Leidenschaft und Pfefferkuchen
sich, auf der Couch Platz zu nehmen. Es musste eine andere Erklärung geben. Er weigerte sich zu glauben, dass Darcy etwas mit der Geldwäsche zu tun hatte.
Sie lächelte ihn an, als sie ins Wohnzimmer kam. Ein Teller mit Keksen nahm fast das ganze Tablett ein. Zwei Gläser Milch standen dicht beieinander. Sie stellte das Tablett auf den Couchtisch und setzte sich zu Mark auf das Sofa.
„Die mag ich am liebsten.“ Sie wählte einen Keks in Form einer Glocke und knabberte an der Kante. „Eigentlich schmeckt mir der Zuckerguss besser als der Teig, aber ich kann ja nicht bloß die Glasur herunteressen. Deshalb schlucke ich die Masse auch.“
Sie lächelte immer noch. Es war ein so gelassenes, gewinnendes Lächeln, dass er sich unwillkürlich fragte, ob er sich das viele Geld nur eingebildet hatte. Aber er wusste es besser. Er fühlte sich zum zweiten Mal verraten und verkauft. Dabei hatte er sich geschworen, so etwas nie wieder mit sich geschehen zu lassen.
Was interessierte es ihn, ob sie eine Kriminelle war oder nicht? Er sagte sich, dass ihm nichts an ihr lag. Selbst wenn sie einige Male miteinander geschlafen hatten und vielleicht sogar Freunde hätten werden können. Na und?
Spontan stand er auf. „Ich muss gehen.“
Entgeistert beobachtete Darcy, wie Mark aus dem Zimmer stürmte. Gerade eben noch hatten sie beisammengesessen und geredet, und im nächsten Augenblick verschwand er einfach. Was war passiert? Sie legte den Keks zurück auf den Teller. Anscheinend ging ihre Pechsträhne in puncto Männer nie zu Ende.
Sie wusste nicht, warum Mark gegangen war, aber sie spürte schon die ganze Zeit über, dass etwas nicht stimmte. Trotz seiner gegenteiligen Behauptung war er ihr aus dem Weg gegangen. Warum, das wusste sie nicht. Jedenfalls hatte er eindeutig Detektiv gespielt mit all seinen Fragen. Offensichtlich argwöhnte er irgendetwas. Aber was? Hatte er von Dirk erfahren? Aber wie konnte er etwas über die Schule und die Behinderung ihres Bruders herausgefunden haben?
War es wichtig? Sie sank auf dem Sofa in sich zusammen. Bisher war sie davon ausgegangen, dass Mark aufgrund der jahrelangen Fürsorge für seine kleine Schwester mehr Verständnis und Akzeptanz für ihre Situation aufbringen konnte als andere Männer. Offensichtlich hatte sie sich in diesem Punkt geirrt und in seiner Person gründlich getäuscht. Sie war für ihn gut genug, um mit ihr zu schlafen, aber nicht gut genug für alles andere.
„Zum Teufel mit ihm“, sagte sie laut. Doch ihre Stimme klang eher zaghaft als resolut, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
9. KAPITEL
Darcy klopfte an die halb geöffnete Tür des Beratungsbüros. Andrew blickte von seinem Schreibtisch auf und winkte sie herein.
„Ich habe Sie erst wieder zum Wochenende erwartet“, bemerkte er.
Sie setzte sich ihm gegenüber. „Ich wollte nur mal vorbeischauen und Dirk Hallo sagen.“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Wir sind hier fünfzig Meilen von Whitehorn entfernt, noch dazu auf einer überwiegend holprigen Straße. Ist irgendwas vorgefallen?“
„Nein. Wirklich nicht. Es ist alles in Ordnung. Wie geht es Dirk?“
„Er macht riesige Fortschritte.“ Andrew lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Einige Dinge kann er leichter begreifen als andere. Sie wissen ja, dass es unser Ziel ist, unseren Schülern zu helfen, sich so eigenständig wie möglich in der Welt zurechtzufinden. Dirk wird niemals leitender Geschäftsführer einer großen Firma sein, aber wie ich Ihnen schon bei seinem Eintritt in unser Institut gesagt habe, denke ich, dass sich ihm viele Perspektiven öffnen werden. Nachdem ich ihn inzwischen sechs Monate kenne, sehe ich keinen Grund, diese Einschätzung zu revidieren. Ich bin eher noch zuversichtlicher geworden.“
„Danke.“ Sie spielte mit dem Schulterriemen ihrer Handtasche. „Ich kann die Zahlungen doch weiterhin monatlich leisten, oder?“
„Natürlich.“ Er schmunzelte. „Ich bin übrigens gerade dabei, ein finanzielles Hilfspaket für Sie zu schnüren. Da Dirk jetzt lange genug bei uns ist, um ihn einstufen zu können, werden wir ein Stipendium und Zuschüsse für ihn beantragen.“
Darcy wagte nicht zu hoffen. „So etwas können Sie erreichen?“
„Wir können es versuchen. Wir reden nicht sofort über diese Option, wenn wir einen neuen Schüler bekommen, weil zunächst gewisse Voraussetzungen erfüllt sein müssen. Dazu zählt die Frage, inwieweit dem Schüler überhaupt geholfen werden kann. Wir glauben, dass
Weitere Kostenlose Bücher