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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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umschlang sie ihn mit beiden Armen. Er vergrub sein Gesicht in ihrer Halsbeuge, sog ihren rauchigen Duft ein. Sie wandte den Kopf, suchte nach seinen Lippen, und sobald er sie küsste, wusste er, dass alle seine Schutzmauern, seine Vorsichtsmaßnahmen, seine Gesetze und Statuten nichts nützten. Er drückte sie gegen die Waschmaschine und biss in ihre Lippen, während seine Hände über ihre Schenkel fuhren und ihren Hintern packten. Seine Finger stürmten an der elastischen Grenze ihrer Unterwäsche entlang und durchbrachen sie. Als er sie berührte, bemerkte er trotz seiner alles überrollenden Gier das überraschende Fehlen jeglicher Behaarung. Das Gefühl versetzte ihm einen Schock. Durch Hörensagen und ein paar vereinzelte Ausflüge in die Cybergefilde der Pornographie wusste er, dass das jetzt ziemlich verbreitet war, doch seine sexuelle Blütezeit hatte sich in einer behaarten Ära abgespielt. Im Vergleich zu den anderen Frauen, die er berührt hatte, hätte Agatha zu einer anderen Spezies gehören können. Fasziniert beugte er sich hinunter und zog ihr Kleid hoch, um sie anzusehen. Ihr nacktes Geschlecht, erbarmungslos entblößt, erinnerteihn an Kinder und Tierpfoten und Pferdenüstern und das Wort pudenda .
    »Gefällt es dir?«, fragte sie.
    »Ich weiß nicht«, sagte er. »Ja.« Er richtete sich wieder auf, schloss die Augen und küsste sie. Vorsichtig berührte er sie erneut. Auf ihre Haarlosigkeit war er nun vorbereitet, nicht jedoch auf ihre Trockenheit. Er öffnete die Augen.
    Sie blickte über seine Schulter auf eine Jagdszene, die an der Wand hing, eine beliebige Dekoration in einem unwichtigen Raum: eine bunte Hundemeute, die einen Fuchs verfolgte, dazwischen langbeinige Pferde mit Reitern in roten Jacketts, die wie Felsen aus der weiß-braunen Flut ragten. Ihr Gesicht wies keinerlei Zeichen der Erregung auf, nicht die geringste Spur von Interesse für das, was mit ihr geschah. Sie hätte ebenso gut im Wartezimmer eines Zahnarzts sitzen und darüber nachsinnen können, welche Unannehmlichkeiten sie und den verfolgten Fuchs erwarteten. Offenbar hatte sie die Veränderung in ihm gespürt, den Augenblick des Zurückzuckens, denn sie warf den Kopf in den Nacken und stieß ein Stöhnen aus. Ihre Kehle spannte sich an. Als sie ihn wieder ansah, war ihr Gesicht eine laszive Maske der Lust: die Lider auf Halbmast, die weinverfärbten Schneidezähne in die Unterlippe gepresst. Abrupt zog er seine Finger aus der weichen Mausefalle, die sie gefangen hatte, und wich stolpernd durch das Wäschegewirr zurück, bis er sich wieder an der dürftigen Sicherheit des Spülbeckens festhalten konnte.
    »Was ist?«, fragte sie.
    Im ersten Moment konnte er nicht antworten, sondern starrte sie nur an. Ihm war klar, dass seine Erregung unübersehbar war, aber gleichzeitig dämmerte ihm, was für einengewaltigen Fehler er begangen hatte. »Wir hätten das nicht tun sollen.«
    »Aber wir begehren uns doch.«
    »Es war ein Moment der Schwäche.«
    »Sag nicht war .« Ihr Gesicht war angespannt und entschlossen. Sie kam näher und streckte die Hand nach ihm aus, nach seinem Schritt oder seiner Gürtelschnalle – er wusste es nicht genau –, überlegte es sich dann aber anders und ließ die Hand sinken. »Ich weiß, was das Problem ist«, sagte sie, »aber das passiert mir halt manchmal. Es hat nichts zu bedeuten. Ich habe einfach zu viel getrunken. Das heißt nicht, dass ich nicht will. Ich finde dich wirklich sehr attraktiv.« Sie zog einen Schmollmund. »Was siehst du, wenn du mich anschaust?«
    Er sah sie an, sah wirklich hin, auf ihr Gesicht, ihren wundervollen Körper, das feuchte Gewirr ihrer Haare. »Ich sehe einen Jungbrunnen«, sagte er.
    Sie wirkte unbeeindruckt, blinzelte nicht einmal, als hätte sie diesen Vergleich schon oft gehört. »Das hier ist deine Chance«, sagte sie.
    »Tut mir leid«, sagte er. Er kam sich vor wie ein naiver Trottel. »Das hätte nie passieren dürfen. Du musst mir versprechen, dass du niemandem davon erzählst.« Etwas in ihrem Blick verhärtete sich, und alarmiert legte er die Hände auf ihre Schultern, versuchte es auf die freundliche, väterliche Art. »Jetzt hör mir mal zu. Du bist ein wunderschönes Mädchen. Es gibt zahllose Männer, die dich begehren. Ich gebe zu, ich begehre dich. Aber ich kann das nicht tun. Ich bin verheiratet. Ich bin der Vater deiner Freundin. Verstehst du? Wir müssen so tun, als wäre das hier nie passiert.«
    »Ich wusste, dass du auf mich stehst. Das

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