Leidenschaft zum Dessert
haben musste. „Entschuldige. Ich wollte damit nicht andeuten …“ Er konnte es nicht einmal aussprechen, so sehr tat ihm schon der Gedanke weh, Sara könnte mit einem anderen Mann schlafen.
Seit jener Nacht in der Wüste war er von dem Verlangen gequält worden, sie wieder in die Arme zu schließen. Aber alles wurde von der Erkenntnis überschattet, dass er die Situation ausgenutzt hatte. Sara war ein sehr junges Mädchen, das gerade eben das Studium beendet hatte. Selbst wenn sie ihn begehrt hatte, hätte er vernünftiger sein müssen und es nicht zulassen dürfen, dass die Situation so sehr seiner Kontrolle entglitt.
Er war ihr Boss. Der Missbrauch seiner Autorität war unverzeihlich.
Die Tatsache, dass sie seine Entschuldigung ohne Widerspruch akzeptierte, deutete er als Bestätigung, dass jene Nacht ein großer Fehler gewesen war. Und wie er vorgeschlagen hatte, hatten sie sie auch nie wieder erwähnt.
Um seine Sehnsucht nach ihr ein für alle Mal zu ersticken und die Erinnerungen aus seinem Kopf zu verbannen, hatte er sie bis zur Erschöpfung arbeiten lassen, damit sie von selbst aufgab und kündigte.
Als das nichts geholfen hatte, hatte er sie wegschicken wollen. Aus den Augen, aus dem Sinn, hatte er gehofft. Er musste diesen verrückten Drang loswerden, sie zu beschützen und sich um sie zu kümmern. Aber jetzt musste er auch an das Baby denken. Das änderte alles.
Sara sah ihn unverwandt mit ihren hellblauen Augen an, die ihn bis in seine Träume verfolgten. Eine blonde Strähne hatte sich aus ihrem Haarknoten gelöst und war ihr ins Gesicht gefallen. Sara strich sie entschlossen zurück. Dabei spannte sich das T-Shirt über ihren Brüsten, die ihm ein wenig größer vorkamen als noch vor ein paar Monaten, und dem leicht gewölbten Bauch. Kazim wandte hastig den Blick ab. Zu seinem Ärger fiel ihm das Atmen plötzlich schwer. Ihre Schwangerschaft konnte offenbar sein Verlangen nach ihr nicht mindern.
Warum hatte diese Frau eine solche Macht über ihn? Eine Macht, die sich jetzt durch das Kind vervielfachen würde und die er nur bändigen konnte, wenn er Sara heiratete.
„Ich bin ganz allein verantwortlich für diese Situation. Dich trifft keine Schuld …“
„Aber ich …“ Sie wollte protestieren, aber er hob die Hand, um sie zu unterbrechen.
„Du hast dein Versprechen, das du mir an deinem ersten Arbeitstag gegeben hast, nicht gebrochen. Wenn sich jemand Vorwürfe machen muss, dann bin ich es. Denn was zwischen uns geschehen ist, ist einzig und allein die Folge meines unüberlegten Handelns. Mach dir keine Gedanken, wir werden es nie wieder erwähnen. Als meine Frau wird es dir an nichts fehlen, und dem Kind erst recht nicht. Du wirst meinen Namen tragen, und wir werden als Familie zusammenleben.“
Schon jetzt erwärmte ihm die Vorstellung das Herz. Wie seltsam, dass ihm das Schicksal eine solche Gelegenheit gegeben hatte, indem es ihm eine Frau geschenkt hatte, die ihm in jeder Hinsicht gewachsen war.
„Wir werden schon morgen alles Nötige in die Wege leiten, damit wir heiraten können, ehe der Monat um ist, und unser Kind ehelich geboren wird.“ Er rieb sich unbewusst die Hände. „Wir sollten möglichst schnell die Hochzeit planen, vielleicht nächste Woche …“
„Ich kann dich nicht heiraten“, erklärte sie leise, aber ohne zu zögern.
Er war genauso verletzt wie bei ihrer ersten Weigerung. „Aber du musst. Warum siehst du das nicht ein?“, entgegnete er verärgert.
Sara weigerte sich, sich von ihm einschüchtern zu lassen. „Ich weiß, dass eine Heirat in vielerlei Hinsicht die vernünftige Lösung zu sein scheint, aber ich weiß auch, dass wir es auf lange Sicht bereuen würden. Wir würden uns wie in einer Falle vorkommen, in die man uns getrieben hat.“
„Vernunftehen sind in meinem Land die Regel. Nur wenige Ehen werden aus Liebe geschlossen, aber viele von ihnen werden trotzdem glücklich.“
Er hielt inne, kaum dass er die Worte ausgesprochen hatte. Genau das Gleiche hatte sein Vater zu ihm gesagt, als er volljährig wurde. Kazim sollte eine passende Braut finden und sein Leben der Pflicht widmen. Und Kazim hatte sich geweigert und auf sein Recht gepocht, selbst sein Leben zu bestimmen, auch wenn es bedeutete, dass er seine Heimat für immer verlassen musste.
„Waren deine Eltern glücklich verheiratet?“
Saras Frage riss ihn aus seinen düsteren Erinnerungen. „Nein.“ Er wollte sie nicht anlügen.
Sie sah ihn ruhig an. „Also weißt du aus erster
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