Leidenschaft und Pfefferkuchen
die Küche. Nach dem Verlust ihrer Eltern hatte sie zu ihrer eigenen Überraschung festgestellt, dass sie sich gut und gern um andere kümmerte. Es machte ihr Spaß, etwas für andere zu tun. Wären Geld und Platz kein Thema – ganz zu schweigen von ihren langen Arbeitszeiten –, hätte sie ihr Haus mit heimatlosen Hunden und Katzen gefüllt. Selbst jetzt, da sie Mark eigentlich den Kopf abreißen sollte, konnte sie sich nicht davon abhalten, heiße Schokolade für ihn zu kochen und Kekse auf einen Teller zu schichten.
Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück und stellte das Tablett neben ihm aufs Sofa. Dann nahm sie sich einen Becher heiße Schokolade und zog sich auf einen Sessel auf der anderen Seite des Tisches zurück.
„Jetzt fang schon an zu reden“, drängte Darcy und hoffte, verärgert zu klingen. Leider waren ihr Zorn und ihre Empörung weitgehend abgeklungen, und sie fühlte sich eigentlich nur noch leer und traurig.
Vor vierundzwanzig Stunden hätte sie es nicht erwarten können, ihm von ihrem neuen Vertrag mit dem Hip Hop Café zu berichten. Allerdings hatte er zu dem Zeitpunkt noch nichts von Dirk gewusst und hätte nicht verstehen können, warum es so wichtig für sie war, viel Geld zu verdienen. Nun kannte er die Umstände, aber sie waren nicht länger befreundet.
Bei diesem Gedanken fühlte sich ihre Brust an wie zugeschnürt. Keine Freunde mehr. Seltsam, wie sehr Mark in wenigen kurzen Wochen zu einem wichtigen Teil ihres Lebens geworden war. Ursprünglich hatte es sich nur um eine Schwärmerei gehandelt, aber im Laufe der Bekanntschaft war ihr bewusst geworden, dass sie den Menschen mochte, der er wirklich war, und nicht nur ihre Wunschvorstellung von ihm.
„Es tut mir leid, dass ich schlecht von dir gedacht habe“, sagte er leise, Als ich gemerkt habe, dass du ein Geheimnis hast, habe ich das Schlimmste angenommen.“
Vorwurfsvoll blickte sie ihn über den Rand ihres Bechers hinweg an. „Du hättest mich fragen können.“
„Stimmt.“ Er nahm einen Schluck von der heißen Schokolade. „Danke, dass du mir von deinem Bruder erzählt hast. Ich wünschte, es wäre unter anderen Umständen dazu gekommen.“
Darcy heftete den Blick auf die Wand hinter ihm. „Ich habe vor langer Zeit aufgehört, irgendwem davon zu erzählen. Ich bin es leid geworden, von Leuten enttäuscht zu werden, die ich mag.“
„Ich denke nicht, dass ich dich in diesem Punkt enttäuscht hätte.“
Das hätte sie ihm gern geglaubt, aber sie hegte gewisse Zweifel. „Vielleicht nicht. Aber du hast mich in anderen Dingen enttäuscht.“
„Ich weiß. Rückblickend verstehe ich nicht, wie ich so negativ von dir denken konnte. Du bist ein guter Mensch. Einer der besten, die ich kenne.“
Sie sah Mark wieder ins Gesicht und versuchte zu ignorieren, wie tiefgrün seine Augen im Lampenschein leuchteten oder dass die Form seines Mundes sie daran erinnerte, wie schön es mit ihm gewesen war.
„Du versuchst bloß, Zeit zu schinden“, warf sie ihm vor. „Hast du mir tatsächlich etwas zu sagen, oder willst du mir bloß Sand in die Augen streuen?“
Er holte tief Luft. „Du hast recht. Ich scheue mich, es dir zu gestehen, weil es deine Ansicht über mich ändern wird.“
„Es kann nicht schlimmer werden, als es jetzt schon ist.“
„Hoffentlich hast du recht.“
Zum ersten Mal, seit Darcy ihn hereingebeten hatte, spürte sie einen Anflug von Anspannung. Obwohl sie überzeugt war, dass er einen guten Grund für seine schlechte Meinung von ihr zu haben glaubte, erwartete sie nicht, dass er sie mit seiner Geschichte beeindrucken konnte. Doch dann sah sie einen gequälten Ausdruck in seine Augen treten, und sie begann zu zweifeln.
„Nach dem College bin ich von hier direkt nach New York gegangen“, eröffnete Mark. „Ich wurde in das New Yorker Polizeidezernat aufgenommen. Es war schon immer mein Ziel, es bis zum Kriminalbeamten zu schaffen. Mit sechzehn, als ich noch zur Highschool gegangen bin, habe ich Teilzeit für den alten Scott Riley gearbeitet, der ein schäbiges kleines Detektivbüro hier in der Stadt führte. Meine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, Ehegatten der Untreue zu überführen. Aber hin und wieder hat es auch mal einen interessanten Fall gegeben.“
„Und inwiefern ist das für mich relevant?“, fragte sie nachdrücklich. Sie wollte nicht in seine Vergangenheit hineingezogen werden. Was hatte das alles mit ihr zu tun?
„Darauf komme ich noch. Aber es dauert einen Moment.“
Sie stand auf
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