Leidenschaft in Rot
übersehen. Sie waren klein, katzengelb und etwa so weich und sanft wie Messingplatten.
In seinem ordentlichen, kleinen, langweiligen Büro standen auf einem Regal Pokale, die er in verschiedenen Disziplinen gewonnen hatte. Ein paar davon waren für Pistolenschießen. Er sprang auf, hockte sich auf die Schreibtischkante und strahlte mich an. »Wieso sollte ich irgendwelche Spielchen spielen, Kumpel? Was hätte ich davon? Wenn Sie von hier wären, vielleicht. Wenn ich ’ne Quelle am Laufen halten will. Klar. Aber Ihren müden, grauen Arsch kann ich in ’ne Zelle stecken und Sie da lassen, bis Sie ganz wild drauf sind, alles zu verraten, was ich wissen will.«
Ich kicherte so fröhlich wie er. »Diesen Freund, dem ich den Gefallen tue, würde das schrecklich aufregen. Er hat natürlich keinerlei Beziehungen hier. Außer den Anwälten, die man für Geld kriegen kann. Notfalls ganze Kompanien davon. Ich bin nicht vorbestraft, Sergeant. Aber von unvorsichtigen Leuten bin ich von Zeit zu Zeit und hier und da mal eingelocht worden. Und die altmodischen haben mir auch mal eins übergebraten. Es würde uns daher beiden nur Unannehmlichkeiten bereiten. Ich bin sowieso scharf drauf, alles zu erzählen. Und ich bin scharf drauf, daß Sie mir alles verraten, was Sie wissen.«
Er nahm die verschiedenen Ausweise und Bescheinigungen vom Schreibtisch und reichte sie mir. »McGee, Sie haben da alle möglichen Ausweise, nur nicht den richtigen.«
»Braucht man einen Ausweis, um einem Freund einen Gefallen zu tun?«
»Ich sag’s Ihnen noch mal. Wenn Sie einen offiziellen Status haben, dann können Sie Ihren Freund unter Umständen decken. Aber Sie haben gar nichts. Sie müssen mir sagen, wer Sie angeheuert hat.«
»Aber ich sagte Ihnen doch schon, Sergeant, daß wir darauf noch kommen, wenn alles gut läuft. Außerdem hat er mich nicht angeheuert. Es ist nur ...«
»Herrgott, ja. Ein Gefallen für einen Freund.« Er griff nach seinem Hut. »Geh’n wir ’n Kaffee trinken.«
Er holte einen Wagen aus der Garage, und wir fuhren zehn Straßen weiter zu einem Drive-In. Die hübsche Kellnerin kannte ihn beim Namen und brachte uns Kaffee und Rosinendoughnuts.
»Ich fange an«, sagte ich. »D. C. Ives. Manchmal muß einer umgebracht werden, bevor die Leute drauf kommen, daß da irgendwas nicht ganz koscher ist.«
»Nicht ganz koscher. Na, das ist aber nett! Sagen wir mal so. Es ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, daß ein Mann ein Bankkonto haben muß, aber fast jeder, der vierzigtausend Mäuse besitzt, hat eins. Sein Einkommen mit legaler Arbeit lag schätzungsweise bei etwa fünfzig oder sechzig die Woche. Seine Ausgaben bei über tausend Dollar im Monat. Also hat er entweder von einem dicken Fischzug von früher gelebt, oder er hat immer so nebenbei kleinere Fischzüge gemacht.«
»Er hat sie immer so nebenbei gemacht.«
»Vielen Dank. Das hatte ich mir schon zusammengereimt.«
»Wieso?«
»Sie sind wieder dran, McGee.«
»Er hatte ein Studio und eine Dunkelkammer zu Hause, aber er hatte auch noch eine Dependance. Ich nehme an, irgendwo in der Nähe der Verano Street. Mit einer weniger aufwendigen Ausrüstung. Ein guter 35-mm-Vergrößerer, eine Vorrichtung zur Herstellung und zum Trocknen von acht bis zehn Abzügen, keine Geräte zur Massenproduktion ... so etwa das, was man bei einem fortgeschrittenen Amateur erwarten würde, ein Einmannbetrieb.«
»Und wofür?«
»Sind jetzt Sie nicht dran, Sergeant?«
»Okay. Er machte dort Sachen, die er wegen seiner Tochter nicht daheim erledigen wollte. Wenn sie nicht in der Schule war, hat sie ihm zu Hause geholfen. Er ist viel herumgereist. Kurze Trips. Aufträge, wie er es nannte. Ich meine, es war keine übliche Drecksarbeit. Dazu gibt es zu wenig Nachfrage auf diesem Gebiet. Und die Bezahlung ist schlecht. Was meinen Sie, was es war, McGee?«
»Diskrete, sorgfältig geplante, fachmännische Erpressung. Dazu vielleicht ein bißchen Industriespionage. Und vielleicht Aufnahmen von Leuten zusammen mit den falschen Leuten - der Manager, der mit der Konkurrenz redet, der Banker mit der Nutte. Zeug fürs Teleobjektiv, die Küste rauf und runter. Wie kam er an die Arbeit? Zum Teil über seriöse Agenturen vielleicht. Zum Teil aus der Unterwelt. Mit echt scharfen Fotos konnte er ’ne Menge Geld rausholen, wenn die Leute wichtig waren.«
»Und irgendwann macht er einen Fehler und kriegt den Kopf eingeschlagen.«
»Wahrscheinlich.«
»McGee, wenn Sie versuchen, einem Freund einen
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