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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Schwefelholz an und zündete damit eine Wandlampe aus Messing an.
    Eugenies graue Haare waren ordentlich zu einem einzelnen Zopf geflochten, der über die Schulter nach vorne fiel. Über ihrem hochgeschlossenen Nachthemd trug sie einen karierten Morgenrock. Sie blickte Aislinn durchdringend an.
    »Ich muss gehen«, murmelte die junge Frau.
    Eugenie betrachtete nun das freizügige Kleid, in dem Aislinn ausgesprochen fehl am Platz wirkte. »Ich denke, ich brauche dich nicht zu fragen, wohin du gehst, aber ich möchte doch sehr gerne wissen, warum du dort hin willst und weshalb in so einem Aufzug.«
    »Ich will mich mit eigenen Augen davon überzeugen, daß Shay nichts zugestoßen ist. Billy Kyle hat geschworen, daß er den Marshall umbringen wird, und ich habe Schüsse gehört...«
    »Shay McQuillan ist ein erwachsener Mann und ein Marshall der Vereinigten Staaten«, unterbrach Eugenie die Jüngere. »Dieser Mann hat die meisten Kämpfe seines Lebens allein ausgetragen, und ich bin sicher, daß er sich auch in diesem Fall allein verteidigen kann. Er wird es dir bestimmt nicht danken, wenn du dich in seine Angelegenheiten einmischst.«
    »Ich muss trotzdem gehen«, wiederholte Aislinn trotzig und versuchte; an Eugenie vorbeizugehen.
    Diese unterdrückte einen Fluch. »Warte hier einen Moment. Ich gebe dir etwas mit, was du Adelleicht brauchen wirst.«
    Ungeduldig, aber auch neugierig wartete Aislinn, bis die ältere Frau wieder aus ihrem Zimmer kam. In der aus- gestreckten Hand hielt sie eine kleine Pistole, die sie Aislinn reichte. »Sie ist geladen«, erklärte Eugenie emotionslos. »Falls du sie benutzen muss t, dann geh ganz dicht an dein Ziel heran, damit du es auch triffst. Denk immer daran, daß du nur eine Kugel hast.«
    Aislinn stellte keine Fragen mehr, sondern nahm mit zitternder Hand den Derringer mit dem Perlmutt-Griff, eilte die Treppe hinunter und rannte durch die Hotelhalle. Der Tanz war zu Ende, und die Gäste waren längst nach Hause gegangen. Als der Nachtportier Aislinn in dem freizügigen Kleid sah, riß er Mund und Augen weit auf. Falls er eine Bemerkung machte, hörte Aislinn sie nicht. Sie rannte ins Freie und lief über den hölzernen Fußweg in Richtung Saloon.
    Abgesehen von einem stadtbekannten Trunkenbold, der seinen Ra Tisch in einer Pferdetränke ausschlief, wobei er bis zum Hals im Wasser steckte, war die Straße leer. Als Aislinn den >Yellow Garter Saloon< erreichte, holte sie tief Luft, schickte ein Stoßgebet zum Himmel und bat den Herrn, gut für Thomas und Mark zu sorgen, falls ihr etwas zustoßen sollte.
    Dann trat sie durch die Schwingtür in den Saloon.
    Sie versank knöcheltief in dem schmutzigen Sägemehl, mit dem der Boden bedeckt war. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an die plötzliche Helligkeit und den beißenden Tabakqualm gewöhnt hatten. Die Cowboys am Tresen und die Kartenspieler an den Tischen betrachteten sie mit unverhohlener Neugier, aber Aislinn achtete gar nicht auf die anzüglichen Blicke.
    Shay war über den Billardtisch gebeugt, der mitten im Raum stand. Sein Revolver lag in Reichweite auf dem Rand des Tisches. Sein Gegner war ein Mann, den Aislinn nicht kannte. Er war groß und hager und hatte ein pockennarbiges Gesicht. Sein Holster war leer, aber auch seine Waffe lag griffbereit. Billy Kyle saß mit dem Rücken zur
    Bar auf dem Fußboden. Seine Hände waren mit Stahlbändern an der Fußstange der Bar festgemacht, sein Gesicht war puterrot, und die Adern an seinen Schläfen traten blau hervor. Selbst aus der Entfernung sah Aislinn, daß der Mann vor Wut und Erregung zitterte.
    Sie wagte es kaum, Shay noch mal direkt anz u sch auen, denn sie spürte seinen Blick, mit dem er sie zu durchbohren schien. Sie hatte das Gefühl, daß der Marshall nicht weniger wütend und erregt als Billy Kyle war - wenn auch vielleicht aus einem anderen Grund. Aislinn zwang sich, Shay in die Augen zu sehen, und erkannte, daß sie seine Gemütsverfassung richtig eingeschätzt hatte - was unter den gegebenen Umständen allerdings nur ein schwacher Trost war. Sie hatte sich von törichten Gefühlen hinreißen lassen, sie hatte überhastet gehandelt und muss te nun erkennen, daß es ein großer Fehler gewesen war, in den Saloon zu kommen.
    Shay legte das Queue ab und zog seine wunderschönen blauen Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, während sein Blick langsam über ihr ängstliches Gesicht, das schäbige geliehene Kleid und den Derringer in ihrer Hand glitt.
    »Wie

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