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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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des Hotels, die Wunden in ihrem blassen schmalen Gesicht waren nicht mehr zu sehen, und sie hatte die Haare straff nach hinten gekämmt. Dadurch wirkte sie so verändert, daß Aislinn sie fast nicht erkannt hätte.
    »Wie ich sehe, bist du noch mal auf die Füße gefallen«, meinte Liza Sue neidlos.
    Aislinn ging mit den Rosen im Arm zum Zaun. »Ich habe dein Kleid oben im Zimmer«, erklärte sie. »Soll ich es dir holen?«
    Liza Sue schüttelte den Kopf. »Verbrenn es einfach oder mach Putzlumpen daraus. Ich habe jedenfalls keine Verwendung mehr dafür.«
    »Was macht Eugenie?«
    »Sie ist brummig wie ein alter Grizzlybär. Sie vermisst dich, und sie würde dich bestimmt wieder im Hotel aufnehmen, wenn du sie darum bitten würdest.«
    »Ich weiß«, erwiderte Aislinn seufzend. Auch sie vermisste die ältere Frau, die ihr eine echte Freundin geworden war, aber es gab keinen Weg mehr zurück.
    »Eugenie hat mich übrigens geschickt, damit ich mich erkundige, ob es dir gutgeht. Und ich soll dir auch eine Nachricht von ihr überbringen. Sie läßt fragen, ob du sie vielleicht hin und wieder besuchen würdest? Natürlich nur, wenn du Lust dazu hast.«
    In Aislinns Lachen mischte sich ein Schluchzen. Sie fühlte sich unendlich erleichtert. Sie hatte zwar ihre Stellung im Hotel verloren, aber die Freundschaft zu Eugenie hatte nicht darunter gelitten - und das zählte viel mehr. »Richte ihr aus, daß ich sie sehr gerne besuchen werde.«
    Liza Sue lehnte sich etwas weiter über den Zaun und senkte die Stimme. »Stimmt es, daß Billy Kyle im Gefängnis sitzt und der Marshall ihn nicht freilassen will?« In ihren großen Augen lag wieder der Schatten der Angst.
    »Das ist richtig«, bestätigte Aislinn dem jungen Mädchen. »Du brauchst keine Angst mehr vor Billy zu haben.«
    »Das würdest du nicht sagen, wenn du ihn so gut kennen würdest wie ich. Ich werde so lange Angst vor ihm haben, bis ich mit eigenen Augen gesehen habe, daß er tot im Sarg liegt - er und sein Daddy.«
    Die Erwähnung des alten Ranchers ließ Aislinn einen Schritt näher treten. Sie erinnerte sich an Mr. Kyles drohende Stimme, und sie wusste , daß Cornelia McQuillan trotz ihrer romantischen Hoffnungen, die sie vielleicht immer noch nicht aufgegeben hatte, vor Mr. Kyle Senior ebenso Angst hatte wie Liza Sue. »Erzähl mir von Billys Vater«, drängte sie mit leiser Stimme. Liza Sue begann am ganzen Körper zu zittern. Es war klar, daß Aislinn einen wunden Punkt getroffen hatte. »Bitte«, drängte sie.
    Liza Sue blinzelte nervös und schüttelte dann den Kopf. »Er ist ein schlechter Mensch«, meinte sie nur.
    Aislinn griff mit der Hand über den Zaun und hielt ihre neue Freundin am Handgelenk fest, um sie am Weglaufen zu hindern. Durch die harte Arbeit der letzten Jahre war Aislinn kräftig, aber sie bemühte sich, der jungen Frau nicht weh zu tun. »Erzähl mir, was er getan hat.«
    Liza Sue traten Tränen in die Augen. »Ich kann nicht!« erwiderte sie heftig. Die Angst gab ihr die Kraft, sich aus Aislinns Griff zu befreien. Sie lief zum Hotel zurück und wischte sich dabei mit den Handrücken über die Wangen.
    Aislinn beobachtete das Mädchen, bis es verschwunden war, und ging dann mit den duftenden Rosen ins Haus zurück. Sie wünschte, sie hätte Shay am Nachmittag von dem Gespräch zwischen Mr. Kyle und Cornelia erzählen können. Aber das wollte sie nachholen, wenn er zum Essen kam. Sie würde sich eine Ausrede einfallen lassen, um allein mit ihm zu sprechen.
    Als der Gast schließlich kam, war er frisch rasiert und hatte sein leuchtendblondes Haar sorgfältig gekämmt. Er trug einen Anzug, ein weißes Hemd und eine schmale Krawatte. Diese Art Kleidung trug er mit einer solchen Selbstverständlichkeit, als würde er sich immer so kleiden. Aislinn sah den Mann nur kurz an und wusste , daß nicht Shay, sondern Tristan vor ihr stand. Es war ein rein subjektives Empfinden, denn in der äußeren Erscheinung gab es keinen Unterschied zwischen den Brüdern. Sie hatten die gleichen atemberaubend blauen Augen, das gleiche kräftige Kinn und den gleichen sinnlichen Mund. Ihre Bewegungen waren gleich, ihre Stimmen waren es - und sogar der Geruch ihrer Haut.
    Aislinn hielt sich in der Eingangshalle des McQuillan- Hauses im Hintergrund, während Cornelia und Dorrie ihren >Bruder< begrüßten, die eine mit falscher Freundlichkeit, die andere mit warmer Herzlichkeit, aber keine schien zu ahnen, daß es sich bei dem Mann um Shamus' Doppelgänger handelte.

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