Leidenschaft und Pfefferkuchen
habe, dass sich die Dinge zwischen uns dadurch änderten. Ich war so schockiert, dass ich nicht wusste, was ich davon halten sollte. Sie hat mir versichert, dass seit Wochen Funkstille zwischen ihnen geherrscht habe, dass sie ihn bei ihrer Rückkehr vom Shoppen tot in ihrer Küche vorgefunden und nicht gewusst habe, was sie tun solle.“
„Das kann ich ihr nicht verdenken.“ Darcy war überzeugt, dass auch sie ziemlich hysterisch auf einen Toten in ihrem Haus reagiert hätte.
„Ich hätte es besser wissen müssen“, murmelte er zerknirscht. „Die Tatsache, dass sie mir nichts von ihrer Ehe erzählt hatte, war ein deutliches Warnsignal. Aber ich habe geglaubt, dass ich sie liebe, und es deshalb ignoriert.“
Es fiel ihr schwer, sich nicht daran zu stören, dass er ihr, Darcy, bereitwillig das Schlimmste unterstellte, aber von Sylvia nur das Beste hatte denken wollen.
„Ich habe das Dezernat eingeschaltet“, fuhr er fort. „Ich kenne die Männer gut, die auf den Fall angesetzt wurden. Ich durfte mich wegen Befangenheit nicht an der Aufklärung beteiligen, aber ich wurde weitgehend über die Ermittlungen auf dem Laufenden gehalten. Eine ganze Weile haben sie ziemlich im Dunkeln getappt, aber dann haben sie mich eines Tages zu einem vertraulichen Gespräch vorgeladen. Offensichtlich haben gewisse Indizien darauf hingedeutet, dass Sylvia ihren Mann selbst getötet hatte.“
Einerseits war Darcy gar nicht überrascht über diese Enthüllung. Andererseits konnte sie es nicht glauben. „Warum hat sie das getan?“
„Das weiß ich nicht. Sie hat es mir nie gesagt.“
„Du hast mit ihr darüber gesprochen?“
„O ja. Ich bin zu ihr nach Hause gefahren und habe sie mit den Fakten konfrontiert. Zuerst hat sie versucht, alles zu leugnen. Sie hat geweint und behauptet, dass sie mich liebe. Und sie schluchzte, dass ich ihr glauben müsse, wenn ich ihre Liebe erwiderte.“
„Aber du hast es nicht getan?“
„Ich habe gewisse Zweifel bekommen. Letztendlich hat sie mir die Tat eingestanden und von mir gefordert, dass ich ihr helfe, ungeschoren davonzukommen. Als ich mich geweigert habe, hat sie mir gedroht. Weil ich trotzdem nicht auf ihren Plan eingehen wollte, hat sie eine Pistole gezückt und auf mich geschossen. Zwei Mal.“
Darcy hatte das Gefühl, jeden Moment in Ohnmacht zu fallen. Sie spürte sämtliches Blut vom Kopf in die Füße sinken. Der Raum um sie her begann, sich zu drehen. Sie rang nach Atem.
Allmählich legte sich der Schwindel, und sie konnte Mark wieder deutlich erkennen. Er saß ihr gegenüber und beobachtete sie eingehend. Vermutlich versuchte er, ihre Reaktion abzuschätzen.
„Sie ist für deine Verletzungen verantwortlich? Ich dachte, ein Krimineller hätte dir das angetan.“
„Sie war eine Mörderin.“
Mit einer ungeduldigen Handbewegung wischte sie die Bemerkung fort. „Du weißt genau, was ich meine. Ich dachte, es wäre bei einer Verfolgungsjagd oder so passiert.“
„Ich schätze, wir haben alle unsere Geheimnisse.“
Er gab sich ganz lässig, aber sie bezweifelte, dass er sich im Innern so gleichmütig fühlte. Fragen schossen ihr durch den Kopf, obwohl sich die Fakten wie Teile eines Puzzles zusammenfügten. Kein Wunder, dass er das Schlimmste von ihr angenommen hatte! „Was ist passiert, nachdem sie dich angeschossen hat?“
„Sie ist wegen Mordes an ihrem Ehemann und Mordversuchs an mir festgenommen worden. Ich habe viel Zeit im Krankenhaus und dann in der Reha verbracht.“
Sie dachte an die noch nicht ganz verheilten Narben auf seinem Körper. „Du hättest sterben können.“
„Das haben die Ärzte auch gesagt.“
„Du musst furchtbar lange unter Schock gestanden haben“, murmelte sie vor sich hin. „Immerhin hattest du geplant, die Frau zu heiraten.“
„Die Ironie der Situation ist mir durchaus bewusst. Während meiner Genesung hatte ich viel Zeit zum Nachdenken. Was ich immer noch nicht begreifen kann, ist, wie ich mich so sehr in ihr täuschen konnte. Ich bin Cop – ein Detective. Von mir wird erwartet, dass ich die Leute durchschaue. Doch sie hat mich total an der Nase herumgeführt. So viel zu meiner Menschenkenntnis.“
Darcy fühlte sich hin- und hergerissen. Auf der einen Seite war da der Drang, ihn darauf hinzuweisen, dass er sich auch in ihr getäuscht hatte; auf der anderen Seite verspürte sie das Bedürfnis, sich zu ihm zu setzen und ihn tröstend in die Arme zu schließen. Doch dann blieb sie, wo sie war.
„Ich frage mich immer
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