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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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strömte.
    Irgendetwas in ihm hatte den Geist aufgegeben. Es war nicht die Wunde allein, es war auch die Ohnmacht auf derLiege beim Arzt, die Tatsache, dass Otis ihn auf dem Arm getragen hatte wie eine Jungfrau in Nöten, es waren Agatha und ihr Rotweinmund und die vielen, Hummerschalen auslutschenden Leute in seinem Haus. Agatha war aus seinen Gedanken vertrieben worden, doch nun auf dem Heimweg tauchten ihre Köder überall auf wie die Ziele an einem Schießstand. Sie war die blonde Joggerin, die sie überholten, und die Fahrerin mit Sonnenblende im Auto hinter ihnen; sie stand im Tennisröckchen da und hielt einen Hund an der Leine, der gerade sein Bein an einem Stoppschild hob. In seiner Einfahrt winkten ihn die Bäume wie immergrüne Fächer zum Haus hinauf. Wie bei seiner Ankunft neulich wirkte das Haus seltsam, irgendwie unecht. An einer Seite der Einfahrt stand ein Jeep, neben dem Haus eine weiße Limousine, und eine völlig verschmutzte Livia redete mit dem Fahrer.
    »Mein Gott!«, rief Biddy aus. »Was ist passiert?«
    Noch bevor Biddy das Auto abstellen konnte, winkte Dicky senior aus dem Fenster der weißen Limousine, hupte einmal munter und sauste die Einfahrt hinunter davon. Livia blieb allein zurück.
    »Halt an«, sagte Winn zu Biddy und riss bereits die Tür auf. »Halt einfach erstmal an.«
    Biddy bremste. Der Land Rover kam mit einem Ruck zum Stehen. »Ich mache ja schon.«
    Winn ließ sich zu hastig vom Sitz gleiten und landete ungeschickt auf dem Bein mit der Wunde. »Mist!«, rief er, als ihm der Schmerz durchs Bein schoss. Er humpelte zu Livia. »Um Himmels willen, was ist passiert?«
    »Ein Wal ist explodiert. Was ist mit dir?«
    »Ein Golfwagen hat mich umgefahren. Ein Wal ?«
    Sie erzählte die ganze Geschichte, von Biddys überraschten Ausrufen begleitet, während Winn sie von oben bis unten betrachtete, um festzustellen, ob sie verletzt war. Sie wirkte vollkommen unbeschadet, wenn auch dreckig und sandig und verstunken. Ihr Pferdeschwanz war steif und verklebt wie ein eingetrockneter Pinsel. Livias Aussehen, die Art, wie sie am ganzen Körper eingesaut war, erinnerte ihn an etwas, aber woran nur?
    Als sie fertig war, sagte er: »Sag mir bitte, ob ich das richtig verstanden habe. Ihr habt gehört, dass ein toter Wal gestrandet war. Ihr habt beschlossen, ihn euch anzuschauen.«
    Livia nickte. »Ja.«
    »Du hast deine Schwester am Strand zurückgelassen und bist zur Landspitze gelaufen. Dann – « Er brach ab. Normalerweise hätte er die ganze Geschichte Stück für Stück wiederholt, um sich zu versichern, dass er alle Fakten geordnet und in den richtigen Schubladen abgelegt hatte, aber die Schmerzen in seinem Kopf und seinem Bein machten ihm sein übliches Vorgehen schlicht zu anstrengend.
    »Livia«, sagte Biddy, zögernd mit den Fingern durch die Luft über dem Haar ihrer Tochter streichend. »Du siehst genauso aus wie bei deiner Geburt.«
    Daran also hatte sich Winn erinnert gefühlt: Livia als Neugeborenes. Er sah sie vor sich, wie sie in der Wanne herausgekommen war, unter Wasser wie etwas Ertrunkenes, und wie sie dann in die Luft gehoben wurde, blutig und schreiend. Die rote Wolke zwischen Biddys Beinen. Den Arzt, der sagte: C’est une fille . Eine jüngere Erinnerung drängte sich dazwischen: Wie er in der Eingangsdiele des Hauses in Connecticut auf- und abging und darauf wartete, dass Livia und Biddy nach Hause kamen, nachdem alles erledigt war , und wieer aus dem Fenster zusah, wie Livia aus dem Auto stieg und sich in ein Blumenbeet erbrach.
    »Aber«, sagte er, »es ist niemandem was passiert? Alle haben es gut überstanden?«
    »Na ja.« Livia zögerte. »Ein Mann hat einen Knochensplitter in der Schulter.«
    »Was für ein Mann?«
    »Einer von der Insel. Als wir gingen, kam gerade der Krankenwagen.«
    Winn knetete sich mit zwei Fingern die Stirn. Seine Kopfschmerzen gediehen prächtig. »Muss ich irgendwas tun? Wird Francis verhaftet?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Dann ist ja gut.« Er drehte sich zu Biddy um. »Wo sind die anderen Mädchen? Die Brautjungfern?«
    »Keine Ahnung. Wenn sie nicht hier sind, sind sie noch bei der Make-up-Probe oder bei der Maniküre – ich habe es nicht im Kopf.«
    »Make-up-Probe? Klingt übertrieben.«
    »Nun ja«, sagte Biddy. »So ist das eben bei einer Hochzeit, Winn.« Und damit verschwand sie ums Haus.
    Livia blickte ihr nach. »Ist Mom böse?«
    Er streckte die Hand aus, um sie auf den Rücken zu klopfen, doch dann ließ er es sein. »Komm

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