Leichentuch: Band 2 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
uns helfen, sie zu finden. Oder wenigstens das Buch, welches Euer Großvater verfasste.“ Vlad blickte Rebekka lange in die Augen. Ich hätte gern gewusst, was in diesen Momenten in seinem Kopf vor sich ging. Dann nickte er langsam.
„Ich werde Euch mit allem helfen, was mir zur Verfügung steht, aber ich fürchte, dass dies nicht viel sein wird ...“ Er holte tief Luft und fuhr fort: „Nicht viel sein kann! Das Buch, von dem Ihr spracht, ich sah es als Junge. Das war, bevor mein Vater mich als Geisel in die Hände der Türken übereignen musste, in unserem damaligen Wohnsitz. Doch der liegt seit dem Kriege gegen die Walachischen Aufrührer in Trümmern. Die Bibliothek … in alle Winde zerstreut, verbrannt oder vergessen. Ich weiß nicht, wo das Buch verblieben ist und selbst wenn es Euch gelänge, das Buch zu finden, so bezweifle ich, dass Ihr es würdet lesen können.
Schon damals, als mein Vater es mir gezeigt hat, konnte keiner, der es versuchte, sein Buch lesen. In welcher Schrift mein Großvater es auch immer verfasste, er hat meinem Vater das Geheimnis nicht mehr mitteilen können, bevor er verstarb. Ich fürchte, sein Geheimnis ist auf immer verloren.“
„Oh, darüber macht Euch nur keine Sorge!“, warf ich ein. „Dafür ist mein Freund hier der Garant! Wenn einer in der Lage ist, das Buch zu entziffern, dann Michel de Notre-Dame, genannt Nostradamus!“
Bei der Nennung seines Namens neigte mein französischer Freund seinen Kopf und lächelte Vlad schmal an. Ich verschwieg, dass auch Rebekka eine gute Chance hatte, die Worte lesen zu können. Dazu befähigte sie das Wissen des Vampirs, das ihr zur Verfügung stand. Hatte sie die Schrift erst vor Augen, würden Georges Erinnerungen in Ihr das Geschriebene lesbar machen. So hofften wir zumindest. Auf meinem Gut hatte Rebekka ohne Schwierigkeiten lateinische Texte lesen können. Dabei hatte sie diese Sprache nie erlernt. Aber Georg hatte fließend Latein gesprochen, sowie einige andere Sprachen mehr. Und dieses Wissen war auf sie übergegangen.
„Könntet Ihr uns sagen, wo der damalige Sitz Eurer Familie lag? Dann würden wir versuchen, die Spur dort aufzunehmen ...“ Ich erhob mich ebenfalls und auch Michel und mein treuer Heinrich standen von ihren Stühlen auf. Nur Rascott blieb sitzen. Ein Blick zu ihm hinüber ließ mich schmunzeln. Rascott war auf seinem Sitzplatz eingeschlafen, was mich nicht verwunderte, nach dem langen Ritt, den wir gerade erst hinter uns gebracht hatten. Vlad hob seine schmale Hand.
„Ich selbst werde Euch den Weg weisen. Ich werde Euch auf Eurem Weg begleiten. Zurzeit scheint es nicht so, als seien neue Angriffe der Muselmanen zu erwarten und ich denke, dass nichts meine Anwesenheit hier zwingend erforderlich machen würde. Ich werde Euch begleiten! Doch nicht heute Nacht. Ich habe Zimmer für Euch vorbereiten lassen. Lasst uns morgen in aller Frühe reiten!“
Er klatschte in die Hände, woraufhin sofort ein Diener erschien. Vlad wies ihn an, uns zu den vorbereiteten Räumen zu geleiten und verabschiedete sich dann zur Nacht. Der Diener führte uns durch die nur spärlich beleuchteten Gänge der Zitadelle. Jedem von uns wurde ein eigenes Zimmer zugewiesen. Ich betrat meinen Raum als Letzter, die anderen waren schon mit ihrem wenigen Gepäck in den vorbereiteten und sogar geheizten Räumen, denn obwohl es keine kalte Nacht war, strahlten die dicken Mauer der uralten Festung selbst im heißesten Sommer eine beißende Kälte aus.
Das Gelass war mit einem großen Bett, einem Schrank, Tisch und Stühlen eingerichtet und von einer gewissen heimeligen Atmosphäre. Dicke Gobelins hingen an den Wänden und ein wollener Teppich bedeckte den Boden. Ich warf meine Reisetasche in eine Ecke und begann mich zu entkleiden. Der Tag war mehr als anstrengend gewesen und ich wollte mich sofort zur Ruhe betten, denn am Morgen würden wir wieder im Sattel sitzen und mein geschundener Hintern brauchte Erholung. Entsprechend ungehalten mochte meine Aufforderung einzutreten geklungen haben, als es sacht an der Tür pochte. Rebekka betrat das Zimmer, noch in Hosen und Bluse gekleidet. „Entschuldigt, dass ich Euch störe!“ Sie blickte mich fragend an, wartete auf eine Äußerung. Ich lud sie mit einer Geste ein, sich zu setzen.
„Ihr dürft mich jederzeit stören.“, sagte ich und meinte es wahrhaftig so, wie ich es sagte. Rebekka und mich verband mehr als nur ein gemeinsam erlebtes Abenteuer. „Ich wollte mit Euch über Vlad
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