Leidenschaft und Pfefferkuchen
Druck nicht mehr aushält, gehen andere Dinge in ihm vor. In jedem Fall wird es dauern, bis er gelernt hat, damit zurechtzukommen.“
„Sie haben bestimmt recht. Ich hatte irgendwie angenommen, dass es nur mit mir zu tun hat – dass er sich so komisch verhält, meine ich. Vielleicht stimmt das ja gar nicht. Eine Freundin von ihm hat sich vor ein paar Tagen umgebracht.“
Andrew stieß einen Pfiff aus. „Eine frühere Geliebte?“
„Das weiß ich nicht. Vielleicht. Wahrscheinlich.“ Darcy rutschte unbehaglich auf dem Stuhl umher. „Vielleicht mache ich mir selbst etwas vor, aber ich glaube nicht, dass er mit ihr die Liebe seines Lebens verloren hat. Aber irgendwas geht in ihm vor. Es ist schwer zu erklären.“
„Selbstmord ist für die Hinterbliebenen immer schwer zu verkraften“, erläuterte Andrew. „Ihr Freund ist wahrscheinlich gefühlsmäßig hin- und hergerissen. In einer neuen Beziehung zu stecken erhöht nur noch seine Verwirrung und seine Schuldgefühle.Versuchen Sie, es nicht persönlich zu nehmen.“ Er schüttelte den Kopf. „Es sei denn, die ganze Sache gestaltet sich zu schwierig, und Sie wollen lieber aussteigen. Sie müssen sich nicht auf diesen Mann einlassen.“
„Darum geht es nicht. Ich empfinde Mark nicht als Belastung“, entgegnete Darcy aufrichtig. „Ich nehme an, es ist einfach so viel in so kurzer Zeit passiert, dass es mir schwerfällt, im Gleichgewicht zu bleiben.“ Sie versuchte zu lächeln und hatte das Gefühl, dass es ihr nicht sonderlich gut gelang. „Ich bin daran gewöhnt, dass Männer sich von mir abwenden, sobald sie von Dirk erfahren. Diesmal geht es ausnahmsweise nicht um dieses Problem.“
„Es ist hart, wenn man feststellen muss, dass man nicht das Zentrum des Universums ist“, neckte er. Dann fragte er nüchtern: „Kommen Sie klar? Sie haben momentan sehr viel zu verkraften.“
„Es geht mir gut.“ Zumindest versuchte sie, einigermaßen normal zu leben. Mark machte es ihr nicht leicht.
Andrew beugte sich zu ihr vor. „Möchten Sie darüber sprechen, wie Dirk ihr Privatleben beeinflusst?“
„Ich weiß nicht, ob es da etwas zu sagen gibt. Die Geschichte ist nicht neu. Ich liebe meinen Bruder und würde alles für ihn tun. Aus dieser Situation heraus stoße ich immer wieder auf die Tatsache, dass die Leute – insbesondere Männer – sich auf nichts einlassen wollen, was unbequem ist. Und Dirk ist nicht gerade pflegeleicht. Ich habe durch ihn emotionale und finanzielle Verpflichtungen, die ein Leben lang bestehen bleiben. Wenn eine Frau Kinder hat, kann sie wenigstens davon ausgehen, dass die irgendwann erwachsen werden und auf eigenen Füßen stehen. Bei Dirk wird dieser Fall unter Umständen nie eintreten.“
„Ich denke doch, dass es bei ihm sehr wahrscheinlich ist“, widersprach Andrew, „aber es ist nicht sicher. Was die Männer angeht, die Sie kennen, tut es mir leid, dass alle so oberflächlich sind. Es gibt da draußen einige wenige von der guten Sorte, und ich schlage vor, dass Sie weitersuchen.“
„Oh, ich habe nicht aufgegeben. Ich bin nur vorsichtiger geworden.“ Aber dumm geblieben, dachte sie. Weil Mark auf ihre Bitte eingegangen war, ihre Beziehung auf eine freundschaftliche Basis zu stellen, hatte sie sich gestattet zu hoffen, dass die Dinge bei ihm anders liegen könnten. Welche Ironie, dass sie seinen Rückzieher nicht auf Dirks Existenz schieben konnte! „Nun dann, falls Ihnen ein solcher Ausbund an Tugend über den Weg läuft, geben Sie ihm bitte unbedingt meine Telefonnummer, okay?“
„Versprochen.“
Darcy stand auf und verabschiedete sich. Als sie hinaus auf den Korridor trat, suchte sie Trost in Andrews Worten – dass Marks Probleme womöglich gar nicht mit ihr zusammenhingen und sie irgendwann jemanden kennenlernen würde, der in Dirk den wundervollen jungen Mann sah, der er war. Aber selbst diese positiven Gedanken halfen nicht, ihre Stimmung zu heben. Einerseits glaubte sie nicht, dass sie jemals einen so weitsichtigen Mann finden würde; andererseits hatte sie gar nicht den Wunsch, jemand anderen kennenzulernen.
Sie lehnte sich an die Wand und seufzte, als ihr eine Erkenntnis kam, auf die sie gern noch ein paar Jahre verzichtet hätte: dass sie Mr Perfect gar nicht begegnen wollte. Sie zog es vor, in Mark den Mann ihrer Träume zu sehen. Er sollte einfach aufhören, sich seltsam zu verhalten, und sich in sie verlieben. Sie wünschte sich, dass er ihren Bruder kennenlernte und akzeptierte und Verständnis
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