Leidenschaft zum Dessert
Hand, dass eine Vernunftehe nicht immer zu Liebe führt.“
Liebe. Er bezweifelte, dass er jemals lieben würde und ob er das Gefühl überhaupt erkennen würde, wenn es ihn tatsächlich irgendwann einmal überkommen sollte. Seit dem Tod seiner Mutter hatte es keine Liebe in seinem Leben gegeben. Selbst seine früher so geliebten Brüder waren zu Fremden geworden, auch sie Opfer der Machtspiele seines Vaters.
„Was ging schief in der Ehe deiner Eltern?“, fragte Sara behutsam. Er sträubte sich instinktiv davor, einer Außenstehenden die Probleme seiner Eltern zu verraten. Aber Sara sah ihn so ehrlich interessiert und mitfühlend an, dass er nicht anders als offen sein konnte.
„Mein Vater hatte gern über alles die Kontrolle und wollte, dass alle um ihn herum wussten, dass er das Sagen hatte.“
„Und er versuchte, deine Mutter zu kontrollieren?“
„Ja. Sie war viel jünger als er, geistreich und lebhaft und mit einer sehr ausgeprägten Persönlichkeit.“ Kazim schluckte mühsam. Selbst nach all den Jahren sah er immer noch ihr lächelndes Gesicht vor dem inneren Auge und spürte die Berührung ihrer zarten Hände. Er klammerte sich an diese Erinnerungen, weil sie wie ein Balsam für sein einsames Herz waren. „Mein Vater duldete keinen Widerspruch.“
„Also stritten sie sich?“
„Ja. Über viele Dinge. Bis mein Vater verkündete, dass er in diesem Haus die Regeln festlege und alle ihm zu gehorchen hätten. Als meine Mutter ihm die Stirn bot, bestrafte er sie auf die grausamste Weise. Er nahm ihr die Söhne fort und schickte sie ins Ausland.“
„Dich auch.“
Er senkte den Blick vor dem Mitleid in ihren Augen. „Ja. Sie starb kurz danach, und seine Bestrafung traf uns alle für den Rest unseres Lebens. Er starb als einsamer, verbitterter alter Mann, der seine Söhne und seine Frau verloren hatte.“
„Das ist schrecklich.“
Kazim straffte die Schultern und hob unwillkürlich das Kinn. Er brauchte ihr Mitleid nicht. Eine harte Schale hatte sich um sein Herz geformt, und wahrscheinlich war er einfach nicht mehr in der Lage, Liebe zu geben oder anzunehmen.
Sara musste das erkannt haben. Sie war ein lebhaftes junges Mädchen, das sein Leben mit einem Mann verbringen sollte, dessen Herz noch intakt war, nicht mit einem, der durch seine Einsamkeit und das Leben im Exil hart gewor den war.
„Wenn du das für das Beste hältst, reiche ich meine Kündigung ein“, sagte sie leise.
„Nein!“, entgegnete er so schroff, dass er selbst erschrak. „Du darfst deinen Job nicht aufgeben.“ Schon der bloße Gedanke störte ihn. Dass sie einen Zug besteigen, die Stadt verlassen und nie wiederkommen könnte, war undenkbar – und unerträglich.
Nein, die sofortige Hochzeit war die einzige vernünftige Lösung. Seine Gefühle spielten dabei keine Rolle. Kazim würde diese Situation angehen wie er eine Krise im Büro angehen würde – mit gezielten Maßnahmen.
„Du bleibst natürlich hier. In deinem Zustand kannst du nicht so viel reisen.“
„Wenn ich bleibe, erledige ich meinen Job wie geplant. Ich möchte keine besondere Rücksichtnahme. Ich reise nächste Woche nach Louisiana, wie wir gesagt haben.“
Er lachte ungläubig. „Du kannst doch nicht auf eine Bohrinsel fliegen. Das ist viel zu gefährlich in deinem Zustand.“
„Aber ich habe es bisher doch auch getan.“
„Da warst du auch noch nicht schwanger.“ Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Die Situation war komplizierter als gedacht. „Das heißt, natürlich warst du schwanger, aber ich wusste das noch nicht. Es liegt in der Natur unseres Jobs, dass er gefährlich ist, aber du wirst dich auf keinen Fall während der Schwangerschaft irgendwelchen Schadstoffen aussetzen.“
„Es ist aber Teil meines Jobs, dafür zu sorgen, dass es auf Bohrstellen so wenig Schadstoffe wie möglich gibt“, konterte sie.
Er unterdrückte ein Lachen. Oh ja, diese Frau war ihm in jeder Hinsicht gewachsen. „Du wirst während deiner Schwangerschaft hier im Büro bleiben. Ich brauche dich jetzt hier.“
Sie hob störrisch das Kinn. „Ich ziehe es vor, vor Ort zu arbeiten.“
„Wie ich schon sagte, ich brauche dich hier.“
Sie presste kurz die Lippen zusammen. „Du bist der Boss.“
Er seufzte leise. „Ich mache meine Autorität nicht gern geltend, aber in diesem Fall muss ich es tun. Ich trage die Verantwortung für alle Mitarbeiter, wie du sicher verstehen wirst.“
Sie holte tief Luft. „Ich verstehe.“ Ihre Augen blitzten
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