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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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mit in die Garage. Ich will mehr Wein kaltstellen, jetzt wo die Heuschreckenplage durch ist.«
    »Dad, ich muss unbedingt duschen.«
    »Erst machen wir dies, und dann wirst du duschen, aber natürlich unter der Außendusche.«
    »Dad.«
    »Jetzt erstmal dies.«
    Ihn drohte eine erschöpfte Benommenheit einzuholen, sie fegte wie eine Gewitterwolke über ihn her, als sich sein Adrenalinspiegel herunterregelte, aber er hatte fest vor, ihr zu entfliehen. Er humpelte so schnell los wie er konnte und folgte der Einfahrt durch die Bäume zur Garage. »Lass gut sein, Ahab«, sagte Livia hinter ihm. Gewöhnlich wäre er durch die Seitentür eingetreten, aber er wollte mit großer Geste seine Schwäche überspielen und langte nach dem Griff an dem großen Schwingtor. Mit Verve zog er sie hoch.
    Es dauerte einen Moment, bis er verstand, was er vor sich sah. In der dämmerigen Höhle, die er so theatralisch aufgerissen hatte, lagen zwei Gestalten. Oder vielmehr eine. Ein verstümmelter Zentaur: Agatha, nackt, auf allen vieren, und hinter ihr, halb aufgerichtet, Sterling Duff, ebenfalls nackt. Er kniete auf einem ausgebreiteten rosa Schlafsack von einem der Mädchen. Beide erstarrten und blinzelten im Licht wie Tiere, die man in ihrem Bau überrascht hatte, doch dann wurden rasch Hände vorgehalten, und beide suchten vergeblich eine weniger verräterische Haltung einzunehmen. Reglos sah Winn ihnen zu. Er vermutete, dass er später etwas empfinden würde, wusste aber zugleich, dass er schlicht zu müde war, um erschrocken zu tun und laut aufzuschreien und sich die Augen zuzuhalten. Er betrachtete Agathas nackte Brüste, ihren unbehaarten Körper. Hinter ihr wackelte blass Sterlings peinlich erigierter Penis. Als die beiden sich schließlich gesammelt hatten und nebeneinander standen wie Adam und Eva, die sich zum Schutz anstelle von Feigenblättern einen Schlafsack vorhielten, sagte Winn: »Ich wollte nur eben Wein holen.« Er humpelte an ihnen vorbei in die Ecke neben dem alten Kühlschrank zu einem Stapel Weinkisten. Auf dem Betonboden lagen getrocknete schwarze Fetzen – Seetang –,aber wieso nur? Er nahm einen Kasten Rotwein, und als er sich umdrehte, um Livia zu sagen, sie solle ein paar Flaschen Weißen aus dem Kühlschrank holen, wurde ihm nur der Anblick von Agathas und Sterlings Hintern beschieden: der von Sterling weiß und platt, der von Agatha rund und braungebrannt. Livia war verschwunden. Davon hatte er nichts mitbekommen. Jetzt meinte er sich vage zu erinnern, dass sie schon die Flucht ergriffen hatte, als das Tor noch nicht ganz oben war. Der Wein war ihm zu schwer. Auf dem verletzten Bein wankend setzte er die Kiste ab. Die Flaschen schepperten. Sterling drehte sich so, dass er und Agatha Rücken an Rücken standen, wie zwei Würstchen im Schlafrock.
    »Das kann ich machen«, sagte Sterling.
    Winn riss den Karton auf und entnahm zwei Flaschen. »Bring den Rest mit, wenn ihr reinkommt«, sagte er. »Keine Eile.« Dann stapfte er, ohne Agatha anzusehen, aus der Garage und ins Haus hinein.
    »Guck mal, wer da ist!«, rief Biddy aus der Küche. Sie stand am Spülbecken und wusch Erdbeeren. Winn, der die Weinflaschen wie zwei Keulen vor sich her trug, dachte zunächst, sie redete über ihn und nicht mit ihm, bis ihm aufging, dass die älteste der drei Hazzard-Schwestern, Tabitha, eingetroffen war und mit Celeste in der Frühstücksecke saß. Celeste hatte wie üblich ein Glas vor sich stehen; Tabitha trank Orangensaft mit einem Strohhalm, um den präzisen zinnoberroten Lack auf ihren Lippen zu schonen.
    »Hallo, Tabitha!«, sagte er und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr einen Kuss auf die Wange zu geben. »Celeste.«
    Biddy schob sich an ihm vorbei und setzte sich zu ihren Schwestern. Die Erdbeeren stellte sie mittig auf den Tisch.Celeste bediente sich. »Biddy hat uns gerade erzählt, wie du verletzt worden bist«, sagte sie. »Du Armer. Solltest du dich nicht lieber hinlegen?«
    »Es geht mir gut«, sagte er und setzte den Wein ab.
    »Und ein Caddie hat dich zum Auto getragen?« Celestes Miene war nicht zu deuten, aber er vermutete, sie hatten über ihn gelacht.
    Er sah Biddy an. »Warum hast du ihnen das erzählt?«
    »War es ein Geheimnis?«, fragte sie zurück und wich seinem Blick aus.
    Tabitha, eine geübte Themenwechslerin, sagte: »Bist du sicher, dass es dir gut geht?«
    »Ja, natürlich.« Er fühlte sich tatsächlich wieder halbwegs auf dem Damm, wenn auch noch ein wenig schwach. Er lehnte sich an die

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