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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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machst du hier? Hier geht’s lang.«
    »Ich komme gleich nach.«
    Für das Probeessen hatten die Duffs ein Restaurant in einem Hotel am Hafen ausgewählt. Winn hatte sie gewarnt, dass der Koch neu sei und es heiße, das Essen sei nicht immer gut. Aber das Restaurant hatte eine breite Terrasse mit Blick auf das Wasser, und das fand Maude für die Cocktails ideal. Durch die Fenster sah Winn, wie Daphne von Biddys Verwandten und einigen Duffs umringt wurde. Es gab Küsschen, und an sein Ohr drang Stimmengewirr. Neben ihm auf der Theke tauchten die goldenen Arme und die verletzte Hand von Agatha auf.
    »Schön ruhig hier«, sagte sie.
    An der langen Mahagonibar waren nur zwei weitere Plätze besetzt, mit zwei Männern, die sich unterhalten und aus einer kleinen Silberschale Nüsse gepickt hatten, nun aber Agatha mit Blicken verschlangen.
    »Du solltest zu den anderen gehen«, sagte Winn und grüßte mit einem an die Stirn erhobenen Finger den soeben vorbeigehenden Dicky senior.
    »Ich brauche vorher einen Drink.« Zum Barkeeper sagte sie: »Einen Gin Martini, bitte, mit drei Oliven.«
    Er fragte sie nicht, welche Marke Gin sie wünschte, sondern schenkte aus einer Flasche ein, die aussah wie ein geschliffener Edelstein.
    »Prost«, sagte Agatha zu Winn.
    »Ich trinke das nicht oft«, sagte Winn, während er zuließ, dass sie ihr Glas vorsichtig an sein randvolles Glas stieß. »Schmeckt grauslich.«
    »Vielleicht sollten Sie besseren Gin nehmen«, sagte der Barkeeper.
    »Welchen hat er denn?«, fragte Agatha. Der Barkeeper zeigte die Flasche, und sie lachte.
    »Guck mal, was ich in meiner Geschenktüte hatte«, sagte sie und hob das Kinn, so dass sich die Haut über ihrer harten Kehle straffte. Mit den Fingern deutete sie auf eine silberne Kette mit einem Seestern als Anhänger.
    »Sehr hübsch.«
    Sie bedachte ihn mit einem traurigen Hundeblick. »Aber nicht das, was ich wollte.«
    Der Barkeeper wischte schon viel zu lange an derselben Stelle der Theke herum. Winn räusperte sich, und der Mann entfernte sich minimal. »Das tut mir leid. Was macht dein Finger?«
    »Du könntest ihn küssen, um ihn zu heilen.«
    Er stand auf und verschüttete einen Teil seines Martinis auf den grünen Lederhocker an der Bar. »Scheiße«, sagte er und nahm sich eine Handvoll Servietten zum Aufwischen.
    »Das war nur ein Scherz«, sagte sie. »Ich habe es nur zum Spaß gesagt.«
    Er hielt inne, knüllte die nassen weißen Servietten in seiner Hand und versuchte in ihrem Gesicht zu lesen. Das, was ihn immer zu ihr hingezogen hatte – das Rätselhafte, die alles einhüllende Wolke aus Sex, die sie umgab –, wirkte nur noch frustrierend und pervers.
    »Noch einen?«, fragte der Barkeeper.
    »Nein, nur die Rechnung für diese beiden.« Er legte die Servietten auf die Theke. Vielleicht sollte er sich einfach damit abfinden, dass ihr Flirt nichts als ein Witz war, mit der Szene in der Waschküche als Pointe. Für sie war das vermutlich so gewesen. Womöglich hatte er sich das Ganze nur eingebildet. Vielleicht verlor er allmählich den Verstand – wer weiß?
    »Ich möchte mich für das heute in der Garage entschuldigen«, sagte sie und berührte seinen Arm. Ihre Miene war weicher, ihre Augen groß geworden, und ihr Blick war drängend, doch Winn blieb argwöhnisch. Wollte sie ihn erneut reinlegen? »Von Livia und Sterling habe ich erst hinterher erfahren. Ich schwöre, ich hab nichts gewusst. Immer bringe ich allen nur Ärger.«
    Die Erinnerung war ihm zuwider. »Wolltest du mich eifersüchtig machen?«
    Sie biss sich auf die Lippe. Die rötliche Haut gab unter ihren vom Rauchen leicht vergilbten Zähnen nach. »Es ist einfach nur irgendwie passiert«, sagte sie bedauernd. »Fürgestern Abend möchte ich mich auch entschuldigen. Rotwein macht mich rührselig.«
    »Schon gut.«
    Sie glitt vom Barhocker und hielt ihm die Hand hin. »Verziehen?«
    »Ja, natürlich.« Er stand auf und schüttelte ihr ernst die Hand. »Selbstverständlich.« Als sie sich in Richtung der Terrassentüren von ihm entfernte, erfasste ihn gewaltige Enttäuschung. »Agatha«, sagte er und humpelte ein paar Schritte hinterdrein. »Warte.« Sie blieb stehen.
    Hinter ihm ertönte eine Frauenstimme. »Winn?«
    In der Erwartung, eine Verwandte oder jemanden aus der Familie Duff zu sehen, drehte er sich um. Es war Ophelia Haviland, Fee Fenn.
    »Fee!«, sagte er vor Überraschung viel zu laut, als er sich vorbeugte, um sie auf die Wange zu küssen.
    Sie nahm seinen Kuss

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