Leidenschaft und Pfefferkuchen
nicht sonderlich auf seine Ausführungen. Stattdessen beobachtete sie fasziniert, wie das Lampenlicht auf seinen attraktiven Gesichtszügen spielte und er beim Sprechen mit beiden Händen gestikulierte.
Ihr gefiel, dass er – obwohl er nicht viel mit Feierlichkeiten im Sinn hatte und seine Wohnung nicht schmücken wollte – ernsthaft versuchte, den richtigen Baum für ihre Wohnung zu finden.
Sie unterbrach ihn mitten im Satz und fragte: „Bist du sicher, dass du keinen Baum willst?“
Er stöhnte. „Ja, ich bin mir ganz sicher. Ich halte nichts von Tradition. Falls ich den plötzlichen Wunsch verspüren sollte, in Weihnachtsstimmung zu geraten, dann komme ich zu dir rüber.“
„Wie wäre es wenigstens mit einem ganz kleinen Exemplar für deinen Couchtisch?“
„Darcy!“, rief er entnervt.
„Okay. Schon gut. Wir nehmen nur einen für mich. Aber du hilfst mir, ihn auszusuchen, damit er sich ein bisschen wie deiner anfühlt.“
Eine Stunde später waren sie zurück in ihrem Wohnzimmer. Mark stellte den dicht gewachsenen Baum auf und schob ihn so weit wie möglich in eine Ecke. „Wir müssen das Sofa umstellen“, verkündete er.
Sie ignorierte seine Miene, die zu sagen schien: Ich habe dich ja gewarnt. „Das ist kein Problem. Wir schieben es einfach weiter in Richtung Esszimmer.“
„Dann musst du drübersteigen, um aus dem Zimmer zu kommen.“
Sie blickte von der Couch zu der Tür, die in den winzigen Flur und somit in ihr Schlafzimmer und das Bad führte. „Wenn wir das Sofa im rechten Winkel drehen …“
„Dann ist kein Platz mehr für den Couchtisch.“
Sie lächelte. „Es ist ja bloß über Weihnachten. Da kommen wir auch ohne Couchtisch aus.“
Er murmelte etwas Unverständliches vor sich hin, setzte eine resignierte Miene auf und trug den Tisch ins Esszimmer hinüber.
Nach reichlichem Schieben und Ziehen gelang es ihnen, die Couch, den Sessel und dazu den Baum im Wohnzimmer unterzubringen. Kiefernduft wehte durch die Wohnung.
Darcy holte die Kartons mit Zierrat herein, die sie in der Garage aufbewahrte. „Einige dieser Sachen stammen noch aus meiner Kindheit.“ Sie stellte die Schachteln aufs Sofa und öffnete die oberste. „Ein paar habe ich selbst gemacht, also lach nicht.“
„Ich würde dich nie auslachen.“
Seine ernsten Worte gingen ihr unter die Haut. Sie wagte nicht, sich umzudrehen und ihn anzusehen. Denn sie fürchtete sich vor dem, was sie in seinen Augen sehen könnte. Die Festtage mit ihm zu verbringen, fühlte sich irgendwie magisch an. Sie hatte keine Ahnung, was zwischen ihnen geschehen könnte; sie wusste immer noch nicht, wie sie ihre Beziehung definieren sollten. Sicher war nur, dass Darcy sich richtig gut fühlte, wenn sie mit Mark zusammen war.
„Siehst du deine Schwester an den Feiertagen?“, fragte sie, während sie im Karton kramte. Sie fand eine Lichterkette und reichte sie ihm.
„Nein. Maddie ist mal wieder unterwegs. Was ist mit dir? Gehst du Dirk besuchen? Oder kommt er hierher?“
„Ich fahre am ersten Weihnachtstag hin. Da findet eine große Feier in der Schule statt. Anscheinend kommen viele Eltern und Angehörige. Ich freue mich darauf. In der Woche zwischen Weihnachten und Neujahr muss ich arbeiten. Dirk und ich haben darüber gesprochen, ob er für ein paar Tage herkommen soll, aber da er tagsüber überwiegend allein wäre, möchte er lieber in der Schule bleiben.“
Sie zögerte. Sie spielte mit dem Gedanken, Mark zu Weihnachten einzuladen, befürchtete aber gleichzeitig, dass er es als übertrieben empfinden könnte. Schließlich wollte er sie schon in ein paar Tagen ins Internat begleiten. Vielleicht hatte er kein Interesse an zusätzlichem Kontakt zu Dirk. Andererseits war es womöglich unhöflich, ihn nicht einzuladen.
„Was ist mit Heiligabend?“, wollte er wissen.
Sie reichte ihm die nächste Lichterkette.
Anstatt sie zu nehmen, griff er nach ihrer Hand. „Darcy?“
Sie sah ihn an.
„Würdest du Heiligabend bitte mit mir verbringen?“ fragte er und sah sie dabei eindringlich an. „Wir können zusammen Geschenke auspacken.“
Ihr Herz pochte, und ihr Mund wurde trocken. „Was für Geschenke denn?“
„Nur ein paar kleine Kleinigkeiten, um dich zum Lächeln zu bringen.“
Er wollte ihr etwas schenken? Etwas, das es wert war, darüber zu lächeln? Ihre Fantasie gaukelte ihr spontan einen Verlobungsring vor. Mit weichen Knien sank sie auf das Sofa. Sei nicht albern, befahl sie sich im selben Moment. Ganz bestimmt
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