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Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition)

Titel: Leichte Turbulenzen bei erhöhter Strömungsgeschwindigkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Shipstead
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jeder Gang über den Flur war ein Spießrutenlauf voller Mädchen, denen er zulächeln und ausweichen musste. In den Waben summte und schwirrte es vor Geplapper. Und Celestes Warnung oben auf dem Witwensteig hatte ihn nervös gemacht. Er hatte keine Lust, wie ein alter Hund sabbernd hinter einem jungen Ding herzuhinken, das sich über ihn lustig machte.
    Sein Unbehagen folgte ihm in die Waschküche, wo er einen wirren Haufen aus Strandtüchern und Bettlaken auf dem Fußboden vorfand. Nachdem er seine Fracht in die Maschine gestopft hatte, beugte er sich hinunter und versuchte, von einem Bein aufs andere schwankend wie ein betrunkener Elefant beim Tanz das Durcheinander zu sortieren. Der Raumhatte ein Fenster, ein hohes Rechteck mit schwarzen Scheiben, in denen sich sein blasses, violett getöntes Spiegelbild abzeichnete, hohläugig und verkniffen. Als Agathas Stimme von der Tür herüberklang, hatte er bereits ihren purpurnen Geist über das Glas huschen sehen; dennoch zuckte er überrascht zusammen.
    »Hi«, sagte sie.
    »Du hast mir einen Schreck eingejagt.« Er trat einen Schritt zurück und stieß dabei gegen das Bord neben dem Spülbecken, auf dem zwischen einzelnen Socken halb leere Flaschen Bleiche, mit Sicherheitsnadeln und Knöpfen gefüllte Muschelschalen und ein Karton mit Waschmittel herumstanden, das einen aufdringlichen, unechten Frühlingsduft verströmte. Er schob die Hände in die Hosentaschen.
    »Ich habe nach einem Raum gesucht, der sich nicht dreht. Aber der hier scheint’s nicht zu sein.« Sie lehnte sich an die Waschmaschine. Sie war barfuß, wie schon den ganzen Abend, und vorne auf ihrem weißen Kleid prangte ein dunkler Fleck.
    »Nein«, sagte er. »Der hier ist genauso schlimm wie alle anderen.«
    »Ich möchte spazieren gehen. Kommst du mit?« Sie lächelte. Rotwein hatte das Innere ihrer Lippen dunkelrot und ihre Zähne blassviolett gefärbt.
    »Hat Sterling keine Lust, dich zu begleiten?«
    »Ich habe ihn nicht gefragt. Ich wollte dich zuerst fragen.«
    Er war nicht auf die Woge von Lust vorbereitet, die ihn plötzlich überrollte, und er packte die Kante des Bords mit den Waschmitteln, als wäre sie sein einziger Halt am Rande eines Abgrunds. »Besser nicht.«
    »Oh, okay«, sagte sie. Er war so daran gewöhnt, sie unbekümmertund voller Selbstvertrauen zu sehen, dass er schockiert war, als sich ihr Gesicht zu einer Miene des Kummers verzog. Sie bedeckte die Augen mit ihrer gebräunten Hand.
    »Agatha«, sagte er. »Komm her.« Er stieg über den Wäschehaufen und tätschelte ihr die Schulter. Als sie ihre Hand wieder senkte, war die Unansehnlichkeit ihrer ersten Tränen verschwunden, und auf ihrem Gesicht lag eine betörende Trostlosigkeit. Ihre Lippen waren geschwollen und gerötet, und von ihren Wimpern tropften ein paar dicke Tränen.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich hab bloß zu viel getrunken. Und der Hund mochte mich nicht. Und jetzt schäme ich mich.«
    »Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest.«
    »Du bist immer so nett«, sagte sie.
    »Es ist leicht, nett zu dir zu sein«, sagte Winn. Er merkte, dass er ihren Oberarm knetete und streichelte.
    »Ich hab schon immer für dich geschwärmt.« Sie ließ den Kopf hängen.
    »Wirklich?«
    »Du bist so nett zu deiner Familie. Sie haben Glück. Sie wissen gar nicht, wie viel Glück sie haben.«
    »Nun ja«, sagte er. Sie verstand ihn. Sie sah ihn. Vielleicht lag ihr Reiz für ihn nicht nur darin, dass es ihn in seinem Alter nach Jugend gelüstete, sondern dass eine verwandte Seele die andere erkannte. Er hätte ihr das gerne erklärt, doch stattdessen sagte er nur: »Vielleicht.«
    »Du hast das Abendessen gekocht«, fuhr sie fort. »Du hast dafür gesorgt, dass alle sich willkommen fühlen, und alles, was du tust, wirkt so mühelos, als müsstest du dich gar nicht anstrengen. Livia hätte das nicht sagen sollen. Es ist nicht wahr.«
    »Ich dachte, du magst Sterling«, sagte er.
    »Ich habe nur mit ihm geflirtet, um dich eifersüchtig zu machen.«
    Winn ergriff ihre Handgelenke, wie er es nach ihrem Kamikazesprung von der Terrasse getan hatte. Er bog ihren Arm und musterte die Reihe von Pflastern, mit denen Sterling ihren Kratzer verarztet hatte. Mit dem Daumennagel hob er eines davon an und riss es ab. Dasselbe wiederholte er mit dem nächsten und dem übernächsten, bis alle weg waren. Er drückte seinen Daumen fest in ihre aufgeschürfte Haut, und sie schnappte nach Luft. Sie befreite sich aus seinem Griff, dann

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