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Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt

Titel: Leidenschaft, Die Dich Verfuehrt Kostenlos Bücher Online Lesen
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ja so charmant, nicht wahr? Ich habe noch nie erlebt, daß er so viel geredet hat - und dann auch noch über fremde Orte und Dinge. Woher er das alles nur weiß?«
    »Er hatte wirklich viel zu erzählen«, stimmte Aislinn zu und wechselte rasch das Thema. »Könnte ich wohl noch ein Bad nehmen, Dorrie?«
    »Aber sicher«, antwortete die Ältere. »Im Reservoir neben dem Ofen in der Küche ist noch genug heißes Wasser. Ich hole eben die Kupferwanne aus dem Abstellraum und bringe sie dir in die Küche.«
    »Nicht nötig, das mache ich schon selbst«, meinte Aislinn, die ihre Freundin nicht noch zusätzlich belasten wollte. Dorrie hatte schon genug für sie getan. Sie hatte ihr Arbeit gegeben, wie dürftig sie auch sein mochte, und ein Heim, auch wenn es nur vorübergehend war.
    Dorrie entzündete an ihrer Lampe eine Kerze, die in einem Messinghalter steckte, und reichte sie Aislinn. »Ich habe heute einen Brief von Leander erhalten«, flüsterte sie geheimnisvoll. »Möchtest du ihn vielleicht lesen?«
    Aislinn wusste nicht recht, wie sie sich verhalten sollte. Dorrie schien so gerne den Inhalt des Briefes mit ihr teilen zu wollen, aber die Briefe des Geliebten waren ebensowenig für andere bestimmt wie ein Tagebuch. »Wird er bald kommen?« fragte sie ausweichend. Irgendwas an dieser ganzen Geschichte beunruhigte sie, obwohl sie nicht hätte sagen können, was es war.
    »Sehr bald«, antwortete Dorrie nickend. »Da bin ich ganz sicher.«
    Aislinn lächelte und küsste die ältere Frau impulsiv auf die Wange. »Dann solltest du dich jetzt besser hinlegen«, meinte sie und beobachtete, wie Dorrie die Treppen hinaufstieg. Sie war so übermütig und aufgeregt wie ein Kind, das sich auf den Weihnachtsmann freute. Aber diese Freude konnte Aislinn nicht teilen, denn sie fürchtete plötzlich, daß Leander nie zurückkommen würde und daß Dorrie den Rest ihres Lebens damit verbringen würde, auf ihn zu warten.

8
     
    Die Reiter von der Powder Creek Ranch stürmten im Morgengrauen des folgenden Tages in die Stadt. Sie stießen wie Apachen, die auf dem Kriegspfad waren, Schreie aus und schossen mit ihren Pistolen und Gewehren in die Luft. Obwohl Shay damit gerechnet hatte, daß die Männer kommen würden, zerrten die Schreie und Schüsse ein seinen Nerven. Shay war kein Kirchgänger, aber jetzt bat er den Himmel doch stumm darum, daß die Bürger von Promi nence - insbesondere Aislinn Lethaby - in ihren Häusern bleiben würden, damit ihnen kein Leid widerfuhr, denn Shay zweifelte nicht daran, daß es zu einer Schießerei kommen würde.
    Er warf einen kurzen vorsichtigen Blick durch das vordere Gefängnisfenster und sah Tristans silbernes Zigarrenetui in den ersten Strahlen der Morgensonne aufblitzen. Das war das Zeichen, das er mit seinem Bruder vereinbart hatte, sobald der auf dem Dach des Ladens, der schräg gegenüber vom Gefängnis lag, Stellung bezogen hatte. In den geöffneten Fenstern des Hotels bewegten sich die Vorhänge im Wind, und Shay glaubte hinter einem der Fenster eine Bewegung zu entdecken. Aber abgesehen von den beiden bewaffneten Männern, die vor dem Gefängnis Wache hielten, und der Powder-Creek-Bande, die sich jetzt vor dem Gebäude zusammenrottete und weiter Löcher in die Luft schoss , war niemand auf der Straße zu sehen.
    Kyle Senior ritt an der Spitze seiner rund zwanzig Männer. Mit seinem runden, schwarzen Hut und seinem steifen, schwarzen Anzug ähnelte er mehr einem Wanderprediger als einem reichen Viehzüchter. Quer über die Brust hatte er ein Remington-Gewehr geschnallt, dessen polierter Holzschaft gl ä nzte. Seine Miene war finster und grimmig.
    »Shamus McQuillan!« rief Kyle, der kein Mann war, der lange zögerte. »Entweder kommen Sie auf der Stelle raus, oder ich erschieße die Wachen und komme rein, um Sie zu holen!«
    Shay war bereits auf dem Weg zur Tür, denn er hatte nicht die Absicht, sich in seinem Büro zu verschanzen un d abzuwarten, bis die Gef ahr vorüber war. Er drehte sich noch einmal zu Billy um, der ihn durch die Gitterstäbe angrinste.
    »Freu dich nicht zu früh, Billy-Boy«, sagte er ruhig und gelassen. »Du wirst so lange hinter Gittern sitzen, bis man dir den Prozess macht und dich aufhängt.«
    Billys Antwort war ein höhnischer Fluch. O'Sullivan, der älter und wohl auch etwas klüger war, hielt sich zurück - was vielleicht auch damit zusammenhing, daß er dringend einen Whiskey zum Frühstück gebraucht hätte.
    Shay öffnete die Tür und trat auf den

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