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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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entgegen, aber sie schaute an ihm vorbei, mit amüsierter und irgendwie befriedigter Miene, als habe sie mit etwas, das sie lange geargwöhnt hatte, recht behalten. »Hallo«, sagte sie zu Agatha.
    »Verzeihung«, sagte Winn und winkte Agatha heran. »Fee, das ist Agatha, eine von Daphnes Brautjungfern. Agatha, das ist Fee Fenn, eine alte Freundin.«
    Die Frauen gaben sich die Hand. »Das ist ein umwerfendes Kleid«, sagte Fee.
    »Wirklich?«, sagte Agatha und betrachte die delphingraue Seide ihres Kleides. »Ich weiß nicht recht, ob ich es mag.«
    »Wir kommen gerade von der Hochzeitsprobe«, sagte Winn zu Fee, »und wollen gleich hier essen.«
    »Hier, heute Abend?«, fragte sie. In ihren Ohren blitzten eckige Brillanten, und ihre Augen waren geschminkt, dochgekleidet war sie schlicht und unauffällig: weiße Bluse, schmal geschnittene Hose, Slipper. Er musste sich eingestehen, dass sie eine hübsche Frau war. Sie hatte wirklich leichte Glupschaugen, aber alles in allem war sie nichts, wofür man sich hätte schämen müssen.
    »Genau.«Winn deutete aus dem Fenster zur Party auf der Terrasse.
    »Und wieso versteckt ihr euch dann hier an der Bar?« Ihr Blick wanderte zu Agatha.
    »Eine kleine Auszeit von der Menschheit«, sagte er. Es war ein Spruch aus ihrer gemeinsamen Zeit, den sie angewendet hatten, wenn sie sich auf einem Fest davonschlichen, um frische Luft zu schnappen, und auch das eine Mal, als sie beschlossen hatten, ein Wochenende in seinem Apartment zu verbringen, ganz allein zu zweit.
    Fees Lächeln wurde spröde. »Ist Livia auch hier?«
    »Ja, natürlich.«
    »Jack hat erzählt, er hätte euch beiden von Teddy erzählt.«
    »Richtig«, sagte Winn. »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
    »Ja, das wäre uns sehr recht. Er ist auch hier. Mit Jack und Meg im Restaurant. Ich wollte mir nur gerade die Hände waschen.«
    »Wie ist das Essen?«, fragte Agatha.
    »Das weiß ich nicht«, sagte Fee. »Der Koch ist neu.«
    »Apropos«, sagte Winn. »Sag Jack doch bitte, dass ich mit dem Pequod ein Hühnchen zu rupfen habe.«
    Fee schaute zu den Toiletten hin, blieb aber stehen. »Gern.«
    »Es war eine saudumme Geschichte. Ich bin heute Morgen mit dem Rad vom Tennis nach Hause gefahren – einemMatch mit Goodman Perry, kennst du ihn? – ich war auf dem Radweg, und einer von euren Caddies war mit einem Wagen da unten – auf dem Radweg –, um für zwei Spieler einen Ball zu suchen. In dem Moment, als ich vorbeifuhr, hat dieser Caddie, ohne sich überhaupt umzuschauen, den Rückwärtsgang eingelegt und ist« – er klatschte zur Betonung in die Hände – »mit mir zusammengekracht. Es hat mich vom Rad geworfen. Guck.« Er stellte den Fuß auf die unterste Sprosse eines Barhockers und zog sein knallgrünes Hosenbein hoch. Eine rostige Blume aus Blut war durch den Verband gesickert. »Ich musste mich in der Notaufnahme nähen lassen. Morgen muss ich Daphne zum Altar geleiten. Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter sein können.«
    »Das tut mir leid«, sagte Fee. Sie deutete auf Agathas Hand. »Sind Sie auch verletzt worden?«
    Agatha stieß ihr kurzes kehliges Lachen aus. »Bei einer anderen Gelegenheit.«
    »Otis Derringer«, sagte Winn. »So hieß der Caddie. Und weißt du, Fee, wirklich unerhört war, dass er sich nicht entschuldigen wollte.«
    »Und hat er es am Ende dann doch getan?«
    »Er hat sich geweigert. Ich hab ihm mitgeteilt, dass ich eine Entschuldigung erwartete und dass ihn das rechtlich auf keine Weise binden würde, aber er meinte, er hätte keinen Anlass sich zu entschuldigen. Ich verstehe nicht, wie man so reagieren kann, wenn man einen Mann derart verletzt hat, dass er ins Krankenhaus muss, aber so war’s.«
    Während Fee lauschte, legte sie den Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand ans Kinn und verdeckte mit den übrigen Fingern ihren Mund, doch Winn sah ihren Augen an, dass sie ein bittersüßes, überlegenes Lächeln aufsetzte, an daser sich gut erinnerte. »Manchmal entschuldigen sich Leute nicht, wenn es sich gehören würde«, sagte sie. »Das kommt schon mal vor.«
    »Unter diesen Umständen«, sagte er stockend, »scheint es ... scheint es ganz klar ...«
    Fee nahm die Hand weg, und ihr altes Lächeln verwandelte sich in unterdrücktes Lachen. »Was scheint ganz klar, Winn?«
    Ihm fiel keine Antwort ein.
    »Es wird Zeit, dass ich hinausgehe«, sagte Agatha. »Ich bin keine sehr gute Brautjungfer.«
    »Ich wollte euch beide nicht länger aufhalten.« Fee wandte sich in die

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