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Leidenschaft in Rot

Leidenschaft in Rot

Titel: Leidenschaft in Rot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John D. MacDonald
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Dusche und zog mich an. Ich schaltete das kümmerliche Zimmerlicht an und setzte mich aufs Bett, schob schwarze Locken beiseite und küßte den zarten Nacken ihres duftenden Halses. Sie drehte sich um und schaute mit einem weichen, ausdruckslosen, jungen Gesicht zu mir hoch. »Du bist ja angezogen!« murmelte sie vorwurfsvoll.
    »Ich gehe eine Weile raus. Schlaf weiter, Süße.«
    Sie versuchte, die Stirn zu runzeln. »Sei vorsichtig, Liebling.«
    »Ich liebe dich«, sagte ich. Es kostet nichts. Nicht, wenn es stimmt. Ich küßte ihren weichen, lächelnden Mund, und ich glaube, sie war eingeschlafen, noch bevor ich aufstand. Ich ließ das spärliche Licht brennen und ging hinaus.
    Mit all den seltsam gespaltenen Gefühlen eines männlichen Eroberers ging ich auf die Hauptgebäude zu. Aufgeblasene Selbstüberschätzung, eine leichte Melancholie, ein nicht unangenehmes, ungerichtetes Schuldgefühl, aufrecht wie ein Zinnsoldat.
    Aber bei ihr war es noch etwas mehr. Ein Gefühl des Gelingens, des Aufbaus von Identitäten, ihrer und meiner.
    Es hatte keine Unaufrichtigkeit zwischen uns gegeben. Und in all dem grenzenlosen Geben und Nehmen hatte ich sie immer als Dana wahrgenommen, mit all ihrer Vitalität und Beständigkeit. Die kleine körperliche Fremdheit ganz zu Beginn hatte nur sehr kurze Zeit angedauert. Danach war sie mir völlig vertraut und lieb. So als seien wir sehr lange getrennt gewesen und hätten nach nur kurzer Befangenheit wieder zueinandergefunden.
    Danach war es ein tiefes Erkennen und Wiedererkennen, für das es keine Worte gibt. Es entstand ein symbolischer Dialog. Ich gebe mich Dir. Ich nehme Dich entgegen. Ich verehre Dich.
    Und dann war da das alberne Gefühl unglaublichen Glücks. Und die Chancen, so ein Glück zu erleben, sind verdammt gering.
    Ich arbeitete mich durch zwei gedankenschwere Gins mit Wermut, während mein Steak verbrutzelt wurde. Beim Kaffee hörte ich auf, über mich nachzugrübeln, besorgte mir eine Lokalzeitung und las den detaillierteren Bericht über den Mord an Patty M’Gruder.
    Dann fuhr ich in die Stadt und parkte und wanderte durch das merkwürdige Viertel mit Billigläden, pastellfarbenen Heiratskapellen und offenen Kasinos, die in gleißendes Neonlicht getaucht waren. Gespenstische Gestalten irrten zwischen den Touristen umher, und die Bullen waren auf der Hut. Alte Damen zerrten an den Hebeln und verspielten ihre Zehner aus Pappbechern. Musik dröhnte wild durch die trockene Nachtluft, und in den geräuschvolleren Ecken konnte man alles von Büchern über Traumdeutung bis zu Vogelkacke aus Plastik kaufen.
    Das Four Treys entpuppte sich als langer, greller, enger Dschungel aus Geldspielautomaten. Was war nur aus dem altmodischen einarmigen Banditen geworden? Jetzt kann man an zwei Hebeln ziehen, drei Raumschiffe und einen Astronauten erwischen und einen Moonpot gewinnen, der anderthalb Jackpots entspricht. Die Geldwechselgirls saßen hinter Draht, rissen die Münzrollen auf und entleerten sie für die Kundschaft in Pappbecher. In regelmäßigen Abständen erklangen das Klirren von Geld und schrille Freudenschreie.
    Ich hatte mich nur umschauen wollen. Ich brauchte keinen Wegweiser. Erst einmal setzte ich mich erneut hinter das Steuer einer Luxuskarosse, die ich mir von dem Geld eines berühmten Filmstars leisten konnte, und fuhr wieder durch die Neonnacht davon.

Zwölf
    Der Wohnwagenpark trug den Namen Desert Gate. Ich mußte quer durch die Stadt bis ans andere Ende fahren und kam kurz nach zehn an. Ein ordnungsliebender Mensch hatte ihn so eingerichtet, daß alle Wohnwagen in Fischgrätmuster zu beiden Seiten eines breiten Asphaltstreifens, der ins Leere führte, aufgestellt werden mußten. Die Einfahrt bestand aus einem hohen, dünnen Aluminiumbogen, an dem ein rosa Scheinwerfer hing.
    Die Wohnwagen waren groß und alle aufgebockt und hatten kleine Vorplätze und Markisen vor den Türen. Etwa die Hälfte von ihnen war unbeleuchtet. Patricia hatte im sechsten auf der linken Seite gewohnt - und war davor gestorben. Es brannte Licht. Ich parkte und ging zur Eingangstür. Als ich die Hand hob, um an die Aluminiumtür zu klopfen, tauchte drinnen die Silhouette einer stämmigen Frau auf.
    »Was wollen Sie?«
    »Ich möchte mit Martha Whippler sprechen.«
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist McGee. Ich war mit Patty befreundet.«
    »Hören Sie, wieso hauen Sie nicht ab? Die Kleine hat ’n schweren Tag hinter sich. Die ist fix und alle. Okay?«
    »Schon gut, Bobby«, sagte

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