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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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das wert war. Ich hatte ein ganz schönes Loch in die Spesen gerissen.
    Ives’ Mörder ging mich nichts an. Die Liste der Verdächtigen wäre endlos gewesen.
    Aber es gefiel mir nicht, wie der Fall endete. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß Lysa Dean darüber jubeln würde.
    Dana kam aus ihrem Schlafzimmer. Sie trug ein wunderschönes grünes Kostüm und hatte ihren frisch gepackten Koffer in der Hand. »Sind wir soweit?« fragte sie ein wenig zu munter.
    Sie wirkte sehr angespannt. Ich ging zu ihr und nahm ihr den Koffer ab. »Dieser Ort geht mir auf die Nerven«, sagte sie mit einem Zittern in ihrer fröhlichen Stimme. »Das ist mir noch nie passiert. Ich weiß nicht, warum. Es kommt mir vor, als würde ich die Dana Holtzer, die hier wohnt, kaum kennen. Ich bin ständig darauf gefaßt, daß sie hereinkommt und mich fragt, wer zum Teufel ich sei.«
    »Nehmen Sie sich vor ihr in acht. Eine sehr frostige Dame.«
    Sie blieb auf der Schwelle stehen und schaute mich mit zugleich verletzlicher und wachsamer Miene an. »Travis?«
    »Ja, Süße?«
    »Ich ertrage keine allzu häufigen Wechsel. Also, lassen Sie es bitte. Wenn etwas brüchig ist ... dann bricht es auch leicht, verstehen Sie.«
    »Ich mag Sie. Das ist alles.«
    Sie nickte. »Aber wir haben zuviel gelacht. Verstehen Sie das?«
    »Ich verstehe es. Und heute abend sind Sie wieder in Ihrer Rüstung.«
    »Das Bild, das Sie da drinnen gesehen haben. Hat es Ihnen etwas erklärt?«
    »Ich hätte es aus dem Gedächtnis zeichnen können, noch bevor ich es gesehen habe. Ich brauche keine Erklärung. Ich muß mich nicht neu auf Sie einstellen. Zum Teufel damit. Sehen wir, daß wir unser Flugzeug bekommen.« Ich zog ihr Kinn nach oben und küßte sie auf den Mundwinkel, ganz dicht bei ihrem schiefen Zahn. Ein kleiner Schmatz, wie unter Cousins. Sie lächelte, und ich folgte ihr auf dem Fuß, dem Klackern der Absätze auf den Mosaiken, dem wehenden grünen Rock, den straffen Waden, dem sehr geraden Rücken und dem hochgereckten Kopf.
    Wir hatten noch zwanzig Minuten, bis der Flug aufgerufen würde. Unser Gepäck war an Bord. Es war früher Nachmittag. Ich kaufte eine Zeitung und überflog sie. Der Name sprang mir aus einer kleinen Notiz in der zweiten Spalte der Titelseite entgegen. Kasinoangestellte in Las Vegas ermordet. Patricia Davies gestern nacht auf der Schwelle von Wohnwagen erschlagen. Früher verheiratet mit Sportler Vance M’Gruder.
    Schweigend deutete ich darauf und gab Dana die Zeitung. Sie schaute mich mit geweiteten Augen an.
    »Das darf ich mir nicht entgehen lassen«, sagte ich. »Es könnte Sammy gewesen sein.«
    »Aber ... unser Gepäck ist ...«
    »Dana, Sie fliegen nach New York. Kümmern Sie sich dort um meine Sachen. Ich überprüfe das und komme nach.«
    »Aber ich soll doch bei Ihnen bleiben.«
    Ich packte sie an den Handgelenken und schüttelte sie leicht. »Sie müssen nach New York. Sie sind ein großes Mädchen. Ich muß Ihnen das nicht haarklein erklären. Für Sie und mich ... ist es zu spät.«
    Sie hielt meinem Blick stand, und ihr Mund formte lautlos diese Worte. Zu spät. Ihr angespanntes Gesicht wurde etwas weicher. Und jünger. »Danke«, sagte sie feierlich. »Danke, Travis, daß Sie wissen, wann es zu spät ist.«
    Ich ließ sie los und wandte mich ab. »Ihr Boss erwartet Sie. Also los.« Sie brummelte, daß sie das mit meinem Ticket regeln würde, und verschwand in der Menge. Ich sah ihr nach, und für einen Moment schoß mir das groteske und würdelose Bild des Augenblicks durch den Kopf, wenn man spürt, daß der Schwertfisch noch einmal zu seinem letzten, großen, verzweifelten Sprung ansetzt, ihn hochsteigen sieht, und dann sieht, wie er am höchsten Punkt mit einem letzten Schnicken des Kopfes einem den Köder wieder in den Schoß zurückschleudert. Das Bild paßte nicht einmal. Ich war zum Umweltschützer geworden. Ich ließ die Leine locker und sagte auf Wiedersehen.
    Ich wartete. Und wartete. Ihr Flug wurde aufgerufen. Ich ging zum Gate. Ich sah sie nicht. Ich ging zum Schalter der Fluglinie. Man überprüfte die Passagierliste. In aller Ruhe. Sir, die Passagierin hat vor Abflug storniert. Ich hatte Angst, war besorgt und wußte gar nichts mehr. Ich hatte das ganze Spiel zu locker gespielt, zu selbstsicher, und vielleicht war jemand, der viel schneller und klüger war, aus dem Schatten getreten.
    Ich durchstreifte die Ausläufer des Terminals und suchte nach meinem Mädchen in Grün. Und fand sie, sah sie durch

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