkt. Ihre Brüste waren fester und ihre Muskeln härter, die Haut straffer und ihre Augen leuchtender. Das war auch von Steinborn aufgefallen und er hatte sie daraufhin angesprochen. War er deshalb so distanziert? Weil sie immer schöner wurde und er immer mehr alterte? Weil er sterblich war und Rebekka unsterblich? Rebekka blickte hoch zum Himmel. Der Regen hatte aufgehört. Graue Wolken fegten über das Firmament. Noch eine Nacht und dann würde sie dieser Gegend den Rücken kehren.
    Schweigend ritt sie neben von Steinborn, bis sich Dunkelheit über das Land senkte. Auf einer Lichtung im Wald schlugen sie ihr Nachtlager auf. Sie errichteten die drei Zelte und teilten sich für die Nacht auf. Ein karges Mahl und dann begaben sie sich zur Ruhe. Rebekka lag neben von Steinborn und lauschte seinem gleichmäßigen Atem. Sie schlief nicht und hing ihren Gedanken nach. Trotz der Finsternis um sie herum konnte sie alles klar und deutlich erkennen. Als Vampir war sie in der Lage, selbst ganz ohne Licht noch scharf sehen zu können. Auch ihr Gehör war schärfer als das jedes anderen Menschen. Sie konnte weit entfernt ein

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