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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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Richtung der Damentoilette. »Bitte richte Daphne von mir herzliche Glückwünsche aus.«
    Winn folgte Agatha auf die Terrasse. Als sie durch die Tür gingen, wagte er es, mit einem Finger flüchtig über die nackte Haut zwischen ihren Schulterblättern zu streichen. Sie drückte den Rücken durch, ging aber weiter und begab sich zu den jungen Leuten. Winn fand die kleine separate Bar, von der Biddy gesprochen hatte, und bestellte einen Gin Tonic.
    »Wie kommen Sie zurecht?«, fragte Sam Snead, die neben ihm auftauchte. »Was macht das Bein? Während der Probe haben Sie ein bisschen gehumpelt, und das ist natürlich okay. Gar nicht weiter schlimm. Keiner wird sich aufregen, wenn der Brautvater ein bisschen angeschlagen ist. Aber es ist eine Hochzeit, und da soll alles möglichst perfekt sein, deswegen habe ich Ihnen diese hier aus meiner guten alten Trickkiste mitgebracht, aus meinem Giftschrank, nur für alle Fälle. Entscheiden Sie selbst. Sie könnten helfen. Nehmen Sie welche, oder nehmen Sie keine, ganz wie Sie wollen. Ich habe auch Daphne ein Mittelchen für morgen mitgegeben. Ich gebe es allen meinen Bräuten. Es taucht alles in ein schönes Licht.Wie gesagt, entscheiden Sie selbst. Ich bin hier, um dafür zu sorgen, dass Sie eine schöne Hochzeit erleben. Okay? Okay. In zwanzig Minuten werden wir alle zum Essen bitten, ja? Gut.«
    Sie drückte ihm einen kleinen Umschlag mit Tabletten in die Hand. Er steckte ihn in die Tasche. Schon wieder eine Heimlichkeit. Für sein Gefühl hatte er sich in den letzten vierundzwanzig Stunden mehr Heimlichkeiten geleistet als in seinem ganzen bisherigen Leben. Tabithas Sohn Dryden schwirrte in einem weißen Anzug mit einem himmelblauen Einstecktuch vorbei. »Onkel Winn! Lange nicht gesehen.« Der junge Mann küsste die Luft neben seinen Wangen und entschwebte zu einer Gruppe, die Francis und seiner Geschichte über den Wal lauschte. Dryden erinnerte Winn immer an seinen Großvater Frederick. Hatte er früher Ähnlichkeit mit diesem jungen Mann gehabt? Er dachte an Fees Vater, den alten Haviland, und wie er unter dem Porträt von Frederick sein Queue geweißt hatte, als schärfte er eine Waffe.
    »Rums!«, sagte Francis. »Und dann hat es Blut geregnet.«
    Agatha hatte auf der Lehne eines Sessels Platz genommen, in dem der Trauzeuge saß, der kein Duff war: Charlie. Sie lachte und berührte den Arm des jungen Mannes und sah dabei Winn an. Daphne nahm Greysons Hand und schaukelte sie hin und her. Piper angelte eine Maraschinokirsche aus ihrem Cocktail und warf sie lässig über das Geländer ins Hafenbecken. Sterling stand allein am hölzernen Geländer und schaute trübselig aufs Wasser hinaus. Ein Kellner trat mit einem Tablett voller Hors d’oeuvres zu ihm, und Sterling starrte auf die mit Zahnstocher aufgespießten Häppchen, als hätte er noch nie so etwas gesehen. Er schüttelte den Kopf,und der Kellner ging weiter. Dicky senior und Maude hielten in einem Kreis ihrer Verwandten Hof. Winn nahm eine Dattel im Speckmantel von dem Tablett, das Sterling von sich gewiesen hatte, und beobachtete kauend Dicky senior. Warum hatte ausgerechnet dieser Mann so viele Söhne gezeugt, die seine Töchter ficken wollten? Die Sonne war in den Wolken versunken wie eine Flamme in einer Laterne, und in dem rötlichen Licht zauste die unermüdliche Brise die Cocktailservietten und die Frisuren und Röcke der Damen. Sie sahen blühend aus, alle, die ganzen jungen Leute. Ihre Wangen von der Sonne gerötet; ihre Augen vom Alkohol glänzend; die Schultern der Mädchen so glatt und appetitlich wie Marzipan. Sie lachten so leichtherzig. Sie lachten über alles. Sie legten die Hände auf Daphnes Bauch, und sie führte sie dahin, wo das Baby strampelte. »Könnt ihr es fühlen?«, fragte sie.
    »Ja!«, sagten sie. »Ja!«
    Bei Agathas Anblick rührten sich in Winn Unruhe und Unzufriedenheit. Einst, vor langer Zeit, hatte er erwartet, dass die Ehe ihn von seinem jugendlichen Hedonismus kurieren würde – bis dass der Tod euch scheide, und so weiter –, aber das war nur teilweise gelungen. Dass er es all die Jahre ohne einen einzigen Seitensprung ausgehalten hatte, grenzte an ein Wunder – oder war vielmehr das Ergebnis unglaublicher Selbstdisziplin. Er hatte immer nach der Devise gehandelt, dass ein bisschen sexuelle Abwechslung ihm mehr Ärger einbringen würde, als die Sache es wert war. Wozu der Aufwand? Ganz gleich, mit wie vielen Frauen er schlief, würde er Biddy niemals verlassen wollen.

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