Leidenschaft und Pfefferkuchen
heute?“
„Noch mal Kekse mit Zuckerguss. Die verkaufen sich wesentlich schneller, als Melissa erwartet hatte. Deshalb hat sie heute doppelt so viele in Auftrag gegeben. Und ich muss noch ein Pfefferkuchenhaus machen. Das Krankenhaus will eins bei der Weihnachtsfeier am Freitag verlosen. Ich backe heute den Teig und schneide ihn aus, und morgen baue ich es dann zusammen.“ Während sie sprach, ließ sie vor Müdigkeit die Schultern hängen.
„Wie lange musst du heute Nacht aufbleiben?“, fragte er besorgt.
„Darüber will ich lieber nicht nachdenken.“
„Kann ich dir helfen? Wenn du den Pfefferkuchenteig zusammengemixt hast, können wir ihn doch drüben bei mir backen. Dann hast du deinen Ofen frei für die Kekse.“
Sie lächelte ihn hoffnungsvoll an. „Macht es dir denn nichts aus?“
„Überhaupt nichts.“
„Danke schön.“
Sie holte große Rührschüsseln und Backbleche aus den Schränken. Dann scheuchte sie Mark hinaus, damit er seinen Ofen vorheizte.
Während er zu seiner Wohnung ging, fragte er sich, ob sie Geld von ihm annehmen würde. Er hatte einiges zur Seite gelegt und konnte ihr helfen, Dirks Schulgeld für das ganze nächste Semester zu bezahlen.
Doch kaum war er auf diese Idee gekommen, da verwarf er sie gleich wieder. Darcy würde eine Unterstützung dieser Art niemals annehmen. Seinen Backofen zu benutzen, war eine Sache, Geld eine ganz andere. Dazu war sie zu starrsinnig und zu stolz.
Und sie war außerdem all das, was er auf Sylvia projiziert hatte. Der Unterschied bestand darin, dass Darcy das Original war. Was genau wünschte er sich also von ihr?
Seine Beziehung zu ihr war anders als zu allen anderen Frauen vor ihr. Bei Sylvia hatte er eine spontane überwältigende Anziehungskraft verspürt. Er war ihr auf den ersten Blick verfallen gewesen. Bei Darcy hatten sich die Dinge langsamer entwickelt. Allerdings nicht in sexueller Hinsicht, rief er sich grinsend in Erinnerung, während er seine Küche betrat und den Backofen einschaltete. In körperlicher Hinsicht hatte die Chemie zwischen ihnen von der ersten Sekunde an gestimmt, und sie war so mächtig, wie er es nie zuvor erlebt hatte. Aber alles andere – die Freundschaft, oder wie er es auch immer bezeichnen wollte – war ganz allmählich gewachsen. Wie eine schwelende Glut, die sich entzündete und ausbreitete, bis daraus … was entstand? Ein Waldbrand?
Mark schüttelte den Kopf. Das war zu groß. Es lief auf eine Art von Verbindung hinaus, die Unbehagen in ihm weckte. Darcy und ich sind nicht ineinander verliebt. Wir sind …
Er stutzte erneut in dem Versuch, ihr Verhältnis zu definieren. Dabei hasste er sich für seine eigene Unentschiedenheit. Vor Sylvia hatte er immer gewusst, wie es um ihn und die Frauen in seinem Leben stand. Normalerweise fesselten sie ihn nicht. Sylvia war ihm wie die Antwort auf seine Gebete erschienen.
Aber was war Darcy dann für ihn?
„Je größer, desto besser“, erklärte Darcy am nächsten Abend, als sie frierend auf dem Weihnachtsmarkt standen. „Er soll das ganze Wohnzimmer ausfüllen.“
Mark starrte das Monstrum an, das sie ausgesucht hatte. „Dieser Baum würde das Wohnzimmer tatsächlich ausfüllen – im wahrsten Sinn des Wortes. Er ist viel zu groß. Du müsstest ihn entweder in zwei Hälften aufstellen oder auf die Seite legen.“
„Meinst du wirklich?“ Sie legte den Kopf in den Nacken, um an der wunderschön gewachsenen Tanne hinaufzublicken. „Es ist nur, dass ich für gewöhnlich kein sehr großes Budget für die Weihnachtsdekoration habe. Deshalb dachte ich mir, dass ich mich in diesem Jahr bei all den Extraeinnahmen durch das Backen mal so richtig austoben kann.“
„Ich schlage vor, dass du dich in einem etwas kleineren Rahmen austobst.“
Sie dachte an die geringe Deckenhöhe in ihrem Duplex und seufzte. „Ich fürchte, du hast recht. Ich will den Baum nicht zerschneiden müssen, damit er ins Zimmer passt. Wenn wir also keinen großen nehmen können, dann lass uns einen richtig buschigen suchen.“
„Dann bleibt kein Platz mehr, um sich hinzusetzen.“
Sie lachte. „Du bist ja ein richtiger Miesepeter geworden. Mark, es ist Weihnachten! Du musst dich von der feierlichen Stimmung gefangen nehmen lassen.“
Anstatt zu antworten zog er sie an der Hand in eine andere Abteilung des Marktes. Dort angekommen, informierte er sie über die Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Baumarten. Da sie absolut keine Ahnung von Nadelhölzern hatte, achtete sie
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