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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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beschäftigt.
    »Gut, gut«, meinte Cornelia und winkte fast ungeduldig mit der Hand in Aislinns Richtung. »Viel Spaß beim Spaziergang.« Der Nachsatz, den sie nicht aussprach, hing deutlich in der Luft. Und kommt bloß nicht mehr zurück! Wenn die Kleine unterwegs verlorengeht, soll es mir nur recht sein.
    Die Sterne standen am Himmel, und aus dem Saloon waren die üblichen Gerä u sch e zu hören: ein klimperndes Piano, schrille Frauenstimmen und rauhes Männerlachen. Shays Büro wirkte wie eine Festung, nicht wie ein Kleinstadt-Gefängnis. Vor dem Eingang standen Wachen, die mit Gewehren bewaffnet waren, und die Hinterseite des Gebäudes war wahrscheinlich ebenso gesichert.
    Aislinn machte ein erschrockenes Gesicht. »Rechnet Shay mit Ärger?« fragte sie und klammerte sich an Tristans Arm fest. Er führte sie über den im Schatten liegenden hölzernen Fußweg, wie ein Oststaaten-Gentleman seine Lady durch den Park geführt hätte.
    Tristan zuckte mit den Schultern. »In diesem Teil des Landes muss ein Marshall ständig mit Ärger rechnen«, erwiderte er. »Er ist nun mal der Vertreter des Gesetzes, und es gibt immer Leute, die sich nicht an diese Gesetze halten wollen. Machst du dir etwa Sorgen um Shay?«
    Sie seufzte leise. »Ja«, gab sie zu. Sie glaubte, ein Lächeln in Tristans Gesicht zu erkennen, aber sie war sich nicht ganz sicher, denn es war zu dunkel, um es mit Bestimmtheit sagen zu können. »Ja, ich mache mir Sorgen«, wiederholte sie und seufzte noch einmal.
    Er drückte Aislinns Arm. »Das brauchst du nicht. Shay wird mit dem alten Kyle, mit Billy und all ihren Handlangem spielend fertig. Aber verrate ihm nicht, daß ich dir das gesagt habe, sonst wird mein kleiner Bruder noch übermütig vor lauter Stolz.« Diesmal war sie ganz sicher, daß Tristan lächelte.
    »Weshalb bist du nach Prominence gekommen?« erkundigte sie sich. »Hast du nach Shay gesucht?«
    Er schien es nicht besonders eilig zu haben, Aislinn zum Haus der McQuillan-Schwestem zurückzubringen. Gegenüber vom Gefängnis lehnte er sich mit dem Rücken an eine Mauer, riß ein Schwefelholz an und entzündete damit einen Cheroot-Zigarillo. »Ich bin geschäftlich hier«, erwiderte er und blies den Rauch in die Luft. »Aber ich gestehe, daß ich auch neugierig auf meinen Zwillingsbruder war.«
    »Das muss seltsam sein, wenn man einen anderen anschaut und das Gefühl hat, sich selbst anzusehen.«
    Tristan nickte. »Es ist schon irgendwie gespenstisch, aber gleichzeitig auch wieder vollkommen normal.« Er schwieg eine Weile, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne am Himmel. »Aber für dich sehen Shay und ich nicht gleich aus?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    Aislinn ließ sich Zeit mit der Antwort und schüttelte dann den Kopf. »Mir ist es un begreiflich, wieso ich euch auf Anhieb unterscheiden kann, denn ihr ähnelt euch wie ein Ei dem anderen.«
    »Vielleicht liegt es daran, daß du Shay liebst. Du siehst ihn mit dem Herzen und nicht nur mit den Augen.«
    Sie wollte protestieren und widersprechen, denn sie kannte Shay doch gar nicht gut genug, tun ihn lieben zu können. Sie hatte auf der Veranda des Hotels mit ihm getanzt, er hatte sie geküßt, und sicher würde sie auch die Nacht, die sie in der Zelle verbracht hatte, bis zum Ende ihrer Tage nicht mehr vergessen, aber das alles konnte man doch nicht ernst nehmen. Wenn sie sich einmal für einen Mann entscheiden würde, würde sie die Sache dagegen sehr ernst nehmen.
    Tristan blickte zum Büro des Marshall s hinüber, während er an seinem Zigarillo zog.
    »Shay hat einmal eine andere Frau geliebt«, erklärte Aislinn Tristan. »Ihr Name war Grace; und sie wurde bei einem Überfall auf eine Kutsche zusammen mit den anderen getötet.«
    In diesem Moment trat Shay auf der anderen Seite der Straße aus seinem Büro, und Aislinn wurde klar, daß die beiden Brüder dieses Treffen vorab verabredet hatten.
    »Ich weiß über Grace Bescheid«, erwiderte Tristan ruhig, während er seinen Bruder beobachtete, der auf sie zukam. »Als er von ihrem Tod erfuhr, fiel er in eine Art Trance und wäre fast vor die Hunde gegangen. Erst allmählich rappelt er sich wieder auf, aber du muss t ihm noch etwas Zeit geben, Aislinn.«
    Aislinn freute sich, Shay an diesem Abend doch noch kurz zu sehen, aber als er mitten auf der Straße stehenblieb und einen vorbeifahrenden Einspänner anhielt, um mit dem Fahrer zu sprechen, blickte sie Tristan offen an und gestattete ihm einen

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